Uwe Nordwig Project: "in between" (Album)

nordwig2023 20230419 2065396224VÖ: 28.03.2023; Label: electrocadero; Katalognummer: 9705050728119; Musiker: Uwe Nordwig (Gesang, Gitarre), Michael Wilhelm (Gitarre, zus. Gesang), Any Owe (zus. Gesang, Klangschalen), Jürgen Ehle (Gitarre, Bass, Percussions); Bemerkung: CD im aufklappbaren Digipak inkl. Booklet. Leider ohne Abdruck der Songtexte;

Titel:
"Raus in die Welt", "My love", "Wild child", "Simple man (cover)", "Dream tonight", "Swing higher", "Best time", "Hello my love", "Dankbar", "Schlaflied", "Mad world (cover)"


Rezension:


Wer bei Konzerten von SUBWAY TO SALLY oder dem Projekt ihres Frontmanns, ERIC FISH & FRIENDS, schon einmal auf einem Konzert war, dem dürfte auch der Name Uwe Nordwig ein Begriff sein. Bei beiden Kapellen hat der Musiker bis 2017 mitgewirkt und seine Spuren hinterlassen. Nach verschiedenen Erfahrungen mit eigenen Bands, speziell in der Anfangszeit seiner Karriere, hat er mit dem UWE NORDWIG PROJECT jetzt wieder ein eigenes Ding zu laufen und bringt mit "in between" auch gleich ein Album mit.

Der 52-jährige Zeuthener (er wird im Mai 53) hat mit Any Own (Background-Gesang, Klangschalen) und Michael Wilhelm (Background-Gesang, Gitarre) zwei Mitstreiter für sein Projekt gefunden, die den Liedern mit ihrem Zutun weitere Tiefe verleihen. Er selbst singt und spielt Gitarre. Ein "Metaller" (Nordwig), ein "Südstaatenrocker" (Wilhelm) und eine "Schamanin" (Own), so steht es im Pressetext, haben sich hier zum gemeinsamen Musizieren gefunden. Für die Produktion seines hier nun vorliegenden Albums hat er zudem den PANKOW-Chef Jürgen Ehle gewinnen können, der bei sieben Songs Bass, Percussions und (allerdings nur beim "Schlaflied") Gitarre beigesteuert hat. Den Mix und das Mastering der Songs hat Ehle gleich mit übernommen. Das klingt allein auf dem Papier geschrieben schon spannend und darum hören wir jetzt mal genauer hin …

