Markus: "Das Leben liebt mich ..." (Album)

markus22 20220812 1679151748VÖ: 15.07.2022; Label: More; Katalognummer: 4032989445424; Musiker: Markus Mörl (Gesang), Computer (alle Instrumente); Produktion: Michael Menges; Bemerkung: CD im Jewel-Case (Plastikhülle) inkl. Booklet mit Abdruck der Songtexte. Ausschließlich auf CD erschienen;

Titel:
"Herzschlag (Radio Version)", "Summer of the 80s)", "Keine Eile)", "Was geht? )", "Helden)", "Deine Welt)", "Clowns mit rostigen Trompeten)", "Im Kartenhaus)", "Malen nach Zahlen)", "Sieben Himmel)", "Nicht von dieser Welt)", "Ich hol dich hier raus)", "Hauptgewinn)", "Girl's got a brand new toy 2.0)", "Herzschlag (Maxi Version)"


Rezension:
Wir schreiben das Jahr 1982. Ein junger Sänger aus dem Hessischen Bad Camberg stürmt mit "Ich will Spaß" die Charts. Der Junge heißt MARKUS, ist gerade 22 und wird über Nacht zum Star. Heute schreiben wir das Jahr 2022 und MARKUS ist wieder (eigentlich immer noch) da. Mit "Das Leben liebt mich - und ich liebe das Leben" hat der Sänger nun sein achtes Studioalbum als Solist veröffentlicht, und lässt damit nochmal die "gute alte Zeit" auferstehen.

Nicht immer meinte es das Schicksal gut mit MARKUS. Viele seiner eben erwähnten Alben gingen einfach unter, und man reduzierte ihn als Künstler stets und ständig auf den Schuljungen in kurzen Hosen, der vom "Gas geben", "Spaß haben" und "kleinen Taschenlampen" zu singen hat. Mehr wollte man ihm wohl nicht zugestehen. Seine immer wieder an den Start gebrachten neuen Lieder wurden von den Medien nämlich gern ignoriert. Darum hatte das Publikum leider kaum eine Chance, so wunderbare Popsongs wie "Irgendwann, Irgendwo" (1987) "Du hast mein Herz verbrannt" (1989) oder "Nimm mich an die Hand" (2000) zu entdecken. Schade eigentlich, denn parallel dazu gab es oftmals nur Koks aus Übersee und langweiliges Zeug aus der Nachbarschaft, das völlig zu Unrecht gehypt wurde. Versucht, einen Fuß in die Tür zu bekommen, und den Leuten Verschiedenes anzubieten, hat er über all die Jahre immer wieder. Zuletzt stolperte er bei diesem Vorhaben mit seinem Album "Zeit zu Fliegen" (2017) allerdings auch ganz unglücklich in den matschigen Bereich des Popschlagers. Die Schlammflecken dieses Ausflugs hat er sich inzwischen aber wieder vom Sakko geklopft und kehrt musikalisch dorthin zurück, wo er einst gut und erfolgreich war: Zum Lebensgefühl und Sound der 80er.

