Art Garfunkel Jr.: "Wie du -
Hommage an meinen Vater" (Album)

garfunkel2021 20211220 1601789706VÖ: 29.10.2021; Label: TELAMO; Katalognummer: 10716740; Musiker: Art Garfunkel Jr. (Gesang) mit diversen Gast-Sängern; Bemerkung: CD im Jewel-Case (Plastikhülle) inkl. Booklet mit Abdruck der Songtexte;

Titel:
"Der Condor zieht" ["El Condor Pasa"] mit Art Garfunkel • "Wie du" ["Bright Eyes"] mit Marianne Rosenberg • "Der Boxer" ["The Boxer"] mit Lucas Cordalis • "Cecilia" mit Ross Antony • "Geh mit mir durch den Regenbogen" ["Bridge Over Troubled Water"] mit Art Garfunkel & Eloy de Jong • "Du sollst die Tränen niemals sehn" ["Crying In The Rain"] mit Bernhard Brink • "Scarborough Fair" mit René Kollo • "Mrs. Robinson" mit Olaf der Flipper • "Schön ist der Morgen" ["Morning Has Broken"] mit Anna-Carina Woitschack & Stefan Mross • "Wieder daheim" ["Homeward Bound"] mit Frank Schöbel • "Ich leb allein auf einer Insel" ["I Am A Rock"] • "Raum des Schweigens" ["The Sound Of Silence"] mit Art Garfunkel


Rezension:
Der Sohn von Art Garfunkel, Teil des Duos Simon & Garfunkel und erfolgreicher Solist, bringt ein Album mit Songs seines Vaters und dessen Band mit deutschen Texten heraus. Das klingt auf dem Papier des Pressetextes spannend, und die Idee birgt eine Menge Potential. Daraus kann was Großes werden, wenn man es richtig macht. Die Songs, wie z.B. "Bridge Over Troubled Water", "El Condor Pasa", "Bright Eyes" oder "Morning Has Broken" sind Klassiker und inzwischen schon sowas wie Volkslieder. Sie neu aufzunehmen ist deshalb auch mit einem hohen Risiko verbunden, sich schwer daran zu verheben. Auch für den direkten Nachkommen ihres Schöpfers. Also was hat James Arthur alias Art Garfunkel Junior daraus gemacht?

