Tom Gaebel: "Live At
The Savoy" (Album)

gaebel2022 20220510 1425559385VÖ: 06.05.2022; Label: Tomofon; Katalognummer: n.n.b.; Musiker: Tom Gaebel (Vocals, Timbales & Trombone), Jan Schneider (Trumpet & Flugelhorn), Frank Sackenheim (Saxophone), Richard "Richie" Hellenthal (Trombone & Accordion), Martin Feske (Guitars), Lars Duppler (Keyboards), Stefan Rey (Bass), Florian Bungardt (Drums), Chris Fehre (Percussion); Bemerkung: Dieses Album ist sowohl als Standard-CD als auch als Earbbook mit 10" Vinyl, DVD und Doppel CD erschienen;

Titel:
CD: "The Cat", "Help Yourself", "Feels Like Home", "Words", "Such A Happy Day (Saludos Amigos) ", "L.O.V.E.", "Papa Loves Mambo", "The Nearness Of You", "Catch Me If You Can", "So Good To Be Me", "Fly Me To The Moon", "Mad Man", "That´s Life", "It`s A Good Life", "Just A Gigolo (I Ain't Got Nobody)", "My Way"
Bonus CD: "Wonderful World", "Here´s To Elegance", "Bossa Nova Medley", "Back On The Road", "El Cumbanchero"
10" Single: "Auf die Eleganz", "Here´s To Elegance"
DVD: "Making Of Live at the Savoy", "The Cat (Live at the Savoy)", "Feels Like Home (Live at the Savoy)", "So Good To Be Me (Live at the Savoy)", "Mad Man (Live at the Savoy)", "Auf die Eleganz (Official Video)"


Rezension:
Die Stadt Ibbenbüren hat schon so manchen großen Namen hervor gebracht. Seien es Maler (Karl Wenzel), DFB-Präsidenten (Hermann Gösmann), Bundesministerinnen (Anja Karliczek) oder Fußball-Profis (Simon Rolfes), die ehemalige Bergbaustadt in der westfälischen Region Tecklenburger Land war und ist Heimat für viele, die es zu was gebracht haben. Auch in Sachen Musik hat Ibbenbüren seinen Teil zur Unterhaltung der Bundesbürger beigetragen, so kommt z.B. die Band DONOTS von dort, aber auch der Künstler, dessen neues Album hier zum Sezieren auf dem Tisch liegt: Tom Gaebel.

Eigentlich ist Tom Gaebel ja ein Kind aus dem Ruhrpott, aus der direkten Nachbarschaft des Rezensenten. Am 13. Januar 1975 in Gelsenkirchen geboren zog es ihn und seine Familie zeitnah nach seiner Geburt aber schon in eingangs näher beschriebene Ortschaft im Kreis Münster, wo er schließlich zu einem der erfolgreichsten und spannendsten Jazz-Musiker unseres Landes reifte. Aber egal, ob nun aus der Heimat von Schalke 04 oder eben aufgezählter Prominenz stammend: Gaebel wirkt überregional und klingt international. Der Musiker wandelt stimmlich unüberhörbar auf den Spuren von Frank Sinatra, trägt musikalisch die DNA von Bert Kaempfert und Paul Kuhn weiter in die Welt, nutzt alle Spielarten des Swing, Easy Listening und Jazz für sich, und hat bei all diesen Vorbilden und Ideengebern trotzdem seine ganz eigene Handschrift entwickelt. Nicht kopieren, sondern weiterentwickeln und Eigenes mit einbringen, so könnte man ihn und sein Tun kurz und knackig beschreiben. Dass dabei am Ende etwas so Grenzenloses und Generationen Übergreifendes entstehen kann, kann man nicht nur auf zahlreichen bereits erschienenen Alben des Künstlers hören, sondern nun auch auf seinem brandneuen Album "Live At The Savoy" genießen.

Der Name "Savoy" hat schon einen wohlklingenden Namen. Er erinnert an den Savoy Ballroom in New York, dem wohl bekanntesten Swing-Club überhaupt, doch was groß klingt ist in Wahrheit kuschelig und klein. Gaebel hat mit seinem acht Mann starken Orchester samt Blechgebläse das Instrumentarium im Düsseldorfer "Savoy-Theater", einem ehemaligen Kino, aufgebaut, um dort am 8. September 2021 einen Mitschnitt für dieses Live-Album anzufertigen. Statt New York eben die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt und statt eines Swing-Tempels eben ein alter Kinosaal. Er hätte wohl auch in der Turnhalle der St. Elisabeth Grundschule von Castrop-Rauxel spielen können, das Ergebnis klingt jedenfalls so beeindruckend und groß, als wäre das, was hier zu hören ist, drüben in Amerika gemacht worden. Ein Lob an Orchester und Toningenieur gleichermaßen.

