rogi-hv 20130107 1049008407 Label:
VÖ:
Best.-Nr.:  

Titel:

Sony Music
03/2009
88697498412

Schwer verliebt und Herz verschenkt
Es brennen die Berge und Wälder
Lange her
Mond auf dem Dach
La Paz um sechs Uhr zwei
Das erste mal
Wahnsinnsnacht
Sie tanzte einen Sommer
Halt mich nicht länger fest
Niemand soll es wissen
Weißes Boot
Kurze Bekanntschaft / Mix
Auf dem Dach


Nach langer, langer Pause wieder ein deutsches Album der Roten Gitarren. Auf der CD befinden sich elf neue Titel. Und was da zu hören ist, klingt einerseits wie die alten Roten Gitarren, andererseits neu, frisch und unverbraucht. Der Titel "Schwer verliebt und Herz verschenkt" eröffnet die CD. Ein echter Ohrwurm, der die neuen Roten Gitarren charakterisiert. Das Lied ist weit flotter als die bekannten, melancholisch gehaltenen Stücke aus der Severyn Krajewski-Ära. Das Stück ist ein lupenreiner Popsong, der nichts anderes will als gute Laune verbreiten. Und das macht er. Das macht er so nachhaltig, dass die Roten Gitarren die hochgelegte Latte der Erwartungen an die neue CD locker überspringen, denn er ist einfach rund. Und er lebt wie eh und je vom perfekten Satzgesang der Herren. Mit diesem Stück ist der Band wirklich ein potentieller Sommerhit gelungen. Der unverwechselbare Dialekt der Männer gibt dem Ganzen eine liebenswerte und unverwechselbare Note. Das wird noch deutlicher beim zweiten Stück, dem Klassiker "Es brennen die Berge und Wälder". Die sechs Musiker spielen das Stück in einer modernen Fassung. Da setzt eine echte Rockgitarre ein, werden famose Läufe auf der zweiten Gitarre eingebaut und groovt der Bass. Die Männer nehmen es wörtlich - jetzt brennen die Berge. Das ist ganz maßgeblich dem brillanten Leadgitarristen und Multiinstrumentalisten Marek Kisielinski geschuldet, der eben mal andeutet was er kann. Dennoch bleiben die Roten Gitarren sie selbst, was aus meiner Sicht vor allem an der nicht weniger virtuos gespielten 12 Saiter Akkustikgitarre von Mieceslaw Wadolowski und vor allem auch an den unglaublichen Läufen eines Jerzy Kosela liegt. Hohe Schule, große Gitarrenmusik. Auch wenn sie im Gewand des gefälligen Schlager oder Pop daher kommt. Der neue Sound der Roten Gitarren wird ganz deutlich im dritten Stück der CD. Das von Thomas Natschinski geschriebene Stück "Lange her" hat Klasse. Einer der tollen Koselka Gitarrenläufe, eine eingängige Melodie im Refrain - so einfach und schön kann ein Popsong sein. "Mond auf dem Dach" als nächster Titel beginnt ungemein rockig. Und wird so von der tollen Stimme Arkadiusz Wisniewskis genauso weiter getragen. Besser kann man einen rockigen Popsong nicht machen! Wie um die Vielfalt der Band zu demonstrieren, spielen die Gitarren mehrere Stücke in verschiedenen Gitarrenstilen. Da gibt es spanische Klänge oder den frühen Rock'n Roll. Die beiden großen alten Titel, "Das weiße Boot" und das "Dach der Welt" dürfen auf einer deutschen CD der roten Gitarren natürlich nicht fehlen. Beide werden dem Zuhörer nicht vorenthalten. Sie sind nicht sinnlos verfremdet worden, wenngleich das "Weisse Boot" sinnbildlich ein wenig neu gestrichen wurde. Was erhalten blieb ist, so unglaublich das klingt, die berühmte Stimme dieses Liedes, auch wenn sie heute von Mietek Wadolowski und Arek Wisniewski gesungen wird. Vielleicht klingt es heute sogar noch etwas schöner. Das "Dach der Welt" elektrisiert den Zuhörer so zu sagen. Da lauscht man ergriffen.
Mit den Roten Gitarren erlebt man eine Band die so alt ist wie die Beatles, die Stones, Omega oder die Puhdys. Und deren Spielweise dennoch jung und frisch geblieben ist und vor Spielfreude strotzt, ohne dabei ihre Wurzeln zu vergessen. Es gelingt ihnen mit der vorgelegten CD, ein wenig Freude und Glück zu vermitteln, wenn man sich auf die Musik einlässt. Und mal ehrlich, was soll Musik anderes? (fh)

Also, da fiele uns eine Menge ein, lieber Fred! So ganz unkommentiert wollen wir deine Beschreibung denn auch nicht stehen lassen. Wir haben uns "Herz verschenkt" auch intensiv angehört, doch bei uns hinterläßt die "neue" Musik eher Sorgenfalten und Fragezeichen, als Glück und Freude. Sprachlos haben wir gelauscht, nicht ergriffen. Sicher, unter den elf neuen Songs befindet sich kein einziger Totalausfall und die Hit-Qualitäten von "Schwer verliebt und Herz verschenkt" und dem Natschinski-Stück "Lange her" sind ebenfalls nicht zu leugnen. Aber reicht das wirklich? Aus unserer Sicht auf jeden Fall NICHT. Warum? Weil auf der CD "Rote Gitarren" draufsteht! Und weil unter ebenjenem Namen dereinst zwei der wunderbarsten deutschsprachigen "Ausländerplatten" überhaupt erschienen sind: "Consuela" (1972) und "Rote Gitarren" (1978). Wer die Czerwone Gitary gerade wegen dieser zwei LP auf seiner Favoritenliste führt, könnte angesichts der neuen CD genauso ratlos und latent enttäuscht zurückbleiben wie wir. Denn von allem, was die Gruppe seinerzeit so liebenswert machte, ist nicht viel übriggeblieben. Das Fehlen des früheren Hauptsongschreibers und Sängers Severyn Krajewski macht sich an jeder Stelle des Albums bemerkbar. Die träumerischen, melancholischen Melodien sind heuer ebenso verschwunden, wie der slawisch-folkloristische Einschlag, dessen federleichte Exotik und gleichzeitige Vertrautheit so vehement zu fesseln vermochten. Besonders deutlich wird das bei den drei Remakes "Es brennen die Berge und Wälder", "Weißes Boot" und "Auf dem Dach dieser Welt", die zwar gut gespielt und arrangiert sind, gegen die originalen Seelenwärmer aber nicht im entferntesten anstinken können. So fällt denn unser Fazit auch zwiespältig aus: So schön es ist, die Roten Gitarren agil und lebendig zu wissen (und das empfinden wir ehrlich)- wir werden den Gedanken nicht los, daß man aus dieser Wiederkehr mehr hätte machen können oder sogar müssen. "Herz verschenkt" ist ein grundsolides und sympathisches Schlager/Pop/Rock-Album, das die durch den großen Bandnamen selbst gelegte Meßlatte jedoch nicht ganz erreicht. (kf)

 


   
   
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