Debbie Kammerer: "Handschrift" (Album)

kammerer2019 20190430 2015913685VÖ: 12.04.2019; Label: D7/Membran; Katalognummer: ohne; Musiker: Debbie Kammerer (Gesang), Jürgen Parison (Keyboards), Samuel Hartel (Gitarre), Fabian Gruber (Bass, Schlagzeug), Miriam Klüglich (Streicher), Noomi Breuer (Streicher); Bemerkung: Picture CD (mit Foto bedruckte CD Oberseite) im aufklappbaren Digipak mit Booklet und darin befindlichem Abdruck der Songtexte;

Titel:
Die Fremde • Wut im Bauch • Wand • Engel • Kampf • Frei sein • Kopf aus • Figuren • Lauf davon • Schneeruf (Live Recorded) • Du • Zu dir • Handschrift


Rezension:
Ich stelle Ihnen heute das Debütalbum der 27-jährigen Stuttgarter Singer-Songwriterin Debbie Kammerer vor. Sie betitelt es "Handschrift", was ein Hinweis sein könnte, dass die Songs so persönlich sind, wie es die eigene Handschrift ist. So jedenfalls meine These. Weitgehend autobiographisch also. Dies setzt starke, überzeugende Texte voraus, mit denen sich auch Außenstehende identifizieren können. Ob das gelingt? Wir werden sehen. Sie hat übrigens alle Songs zusammen mit Fabian Gruber geschrieben.

Gleich beim ersten Lied "Die Fremde" tauchen wir in ihre Gedankenwelt ein. Ihre warme, einschmeichelnde Stimme befördert den hintergründigen Text. Man muss sich schon konzentrieren, um ihre Gedanken nachvollziehen zu können. Hört sie von außen in sich hinein, wenn sie sich mit Distanz begegnet - als Fremde eben? "Und wenn sie von ihrem Lied erzählt, das sie nur singt, wenn sie niemand hört. Niemand sieht, wie sie sich selbst verliert und nichts mehr spürt ..." Egal, wie man es interpretieren möchte: Es ist eine mit Herzblut interpretierte Ballade, die mit Klavierklängen und Streicherbegleitung beginnt und mit einer packenden Orchestersequenz endet. Kein leichter, aber dennoch faszinierender Einstieg in die insgesamt 13 Kompositionen. Das beiliegende Textheft sollte man bei allen Songs zur Hand nehmen.
Die "Wut im Bauch" im ruhigen, balladesken Stil hätte ich mir allerdings gesanglich mit mehr ausgedrückter Wut vorstellen können, wenn sie zum Beispiel singt: "Ich kann nicht gehen, schrei ich zu dir". Das klingt zu zahm. Aber vielleicht liegt die Wut auch schon länger zurück, so dass man alles abgeklärter betrachtet, wer weiß. "Die Wand" ist im Zusammenleben mit einem Partner oder einer Partnerin nicht selten ein unüberwindbares symbolisches Hindernis. So drückt es vereinfacht der starke Text aus. Ein Appell zum Zuhören und Verstehen und nicht Weghören oder Wegsehen.
Natürlich könnte man noch andere Songs quasi unter die Lupe nehmen. Das ist in Anbetracht der oft sibyllinischen Texte wenig sinnvoll. Damit sollte man sich in einer ruhigen Stunde im "stillen Kämmerlein", beispielsweise bei einem Glas Wein, selbst beschäftigen. Ich möchte aber noch einen Song herausgreifen, den Titelsong "Handschrift", der mit sanften Keyboardklängen und dem Engelsgesang von Debbie Kammerer ausklingt. Sie nimmt das Lied so persönlich, dass sie sich ausnahmsweise selbst am Keyboard begleitet. "Wenn du mir die Hand gibst, ist's auf einmal da. Dann ist die Sicht ganz klar zu dir. Denn ich trag' deine Handschrift".

Debbie Kammerer und Fabian Gruber haben sich unheimlich viel Mühe gegeben, die Wort- und Satzkonstrukte mit den eigenen Gedanken zu verbinden und mit vielen emotionalen Elementen einen Blick in ihr innerstes musikalisches und textliches Universum zu gewähren. Wunderbare String- und Keyboard-Arrangements runden das nachhaltige Erlebnis ab. Man sollte sich aber portionsweise darauf einlassen - mit kleinen Nachdenkpausen. Zum "Einwirken".

Die Sängerin bemerkt zu ihrem Album:
"Pures Leben ist, jeden Moment, egal ob furchtbar oder wunderschön, in seiner Vollkommenheit wahrzunehmen und mit allen Emotionen zu durchleben. Wenn die Seele weint, wenn die Seele lacht, wenn das Leben verrückt spielt, ist es wichtig, es in die Hand zu nehmen, es anzupacken und etwas Neues zu (er)schaffen."

Tiefschürfender könnte man es kaum formulieren.
(Gerd Müller)





Songs:


















   
   
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