Manfred Maurenbrecher:
"Live At Rockpalast 1985" (Album)

maurenbrecher21 20210601 1815848682VÖ: 26.03.2021; Label: MiG Music/WDR; Katalognummer: MIG90072; Musiker: Msnfred Maurenbrecher (Gesang, Klavier), Ebo Wagner (Gitarre), George Kochbek (Keyboard, Chorgesang), Richard Wester (Saxophon), Benjamin Hüllenkremer (Bass), Udo Dahmen (Schlagzeug, Percussion); Bemerkung: CD und DVD im Jewel-Case, mit Booklet inkl. Vorwort von Manfred persönlich und Fotos aus der Zeit. Die Songs auf der CD und der DVD sind identisch;

Titel:
Höchste Zeit • Avignon • Gib mir Deine Zigarette • Kurhotel • In der Nachbarschaft • Bingerbrück • Im Zentrum des Bösen • Mami Mutti Muschi • Viel zu schön • Die Lücke • Der Junge kann malen • Tina • Flussabwärts


Rezension:
Irgendwann im Jahre 1982 traf der SPLIFF-Musiker Herwig Mitteregger einen höchst talentierten Musikanten namens Manfred Maurenbrecher, als er Gast in einer West-Berliner Location war. Manfred spielte dort seine Lieder und Herwig wurde sofort hellhörig. Zwar hatte Maurenbrecher damals schon die 30 Lenze überschritten und wollte weder vom Alter, vom äußeren Erscheinungsbild, noch von dem, was er da so sang und spielte, in die trendige BRAVO-Welt passen, aber Mitteregger fand den Vortrag so gut, dass er den neu "entdeckten Nachwuchs" bei seiner Plattenfirma CBS, wo er damals mit SPLIFF und später auch als Solist unter Vertrag stand, unterbringen konnte. Kurz darauf - mit Plattenvertrag in der Tasche - produzierte Mitteregger das nach Maurenbrecher benannte Debüt-Album und brachte für die Aufnahmen nicht nur seine Kollegen von SPLIFF als Backingband mit ins Studio, sondern auch stimmliche Verstärkungen in persona Ulla Meinecke und Rosemarie Precht alias Cosa Rosa. Das ging so flüssig von der Hand, dass Maurenbrecher als Künstler und Mitteregger als Produzent zwischen 1982 und 1985 insgesamt drei Mal gemeinsam ins Studio gingen und nach "Maurenbrecher" (1982) noch die Langspielplatten "Feueralarm" (1983) und "Viel zu schön" (1985) schufen. Als die dritte Platte im Kasten war, folgte der Ritterschlag für Maurenbrecher in Form einer Einladung in den berühmten "Rockpalast". Vor dieser TV-Sendung saßen nicht nur die Teenies sondern auch die älteren Musikfreunde in Scharen, und das nicht nur in der BRD! Im "Rockpalast" hatten vor ihm schon viele große Tiere aus der nationalen und internationalen Szene ihr Zeichen in die Bühnenbretter gekratzt, und am 25. Februar 1985 durfte Manfred dann mit seiner Band das Arbeitsgerät für eine TV-Aufzeichnung in der Hamburger Markthalle aufbauen. Gut 36 Jahre schlummerte diese Aufzeichnung nach ihrer Erstausstrahlung in den WDR-Archiven, nun gibt es sie auf CD und DVD für den Genuss auf heimischen Endgeräten.

Maurenbrecher selbst erzählt in dem kurzweiligen Vorwort im Booklet dieser CD/DVD über diesen Abend, dass er aufgrund einer hartnäckigen Erkältung gar nicht so gut drauf gewesen sei. Merken tut man beim Verzehr dieses Bild- und Tondokuments davon allerdings nichts. Vielmehr zeigt es den Musiker und Sänger auf dem damaligen Höhepunkt seiner Karriere. Als Pianist und Sänger präsentierte er dort zusammen mit seiner Band, bestehend aus Ebo Wagner (Gitarre), George Kochbek (Keyboard, Chorgesang), Richard Wester (Saxophon), Benjamin Hüllenkremer (Bass) und Udo Dahmen (Schlagzeug, Percussion), einige Lieder aus seinen ersten drei LPs. Und schon an der Bühnenbesetzung, die sich kurz zuvor schon im Aufnahmestudio bei den Arbeiten an besagter dritten LP so wunderbar eingegroovt hatte, ist abzulesen, dass man hier auf einen Sound stößt, den man aus verschiedenen Gründen heute nicht mehr live zu hören bekommt, wenn man den Künstler bei einem seiner nach wie vor stattfindenden Konzerte besucht. Das Ensemble erzeugte dort einen angenehmen Druck und ein dicht gewebtes Arrangement, in das feinster Gitarrensound mit Fretless-Bass-Figuren und Saxophon-Momenten eingefügt wurden. Dieser angenehm warme und klare Klang wurde auf der CD und der DVD bestens eingefangen und es macht irre viel Spaß, den Liedern in der Live-Version ´85 zuzuhören.

