Das mit den Blumen tut mir leid:
"Es hat nichts mit Dir zu tun" (EP)


dasmitdenblumen 20200614 1551232350VÖ: 12.06.2020; Label: ZOUNDR; Katalognummer: 4251351606731; Musiker: Thorsten Rheindorf (Gesang, Piano), Gerald Jude (Gitarre), Janja (Akkordeon); Bemerkung: CD im aufklappbaren Digipak. Abdruck der Texte auf dem Cover;

Titel:
Liebe ist Freiheit • Das bin ja ich • Auf die Freundschaft • Das war kein Wunder • In einem kleinen Zimmer in Paris


Rezension:
"Chansons für Schwerverletzte" heißt das Bühnenprogramm der Gruppe DAS MIT DEN BLUMEN TUT MIR LEID aus Berlin. Ja, man muss schon schwer was am Helm haben und damit auch in ärztlicher Behandlung sein, wenn man sich deren erste EP mit dem Titel "Das hat nichts mit Dir zu tun" zur Hand nimmt und den Inhalt seinem Geschmackszentrum ernsthaft als Zwischenmalzeit anbieten will. Das ist allerhöchstens etwas für einen Morgen mit grau meliertem Himmel und schlechter Laune am Frühstückstisch, um der labilen Stimmung endgültig den Rest zu geben. Oder wenn man Musik nicht leiden kann und ihr übelst einen mitgeben will. Ja, dann kann man die CD ruhig einlegen und starten. Darauf befinden sich insgesamt fünf Songs, von denen mindestens 4 ½ völlig unnötig sind.

So ganz ernst scheint sich das Berliner Ensemble auch nicht zu nehmen, womit zumindest erklärt wäre, wieso Thorsten Rheindorf dort Sänger ist und man für seine Musikgruppe nicht Ausschau nach jemandem hielt, dessen Organ einem nicht gleich schon nach zwei gesungenen Zeilen einen Kackreiz beschert. Normalerweise bekommst Du mit so einer Stimme nicht mal den Job an der Bestellannahme eines Fastfood-Drive Ins. Hier aber darf sie ihre volle "Schönheit" am Mikrofon entfalten. Neben dem "Sänger" und Keyboarder gehören noch Gerald Jude an der Gitarre und ein/e gewisse/r Janja am Akkordeon zur Besetzung. Zuletzt genannte/r traut sich scheinbar aber nicht, den richtigen Namen anzugeben, was ich nach dem Hören der CD durchaus nachvollziehen kann. Oder er/sie hat von Natur aus keinen Nachnamen abbekommen, wie Madonna oder Cher. Wie dem auch sei, diese drei Herrschaften erzeugen unter dem Namen DAS MIT DEN BLUMEN TUT MIR LEID eine Menge Geräusche, auf die verschiedene Texte gesetzt werden. Dem finsteren und depressiven Grundton in der Musik rührt das Trio nicht weniger fröhliche Inhalte unter. Dabei trifft man hin und wieder aber auf echte Höhepunkte, wie z.B. im Titel "Liebe ist Freiheit", in dem der in diesem Lied angesungenen Ex Folgendes mit auf den Weg gegeben wird: "Liebe ist Freiheit, hast Du mal gesagt. Dann nimm Du die Liebe. Viel Spaß!" Bei "Das bin ja ich" beschleicht einen im ersten Augenblick das Gefühl, hierbei handelt es sich um einen verschollenen Titel von Reinhard Lakomy. Aber kaum hat Thorsten Rheindorf angefangen den Text … ähm … (ja, was macht er eigentlich da?) … nennen wir es mal hervor zu pressen, verschwindet der erste gute Eindruck auch schon wieder und macht Platz für die Mischung aus Mitleid, Schaudern und Fassungslosigkeit, die diese sonderbare Vortragskunst bei mir schon im ersten Song hat aufsteigen lassen. Die werde ich beim weiteren Hören auch nicht wieder los, und ich hangle mich von "Auf die Freundschaft" (der Versuch eines Sommerhits?) und "Das war kein Wunder" (das wohl erste Schlafmittel, das man über das Ohr einnimmt) zu "In einem kleinen Zimmer in Paris" (Och nöööö ...) und bin dankbar, als die paar Minuten rum sind die es brauchte, um sich für eine Rezension von der CD ein Bild zu machen.

Mag die Musik in Teilen noch gute Ansätze in sich tragen, nervt der Mann mit dem Zungenschlag einer Katja Burgard am Mikrofon aber von Minute eins bis zum letzten Ton durchweg und ohne Pause. Der monotone Klang der Musik, das lustlos auf- und zugezogene Akkordeon und die wenig zündenden Orgel-Sounds runden das komplett in Schieflage geratene Bild nur noch ab. Lediglich das Gitarrenspiel von Gerald Jude und seine geschickt gesetzten Akzente sorgen dafür, dass es nicht ganz von der Wand fällt. Mag das Ganze mit einem Augenzwinkern versehen sein und nicht ganz so ernst genommen werden wollen (das hoffe ich jedenfalls, dass so der Plan war), so sehe ich trotzdem keinerlei Veranlassung, mir die Lieder irgendwann nochmal anzuhören. Die Band hat mir mit ihrer ersten CD jedenfalls ziemlich schnell klar gemacht, dass Guildo Horn doch nicht so schlecht ist, wie ich immer dachte. Es gibt also noch Luft nach unten. Und noch eine Erkenntnis brachte der Silberling: Das mit der Musik sollte Euch auf jeden Fall mehr leidtun, als die Sache mit den Blumen … Eure Hauptjobs solltet Ihr jedenfalls für die Musik nicht aufgeben.
(Christian Reder)





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