Tom Gaebel und sein Ensemble hatten für jenen Mittwoch im September des letzten Jahres ein paar tolle Lieder vorbereitet, die sie dann auch live aufgeführt haben. Der auf der CD zu hörende Mitschnitt wurde in einem Rutsch aufgenommen, es wurden also nicht die Highlights aus 29 anderen Konzerten zu einem zusammen geschweißt, sondern das, was hier zu hören ist, ist tatsächlich live und unverfälscht. Enthalten sind Stücke, die man von ihm als deutschen Sinatra natürlich erwartet, aber auch Songs, die so gar nicht aus dem sonst eher im klassischen Swing- und Jazz-Bereich beheimateten Lied-Sammelsurium entnommen sind. Damit ist Toms verswingte Version des 1982er Klassikers "Words" vom französischen Pop-Sänger F.R. David gemeint. Der Song riss mich vor wenigen Tagen direkt nach dem Aufstehen aus meiner früh-sonntäglichen Lethargie, als ich noch schlaftrunken am Frühstückstisch saß und die Nummer, aus dem Radio kommend, meine Lebensgeister weckte. Was für eine feine Verwandlung von der Pop-Massenware zum jazzigen Schleicher, der sowohl ins Ohr als auch ins Bein fährt und vor allen Dingen im Gedächtnis haften bleibt. Tom Gaebel und seine Mitmusikanten pusten mit vollen Backen den Staub vom 40 Jahre alten Original, das man eigentlich - weil zu oft schon gehört - nicht mehr so gern mag. Nur wenige Takte und gesungene Zeilen waren nötig, um sich noch einmal neu in das Stück verlieben zu können.
Eröffnet wird das Programm aber mit einer Eigenkomposition des Künstlers. "The Cat" vom 2014 erschienenen Album "So Good To Be Me" hält uns die Eingangstür auf und führt uns zu unserem in Gedanken einzunehmenden plüschig roten Sitzplatz des "Savoy", von wo aus wir den 16 auf dieser Live-Scheibe verewigten Liedern lauschen werden. Und es geht gleich flott und "beschwingt" los, denn die Nummer hat ordentlich Drive.
Auch das direkt folgende "Help Yourself", das im Original vom Tiger Tom Jones stammt, wird von Tom Gaebel zu seinem Lied gemacht und erfährt durch die auf der Bühne operierende Arbeitsgemeinschaft eine wohltuende Frischzellenkur, ohne den ursprünglichen Charakter des Liedes zu zerstören. Herrlich, den Hörer anzündend und umgehend in die Glieder fahrend! Dies empfindet wohl das Publikum genauso, denn die gute Stimmung im Saal mischt sich unüberhörbar in den erstklassigen Sound des Mitschnitts. Die Leute sind völlig zurecht begeistert.
Von dieser Begeisterung hört man im Verlauf des Programms noch mehr und sie überträgt sich auch in die heimische Stube beim Abhören dieser Konserve. Egal, ob die Geschwindigkeit vom locker entertainenden Gesangssolisten mal herausgenommen wird ("The nearness of you", "Fly Me To The Moon") oder das Rädchen in den roten Bereich der nach oben offenen Geschwindigkeitsskala geht ("Such A Happy Day", "Papa Loves Mambo", "Mad Man"), die Leute im Saal werden abgeholt, von der Darbietung begeistert und in "Swingung" gesetzt.
Es wurde hier bereits erwähnt, dass der Mitschnitt aus ein und demselben Konzert stammt. Dies kann man gar nicht oft genug anführen, denn hier klingt tatsächlich alles wie aus einem Guss und dazu aus Sicht des Künstlers erfreulicherweise auch fehlerfrei. Und wenn selbst von Hinz und Kunz schon zig-fach aufgeführte Klassiker wie "Just A Gigolo" und "My Way" am Ende so klingen, als hätte man sie gar nicht so oft gehört, hat der hier gerade im Moment aufspielende Musiker defintiv alles richtig gemacht.

Die Musikanten um Tom Gaebel bewegen sich lässig und entspannt durch eine bunte Auswahl an Adaptionen und Eigenkreationen aus des Chefs Feder und sorgen damit für eine Menge Spaß - damals im Saal und jetzt auch über die für die Ewigkeit festgehaltene Aufzeichnung, die es außer als Standard-CD auch als Earbook mit 10" Vinyl, Doppel-CD mit Bonustracks und DVD gibt. Über allem thront die Leistung des Hauptdarstellers, der zwar wie Frank Sinatra klingen mag, aber trotzdem Tom Gaebel ist. Sofort wiedererkennbar, sofort tief rein gehend und verstaubte Stilistiken frisch servierend versteht er es, ganz meisterhaft den Abend mit Leben und Liebe zu füllen. Ein Abend, der wie im Fluge vergeht und an dessen Ende man den Wunsch hat, er möge noch etwas weitergehen. So einem Talent begegnet man heute nicht mehr allzu oft und man ist dankbar für eine dermaßen gut gelungene Unterhaltung. Dieses Erzeugnis sei von dieser Stelle wärmstens empfohlen und ebenso ein Besuch einer seiner Live-Shows. Das wird sich der Autor dieser Zeilen auch nicht entgehen lassen!
(Christian Reder)





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