Dazu gehört u.a. das damals noch ofenwarme Lied "Höchste Zeit", das das Programm eröffnet. Weitere damals ganz neue Songs sind "Gib mir Deine Zigarette", "Tina" und "Viel zu schön", die soundtechnisch den 80ern gut zuzuordnen sind.
Außerdem wird man hier Ohren- und auf der DVD Augenzeuge von Maurenbrechers wohl bekanntestem Lied "Der Junge kann malen", das für seine Live-Umsetzung rhythmisch nicht nur um ein paar Takte gesteigert, sondern zusätzlich noch mit einem Saxophon und slappend gespieltem Bass gewürzt wurde. Einer von mehreren Momenten auf dem Tonträger, der nicht nur ins Bein geht, sondern bei dem auch das Publikum im Saal ordentlich abgegangen ist. Die Hütte war damals voll, und das ist auch zu hören!
Zwischen den Liedern erklärt der Musiker manche Hintergründe, so z.B. zum Lied "Avignon", zu dem er den Leuten erklärt, dass es sich um einen Text handelt, der seine Anfänge 15 Jahre zuvor etwas beleuchtet. Die ruhig gehaltene Ballade fällt dann nicht nur durch seinen Text sondern auch durch die Gitarre und des Meisters Klavierspiel auf.
Ebenfalls mit auf der Setlist stand damals das Stück "Kurhotel", das mit Stage-Piano-Klängen auffällig wird und mit Saxophon und geslapptem Bass mächtig am Tanzbein ruckelt. Gleichzeitig nistet sich die Nummer dauerhaft im Ohr ein. Herrlich!
Mit mystischem Intro wird "Flussabwärts" eingeleitet. Die instrumental leise dargereichte und filigran klingende Ballade ist der Abschluss-Song und ein weiterer Blues-Schleicher, der nach hinten raus laut zu werden versucht um der Geschichte nochmal Nachdruck zu verleihen.
Zu erwähnen sei vielleicht noch das Lied "In der Nachbarschaft", das sich Maurenbrecher vom Kollegen Tom Waits ausgeliehen und daraus seine Version von "In The Neighborhood" gemacht hat. Die Betonung liegt hier auf "seine Version", denn aus der großen Vorlage machte Manfred einen lässig und leger dahin gleitenden Blues mit schwerem Gepäck, der viel Freude bereitet und einmal mehr auf dieser Platte die musikalischen Stärken des Musikers zeigt.

Dieses Live-Album zeigt aber noch mehr- Es ist ein wie aus der Zeit gefallenes Dokument, das einen anderen Künstler präsentiert, als den, den man heute auf den Bühnen erleben kann. Hier steht das große Besteck neben ihm, das ihn bei seinen Liedern nicht nur instrumental ganz wunderbar unterstützt, sondern ihm obendrein einen eigenen und kompakten Sound verleiht, mit dem er sich anno 1985 vor keinem aus der ersten Liga deutscher Musikanten verstecken brauchte. Inhaltich sowieso nicht. Heute kann man Maurenbrecher nur noch in kleiner Besetzung oder solo erleben und auch die Lieder von einst bekommt man kaum bis gar nicht mehr zu Hören. Das liegt u.a. auch daran, dass ihm das hier beschriebene "große Besteck" nicht mehr zur Seite steht und Lieder wie "Der Junge kann malen" im Trio oder gar allein nicht funktionieren würden. Umso erfreulicher ist es - auch im Hinblick darauf, dass seine alte Plattenfirma (heute SONY) es immer noch nicht geschafft hat, seine 80er Alben endlich auf CD wiederzuveröffentlichen - dass man die Lieder der ersten Platten endlich auf einem Silberling bekommen kann, und das in teils vom Original abweichenden Fassungen. Tolles Produkt - unbedingt im Fachhandel erwerben!

P.S.: 40 Jahre danach noch ein dickes Dankeschön an Herwig Mitteregger für ein gutes Ohr und den Mut, einen etwas anderen Künstler mit zur eigenen Plattenfirma zu nehmen!
(Christian Reder)





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