Klara Paxi: "Gespenster" (Album)

paxi2023 20230509 1630620956VÖ: 31.03.2023; Label: Künstlerhafen; Katalognummer: 4260486640947; Musiker: Klara Paxi (Gesang, Klavier, E-Bass, Gitarren, Cello), Rainer Oleak (Klavier, Percussion), Raphael Seidel (E-Bass), Toni Linke (Geige), Michaela Stepanjan (Flöte), Joelle Lieser (Vibraphon, Percussion), Florian Anger (Schlagzeug); Musik/Texte: Klara Paxi; Bemerkung: CD im aufklappbaren Pappcover. Ohne Booklet und somit auch ohne Abdruck der Songtexte;

Titel:
" Metallplatte", "Baugerät", "Rausgehn und zusehn", "Hände", "Wohnzimmer", "Hoffnungsautomatik", "Flieder", "Schiff aus Stein", "Das Ende der Welt"


Rezension:


Die junge Leipziger Liedermacherin Klara Paxi hat mit "Gespenster" gerade ihr Debüt-Album veröffentlicht. Mit neun Liedern gibt sie ihre erste Visitenkarte ab und stellt sich und ihre Lieder nun der Öffentlichkeit vor. Schon beim ersten Hören dieser CD stellt man aber fest, dass die Stärken dieses Albums nicht die Arrangements sind. Auch nicht die Stimme von Klara Paxi. Diese liegen eindeutig woanders, und zwar in den poetischen, oft verträumten, und immer wieder überraschenden Texten.

Der Song "Metallplatte", gleich an den Beginn des Albums gesetzt, stellt in Bezug auf die Musik dann auch schon sowas wie den Höhepunkt des Programms dar. Hüpfende Klaviertöne, ein munter blubbernder E-Bass und ein leicht versetzt dazu stoßendes Schlagzeug liefern der Künstlerin das Gewand aus Tönen, in das sie ihre poetisch-idyllisch formulierten Gedanken kleiden kann. Ein ganz wunderbares Jazz-Stück, bei dem die Lust auf mehr sofort geweckt wird. Leider sucht man solch musikalische Spielereien, wie man sie hier zu hören bekommt, in der Folge vergeblich. Ab dem zweiten Stück nimmt sich das hier im ersten Stück so vollmundig operierende Ensemble nämlich mächtig zurück.
Im Prinzip steht bei jedem der neun Lieder die Stimme von Klara Paxi und das, was sie zu sagen hat, im Vordergrund. Die dezente, unaufdringliche und akustisch gespielte Musik sorgt letztlich für die Staffage. Klavier und Streicher sind die Hauptzutaten in "Baugerät", akustische Gitarren in "Rausgehn und zusehn". Später kredenzt uns die Künstlerin noch ein Flötenspiel ("Hände"), ein Vibraphon ("Schiff aus Stein") und ein Cello ("Hoffnungsautomatik"), als zusätzliche Farbtupfer, aber insgesamt ziehen die Arrangements und der Sound der Songs einem nicht die Wurst von der Stulle. Und über all dem schwebt die Stimme der Klara Paxi, die stark an die der Tante aus der Marienkäfer-Gruppe erinnert, die zu auf der Wandergitarre selbst geklampften Musik muntere Liedchen für ihre kleinen Zuhörer singt. Für einen solchen Einsatz ist sie auch völlig ausreichend. Um ein eigenes Album zu füllen braucht es da für meinen Geschmack doch etwas mehr.

Fehlendes gesangliches Talent macht die Liedermacherin, die hier und da auch mal in den Chanson-Bereich hinein gleitet, mit ihrem Können als Multiinstrumentalistin und den wirklich gelungenen Texen wieder wett. Das sind ihre Stärken, damit fängt sie Dein Ohr und Deine Aufmerksamkeit ein, und allein dafür hat es dieses Album schon verdient von Dir angehört zu werden. Da lohnt es sich wirklich mal genauer hin zu hören. Hier spielt und experimentiert nämlich noch jemand mit seiner Muttersprache, findet neue Verbindungen von Worten, Bedeutungen und Formulierungen, und immer wieder auch eine kleine durch die Wortwahl gemachte - vielleicht als Provokation gesetzte - Wendung. Mit Sätzen gemalte, teils ziemlich abstrakte, Bilder eröffnen dem Hörer andere Welten und Sichtweisen auf das Leben, die man so vielleicht selbst nicht eingefangen hätte.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Künstlerin möge es mir verzeihen, dass ich ihr gesangliches Talent nicht so dufte finde. Auch, dass mich manch eine gewählte Musik eher langweilt als abholt, aber als moderne Dichterin und Poetin liefert Klara Paxi eine großartige Arbeit ab. Es wäre ihr zu wünschen, dass schon auf dem zweiten Album mehr Mut für die Musik vorhanden sein wird und auch diese dann eine solche "Reiselust" in einem auslöst, wie die Wegbeschreibungen durchs Leben in Form ihrer Texte es jetzt schon tun.
(Christian Reder)





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