GALA: "60" (Album)

lp02 20181028 1514632983VÖ: 28.09.2018; Label: Buschfunk; Katalognummer: 06952; Musiker: Frank "Gala" Gahler, Jörg "Speiche" Schütze, Olli Becker, Sebastian "BuzzDee" Baur, Peter Schmidt, Ruth Hohmann, Bettina Schoch, Alexandra Sypitzki, Manne Pokrandt, Heiner Witte, Hannes Schulze, Haymo Doerk, Frank Diez, Sören Birke, Joro Gogow, Pitti Piatkowski, René Decker, Bernd Haucke, Nicki Gogow, Stumpen, Agneta Ivers, Steffi Breiting, Bernd "Kuhle" Kühnert, Rainer "Lello" Lojewski, Tobi Hillig, Christoph Frenz; Bemerkung: CD in Plastik-Hülle (Jewel-Case), ohne Abdruck der Songtexte im Booklet. Ausschließlich auf CD erschienen;

Titel:
Hummingbird (GALAling) • Rettungsboot (Monokel) • Tagtraum (GALAling) • Have I Told You Lately (Steffis Bande) • I Got You Babe (Steffis Bande) • What's Wrong (Aneta Ivers + Stumpen + Joro) • Der ultimative Mann (Stumpen + BuzzDee) • Tut mir leid (Monokel + Ruth Hohmann) • Rambling On My Mind (GALAling) • Don't Leave Me (NO55) • Schlüsselkind (NO55) • Lass sie warten (NO55) • In der letzten Stunde des Tages (NO55) • Come Together (NO55)


Rezension:
Mit den Fans von Frank "GALA" Gahler und Kennern der deutschen Blues-Szene muss man nicht mehr lang und breit darüber philosophieren, wer er denn ist, dieser GALA. Ebenso kann man es sich bei den "Kunden" auch sparen, seitenlang die vielen Talente und Vorzüge dieses GALA aufzulisten, mit denen er seit Jahren sein Publikum immer wieder aus den Sesseln und von den Stühlen hebt, und die ihn von all den einstmals ausgebuhten Schulaufführungsversagern und den Leuten heute als Topacts untergejubelten Marionetten unterscheiden, die weniger mit Talent und ausschließlich mit Äußerlichkeiten die BRAVO und Wendy lesenden Mädels in Ekstase und ungezogene nächtliche Träume treiben. Und mit dem Klischee, dass der schon längst verstorbene Blues keinen mehr hinter dem Ofen hervor lockt, muss man unseren Lesern ebenso wenig kommen, denn das wirst Du bei GALA nicht erleben, dass da etwas leblos ist. Das sind alles Dinge, die man über den Blues-Musiker und seine Arbeitsnachweise weiß, und über die man niemanden aus dem Blues-Bereich mehr etwas erzählen muss. Gerade frisch aus der Presse kommt die CD "60", die GALA aufgrund seines in diesem Jahr begangenen runden Geburtstags so nannte und die vor knapp einem Monat in den Handel kam.