Sein Album, das er dem Vater zu seinem 80. Geburtstag am 5. November zum Geschenk machte, eröffnet er mit einem der schönsten Songs von Simon & Garfunkel, nämlich "El Condor Pasa". Ich habe vor Jahren mal erleben dürfen, wie das Lied einen damals 17-jährigen zu Tränen gerührt hat. Im Original von Simon & Garfunkel steckt darin also eine Menge, das seinen Hörer in Brand setzen kann! Zu neuzeitlichen Klängen aus dem Synthie singen Vater und Sohn gemeinsam eine neue Fassung. Der deutsche Text klingt etwas ungelenk, denn da passt einiges nicht richtig, dieses Manko wird aber durch die Gesangsleistung der beiden Garfunkels mehr als ausgeglichen. Besonders der Herr Vater überrascht angenehm, klingt er mit 80 Jahren stimmlich noch immer wie ein junger Kerl. So darf es gern weitergehen.
Tut es auch! "Wie Du" ist der zweite Song auf dem Album. "Bright Eyes" heißt er im Original und wird in der Neufassung von Garfunkel Junior im Duett mit Marianne Rosenberg gesungen. Beide Stimmen harmonieren ausgezeichnet miteinander und das Arrangement wurde im Vergleich zum Original nur dezent verändert, sodass hier ein würdiger Nachfolger des 1979 von Mike Batt geschriebenen und im gleichen Jahr von Art Garfunkel auf seinem Solo-Album veröffentlichten Nummer 1-Hits (UK) entstanden ist. Die Rosenberg hier an die Seite des Debütanten zu stellen war eine glänzende Idee. Ihre Stimme ist nach wie vor zum Niederknien schön!
Auch die neue Version von "The Boxer", die gemeinsam mit Lucas Cordalis eingespielt wurde, ist überzeugend und gefällt. Schon drei gute Songs und bis hierher machen der Musiker und sein Werk eine gute Figur.
Der bis dahin gute Eindruck bekommt mit "Cecilia" aber plötzlich eine unschöne Beule, weil bei diesem Stück so gar nix zusammenpassen will. Das ist dann auch mehr als nur ein Parkrempler, eher sowas wie ein Auffahrunfall, denn einem seltsam anmutenden Text, der überhaupt nichts mit dem Original gemein hat, wurde ein Happy-Clapping-AMIGOS-Sound drunter gemischt, der aus dieser wunderbaren Song-Idee von Simon & Garfunkel ein Schleudertrauma werden lässt. Belanglos und von der (Partyschlager-)Stange. Dem Ganzen wird dann noch damit die Krone aufgesetzt, dass man Art Garfunkel Junior eine der nervigsten Stimmen und gleichzeitig auch der nervigsten Figuren unserer Zeit an die Seite gestellt hat: Ross Antony. Wie man den Kollegen damit adeln konnte, ihn eine so große Vorlage singen und damit verhunzen zu lassen, wird wohl für immer das Geheimnis des Produzenten und der Plattenfirma bleiben … Als das Lied zu Ende ist, fühle ich mich jedenfalls wie ein Küstendorf nach dem Abzug der Wikinger.
Das gleiche Gefühl habe ich am Ende des Stücks "Schön ist der Morgen" ("Morning Has Broken"), an dem sich Anna-Carina Woitschack und (Achtung) Stefan Mross abarbeiten dürfen. Wieder stellt sich mir die Frage, wie man auf die Beiden als Kandidaten für eine neue Version dieses wunderbaren Liedes kommt, es sei denn man wollte von Vornherein eine volkstümliche Kirmes-Nummer im Stile von Marianne & Michael draus machen. Dann wäre die Idee jedenfalls voll aufgegangen …
Zum Glück sind es die zwei einzigen Schwachpunkte auf einer ansonsten ganz gut gelungenen CD. Die Duette mit Frank Schöbel ("Wieder daheim"/"Homeward Bound") und Bernhard Brink ("Du sollst die Tränen niemals sehn"/"Crying In The Rain") machen viel Spaß und besonders gefallen auch die beiden weiteren Duette von Vater und Sohn ("Geh mit mir durch den Regenbogen"/"Bridge Over Troubled Water" und "Raum des Schweigens"/"The Sound Of Silence").
Den Vogel abgeschossen hat man jedoch mit dem Duett vom Junior mit dem inzwischen schon 85-jährigen René Kollo, "Scarborough Fair". Die beiden Stimmen und das nah am Original belassene Arrangement inkl. der Streicher (auch wenn sie computererzeugt sind) hinterlassen durchweg positive Eindrücke und verlangen ein mehrfaches Wiederholen des Stücks hintereinander. Es ist das absolute Highlight auf der CD und hitverdächtig!

Mit wenigen Ausnahmen beweist diese CD, dass tolle Stimmen offenbar vom Vater zum Sohn vererbbar sind, und dass Schlager nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss. Zwar wirken manche Texte hier etwas seltsam und klingen nicht flüssig, aber der junge Mann hätte wohl auch Kochrezepte singen können und hätte damit die Hörer wohl abgeholt. Er "spielt" eben ein besonders gut klingendes Instrument und gleicht solche Schwächen damit aus. Auch wenn er im Interview mit mir erzählte, das Konzept für dieses Album sei komplett seins gewesen, sprechen die ausschließlich im eigenen Hause der Plattenfirma TELAMO beheimateten Duett-Partner sowie die Wahl des Musik-Stils zu den im Original anderweitig kategorisierten Songs eine andere Sprache. Hier wird ganz offensiv um die Gunst der Fans dieser Musikerinnen und Musiker für das neuste Mitglied der TELAMO-Familie geworben, und damit die Konkurrenz dabei leer ausgeht, wurden nur Kollegen aus dem eigenen Haus ins Aufnahmestudie geschickt. Gut für uns, so blieben uns Kerstin Ott, DJ Ötzi und andere Dauergäste aus Flori Silbereisens Schunkelparaden erspart, aber das Duracell-Äffchen und der letzte verbliebene Flipper reichen auch so völlig aus …
(Christian Reder)





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