Schon der Opener "Herzschlag" ist ein Song, der nicht nur Spaß macht, sondern sich auch angenehm im Ohr einnistet. Dort bleibt er als Begleiter über den Tag und man erwischt sich immer wieder, wie man die Melodie unbemerkt vor sich hin summt. Soundmäßig ganz nah im Italo-Disco-Bereich unterwegs, wünscht sich der Sänger Markus, der "Herzschlag" seiner Angebeteten sein zu können. Und weil das damals so üblich war und heute irgendwie leider nicht mehr zum Standard gehört, wurde von dieser Nummer auch eine Maxi-Version produziert, die sich am Ende dieser CD befindet. Die Tür ist aufgestoßen, der Schreiber dieser Zeilen geweckt … so darf es gern weitergehen.
Im Prinzip tut es das auch, denn der Retro-Sound und der tanzbare Beat ziehen sich wie ein roter Faden durch das Programm. "Summer Of the 80s" an zweiter Stelle ist eine Hymne auf das tolle und bunte Jahrzehnt, über das wir heute alle noch sprechen. Nur mit Haarspray haltende Frisuren, schrille Klamotten, ein immer einsatzbereiter Walkman, überall Opel-Manta, "Eis am Stiel", Karo-Kaffee und überhaupt eine geile Jugend und Kindheit - all das wird hier wiederbelebt und zu tanzbarer Popmusik ins kollektive Gedächtnis gerufen. Der Wunsch, diese kultige Zeit zurückholen zu können, inklusive. MARKUS singt das Lied übrigens gemeinsam mit seiner Frau YVONNE, und im Video zum Titel spielt sein Sohn die Hauptrolle. Ein Familienprojekt, wie es den Anschein hat.
Ein weiteres schönes Kapitel auf diesem Album sind auch die "Helden", die verdächtig nach THE WEEKNDs "Blinding Lights" klingen. Letztlich war dieser Hit aber doch nur Inspiration für MARKUS' mitreißenden Aufruf, sich selbst unsterblich zu machen.
Ein Bild von "Clowns mit rostigen Trompeten" projiziert uns der Musikant im gleichnamigen Stück vor das innere Auge. Auch "Rabauken auf Kometen" kommen in dieser ruhiger arrangierten und in der Tradition seiner "kleinen Taschenlampe" produzierten Ballade vor, und geben der Phantasie einen kleinen Stups. Die Nummer zeigt den Künstler eher nachdenklich und ebenso im Stande, abseits des Partykellers was Hörbares anzubieten und dort Bleibendes zu hinterlassen.
Ein paar Beats schneller geht es dann im "Kartenhaus" zur Sache, wo MARKUS ganz selbstbewusst die Zeilen, "Ich bin nicht das, was du willst - ich bin das, was du brauchst", der Dame seines Herzens ins Stammbuch schreibt.
So richtig in die Beine fährt einem dann wieder der Titel "Sieben Himmel", in dem alles durch die "rosarote Fliegerbrille" gesehen wird. Ein weiterer Ohrwurm, den der interessierte Leser einfach mal selbst "ausprobieren" sollte.
Ein Wiederhören gibt es mit der Gruppe T.X.T., die MARKUS Mitte der 80er gemeinsam mit Mark Jefferis betrieb. Ihr Hit "Girls Got A Brand New Toy" findet sich hier mit einem Remake wieder.
Als letzten Vertreter dieses Werks möchte ich noch das Lied "Ich hol dich hier raus!" erwähnen. Hier macht MARKUS eine tiefe Verbeugung sowohl vor Komponist Klaus Doldinger, als auch vor dem Schauspielerpaar Claus-Theo Gärtner und Günther Strack. Alle drei vereint ihr Mitwirken in der 80er-TV-Serie "Ein Fall für zwei". Während die Melodie von Doldingers Serienmusik hier als Grundlage dient, schlüpft der Sänger im Text in die Rolle des Retters, der "Dich da raus holt", wie einst der Privatdetektiv und der Anwalt in der Serie. Die Nummer knallt vom Sound und man sollte schon zusehen, sie irgendwo zu hören, wo der Bewegungsdrang nicht eingeschränkt ist, denn sie fährt unheimlich ins Tanzbein. Da sollte also nix Zerbrechliches in der Nähe sein, das man umstoßen könnte!

Den Rest der insgesamt 15 Lieder möge der geneigte Leser bitte selbst für sich entdecken, denn alles soll hier dann doch nicht verraten werden. Nur so viel: Es erwartet Euch nicht weniger Spaß und Lust, die Scheibe für die nächste Party zum Einsatz zu bringen. "Das Leben liebt mich ... Und ich liebe das Leben" ist ein tolles Album, das aus der Flut von derzeit erscheinenden Retro-Alben heraus sticht. Dass sowas in die Hose gehen kann, hat im letzten Jahr LaFee unschön bewiesen. Es reicht nicht, einfach nur auf einer Welle mitschwimmen zu wollen, man muss das Gen der 80er in sich tragen, den Zeitgeist damals persönlich getroffen haben und das Lebensgefühl spüren können. Dies tut MARKUS und sein Album ist echt. Zwar mit künstlichen Instrumenten erzeugt, weil man ihm die Musik und die Inhalte abnimmt, aber eben trotzdem echt. Die Lieder verschaffen einem gute Laune, nerven nicht und holen einem das wieder, was sich der Künstler in "Summer Of The 80s" selbst wünscht: Die Zeit vor 40 Jahren zurück. Daumen hoch verbunden mit dem Wunsch an den Künstler gerichtet, dass er sich auch in Zukunft weiter treu bleibt. Dann macht ein MARKUS-Album auch wieder viel Freude!
(Christian Reder)





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