Aber auch diese CD muss man seinen Fans und eingangs genannten Kennern der Szene nicht mehr großartig vorstellen, denn sie waren alle am 17. Juni 2018 im Hof des Köpenicker Rathauses, um mit GALA seinen 60. Geburtstag zu feiern und seinem Konzert mit Gästen beizuwohnen. Mein Freund und Kollege Thorsten war damals mit dabei und berichtete Euch in Wort und Bild über die Sause. Die Leute im Hof erlebten einen "gelungenen Geburtstagskonzertabend" mit Musikanten wie z.B. Jörg "Speiche" Schütze, Joro Gogow, Pitti Piatkowski, Bernd "Kuhle" Kühnert, Christoph Frenz, Stumpen und BuzzDee von KNORKATOR oder Heiner Witte. Ein Mitschnitt dieses Konzerts findet sich nun auf der hier vorgestellten CD wieder und sorgt im Nachgang nochmals für eine Menge Freude (oder für die, die nicht dabei waren, erstmals). Auf der Bühne waren unterschiedliche Formationen zu erleben, bei denen GALA selbst stets mitwirkte und mit denen er den Leuten, die auf seine Party kamen, richtig Feuer unter dem Hintern machte. Auf der CD ist z.B. der Song "Hummingbird" zu hören, den er mit GALAling zum Besten gab. GALAling ist - für die, die es noch nicht kennen sollten - ein Projekt aus den ENGERLING-Musikern Heiner Witte, Manne Pokrandt und Hannes Schulze, verstärkt durch Haymo Doerk und GALA himself. Diese Formation legt im Verlauf der Platte mit dem "Tagtraum" und "Rambling On My Mind" noch zwei Blues-Klopper nach. Die Band MONOKEL, in der GALA in den 70ern seine musikalische Karriere startete, ist mit den Songs "Rettungsboot" und "Tut mir leid" zu hören. Bei zuletzt genannter Nummer unterstützte die Kapelle GALAs einstige Gesangslehrerin, die Jazz-Sängerin Ruth Hohmann, die ebenfalls auf der Bühne zu erleben war und ihrem einstigen Schüler damit gratulierte. Für mich persönlich eines der absoluten Highlights ist das "Comeback für einen Tag" der Gruppe NO55, die sich auf der Scheibe hier gleich mit fünf Songs wiederfindet. Aber es gibt noch eine ganze Menge mehr Gäste und Musik, die der interessierte Leser meiner Zeilen doch bitte schön selbst entdecken möge.

Zwei bis achtundvierzig Worte noch zum Sound. Das Konzert mitgeschnitten hat Egge Schumann (ex Stern-Combo Meißen, heute bei Petra Zieger). Im Studio für die CD-Veröffentlichung "aufgehübscht" hat die Aufzeichnung Manne Pokrandt (Engerling + GALAling) in seinem Studio. Das Ergebnis kann sich nicht nur hören lassen, sondern fährt dem Hörer bei genügend hochgefahrenem Volume-Regler ordentlich in die Glieder. Ein glasklarer Klang, alles ist wunderbar heraus zu hören, und man glaubt gar nicht, dass es sich hier um eine Live-Aufnahme handelt, würde da nicht der Applaus am Ende der vielen Vorträge aufbranden. Die CD "60" lässt den mal lauten ("Don't Leave Me") mal leisen Blues ("Rettungsboot") gut durchblutet und kerngesund dastehen und so jugendlich wirken, dass eingangs schon genannte Jugendzeitschriften mit dem hier gefeierten Star des Abends eigentlich einen Foto-Termin für die nächste Poster-Beilage ausmachen müssten. Wer gleich beim Opener "Hummingbird" und diesem verschärften Gitarrensolo nicht auf die Knie geht und für eine solche Göttergabe laut dankt, ist entweder am Ohr erkrankt oder schlicht verunsichert, weil er bevorzugt sonst nur den Fernsehgarten schaut. Aber auch der Hörer von gutem Deutschrock kommt hier voll auf seine Kosten, denn die schon genannte Gruppe NO55 bringt alles mit, was das Herz des Hörers schneller schlagen lässt. Unnötig zu erwähnen, dass Gitarren-Gott "Pitti" hier wieder für die Ausschüttung von reichlich Glückshormonen sorgt. Hier empfehle ich, einfach mal die BEATLES-Nummer "Come Together" ganz genüsslich über sich ergehen zu lassen. Zu behaupten, die NO55-Version mache mehr Spaß als das Original, mag blasphemisch klingen, trifft zum Leidwesen aller BEATLES-Fans aber dummerweise genau den Nagel auf den Kopf.

Man startet dieses bunte Programm und ist urplötzlich all seiner Langeweile ledig. Und wenn die kraftvolle Kollektion dieser in die Stube geschubsten Klänge und Beats auf dieser Scheiblette das Ende erreicht haben, lässt man sie am besten gleich nochmal laufen. Warum auch nicht ... das Album ist voll mit lebendiger Musik, geilen Texten und so vielen überraschenden Momenten, dass man sie beim ersten, zweiten und auch dritten Mal gar nicht alle entdecken kann. Es bringt also nicht nur ein Bär den Frohsinn, sondern auch GALA, wenn er mal auf die Bühne tritt und die Leute musikalisch in Brand setzt. Hut ab!
(Christian Reder)









   
   
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