Vorweg sei angemerkt, dass das Album zweisprachig ausgefallen ist. Englisch und deutsch gesungene Texte wechseln sich ab. Das Album wird mit dem Lied "Raus in die Welt", einer von Klängen der Akustikgitarre durchfluteten Aufforderung zu Leben und Spaß zu haben, eröffnet. Gerade nach der Corona-Zeit eine echte Lagerfeuer-Hymne für lauschige Abende im Freien.
Etwas später hören wir dem Trio beim Spielen von "Simple Man" zu, einer Coverversion des Lynyrd Skynyrd-Klassikers aus den 70ern. Es ist die Nummer, zu der Nordwig und Wilhelm eine ganz besondere Beziehung haben, denn ihr erster gemeinsamer Auftritt war noch von einer angezogenen Handbremse gekennzeichnet. Erst diese Nummer hier war der Brustlöser, der beide beim Live-Spielen künstlerisch so richtig zusammenwachsen ließ, weshalb sie ihn auch mit auf dieses Album genommen haben. Das Original der US-Rocker ist natürlich deutlich herauszuhören, jedoch ist hier eine völlig neue und akustische Variante entstanden, die besonders auch durch die angenehme Gesangsstimme besticht. Ist das Original schon kein Verstoß gegen die Lärmschutzverordnung, so ist die Nordwig-Variante noch einen ganzen Zacken reduzierter arrangiert und ein weiterer Anwärter für einen gelungenen Muggen-Abend am Lagerfeuer.
"Dream Tonight" ist dagegen wieder eine Eigenkreation Nordwigs, die beim locker vor sich hin spielen und anfänglich mit pseudo-englischem Text entstanden ist. Inzwischen hat er einen Text mit Aussage, und es geht darum, auch mal den dunkleren Pfaden in der eigenen Seele zu folgen um dort nach "kleinen Lichtern Ausschau zu halten". Die Nummer funktioniert und berührt gleich beim ersten Hören.
Nicht unbedingt berühren kann den Rezensenten anschließend "Swing Higher". Wie ein in Musik umgewandelter Stuhlkreis mit immer wiederkehrender Aufforderung, "higher zu swingen", wirkt es auf mich. Es ist die Empfehlung, sich selbst in Schwingung zu versetzen, um negative Energien zu vertreiben. Entstanden bei einer Autofahrt, bei der Any Own locker vor sich hin summte, mag das bei dem Einen oder Anderen vielleicht funktionieren, mich nervte der Song allerdings recht schnell. Es ist - und soviel sei hier schon vorweg genommen - zum Glück der einzige auf dem Album, der dies tat.
Dass es im Leben Verluste gibt, und dass man es trotzdem auch mit Genuss weiterleben darf, erzählt uns dann Michael Wilhelm mit dem von ihm geschriebenen Stück "Best Time". Hier empfinde ich die emotional geladene Art des Vortrags extrem gut, denn in den Gesang wird alles hinein gelegt um diesen Wegweiser in die positive Richtung deutlich zu machen und die Botschaft wie einen Leuchtturm wirken zu lassen. Für mich mit eins der stärksten Tracks dieser Scheibe.
Bei Liebesliedern ist es nicht leicht, nicht voll in den schlammigen Bereich des Genres zu stolpern. Schnell tappt man in die zuckerwatteweiche Schlagerfalle und hat sich mit Schmalz bekleckert. Man kann aber auch tatsächlich ein Stück schreiben, das die Gefühle authentisch beschreibt und so, dass der Hörer sich selbst und seine "Erfahrungen auf dem Gebiet" leicht darin wiederfinden kann. Bei Nordwigs "Dankbar" kann man guten Gewissens von der zweiten Option sprechen, denn einst am Zeuthener See für seine Liebste geschrieben, wirkt "Dankbar" gleich beim ersten Hören genau so, wie es sich sein Schöpfer wohl gewünscht hat. Mehr muss man dazu gar nicht schreiben.
Am Ende des Programms findet man noch eine zweite Coverversion. Dieses Mal hat man sich bei den Kollegen von TEARS FOR FEARS etwas ausgeliehen, und zwar "Mad World". Davon gibt es inzwischen ja so einige Versionen weshalb sich mir beim Entdecken auf der Titelliste gleich die Frage stellte; "Braucht es wirklich noch eine weitere Version davon?" Jau, brauchte es! Diese hier. Gemeinsam mit Amy Own singt Nordwig hier diesen 80er-Klassiker und tut dies so genial, dass er einem einen warmen Schauer über den Rücken jagt. Das Uwe Nordwig Project hat das Lied komplett entkernt und nur das Gerüst stehen lassen. Hier gibt es keine Möglichkeiten mehr, Schwächen zu verstecken. Akustikgitarre, Stimme … fertig. Und die Nummer funktioniert von vorn bis hinten. Lang anhaltend! Am besten selbst hören. Wie auch den Rest der Scheibe, denn es gibt noch weitere sehr gute Lieder zu hören.

Uwe Nordwig kommt ursprünglich aus dem von bretthart gespielten Stromgitarren geprägten Heavy Metal-Bereich und unternimmt mit seinem neuen Projekt nun einen Ausflug in das eher zurückgenommenere Abteil des Musik-Express'. Auf "in between" dominieren die Akustikgitarren und die Stimmen stehen im Vordergrund. Das Trio mit seinem Gast Jürgen Ehle transportiert die Inhalte mit wenig Schnickschnack und mit handgemachter Musik. Du kannst Deine Songs mit allerlei Spielereien versehen und ohne es zu merken vielleicht auch überfrachten, oder Du konzentrierst Dich auf das Wesentliche. Das hat das Ensemble hier getan, und es wirkt und zündet. Eine große Bühne bräuchte man für die Aufführung dieser mal bluesig, mal folkig, aber immer deutlich im Rock verwurzelten Lieder eigentlich nicht. Am besten dürfte das tatsächlich im Sommer irgendwo draußen im Freien funktionieren. Bei untergehender Sonne an einem Lagerfeuer, leckere Getränke und gute Freunde dabei, und dann … lass gehen. Ein herrliches Album zum Entschleunigen und wieder entdecken, wofür Musik eigentlich erfunden wurde. Nämlich Leute zu erreichen, ihre Seelen zu berühren und echte Gefühle zu erzeugen. Glückwunsch. Hat geklappt …
(Christian Reder)





Seh- und Hör-Bar:


















   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.