Claudia Koreck: "Weihnachtsplatte" (Album)

koreck2018 20181118 1084984894VÖ: 16.11.2018; Label: Honu Lani Records/Universal; Katalognummer: 4260322420306; Musiker: Claudia Koreck (Gesang, Gitarren), Itus Vollmer (Gitarren, Ukulele, Mandola), Mario Schönhofer (Bass), Matthias Bublath (Tasteninstrumente), Chris Haller (Saxophon), Gunnar Graewert (Perkussion), Oscar Kraus (Schlagzeug); Musik & Texte: Claudia Koreck u.a.; Produzent: Gunnar Graewert; Bemerkung: CD in Plastikhülle (Jewel-Case) inkl. Booklet mit Abdruck der Songtexte;

Titel:
Wenn da Winter koid is • Ruck ma olle wieder näher zam • Mandolinenmo • Mele Kalikimaka • Reindeers • Seitdem i di liab • Hawaii Kaffee • Christmas In Our Hearts • Wo bleibt da Winter • Wenn ich an Weihnachten denk • Weihnachten ohne di


Rezension:
Es ist etwas ungewöhnlich, wenn eine Liedermacherin - in diesem Fall Claudia Koreck aus Bayern - nicht die üblichen, oft kitschig-süßlichen Weihnachtslieder neu einspielt, wie es geschäftstüchtige Helene Fischers & Co. machten. Nein, sie wählte einen anderen, unbequemeren Weg. Zum Komponieren und Texten zog sie sich im Februar eine Woche lang ohne elektronische Medien in eine Hütte in einem Naturschutzgebiet bei Stockholm zurück. Man kann sich unschwer vorstellen, dass dies in ihr eine weihnachtliche Stimmung besonderer Art und Kreativität auslöste. Vor allem, wenn man Rentiere durch den knirschenden Schnee ziehen hört. Ihre CD mit einem selbst gemalten Rentier auf der Frontseite des Covers betitelt sie schlicht "Weihnachtsplatte".

Dieter "Maschine" Birr (ex-Puhdys) hatte eine ähnliche Idee. Auch er brachte seine selbst komponierte weihnachtlich bzw. winterlich gefärbte Scheibe "Alle Winter wieder" auf den Markt und lässt seine Fans leider nur in den östlichen Bundesländern an der ausführlichen Tour teilhaben. (Die Deutsche Mugge berichtete HIER). Claudia Koreck tourt im Dezember im südlichen Landesabschnitt mit ausgewählten Gastmusikern nur durch bayerische Städte. Aber sonst gibt es natürlich keine Gemeinsamkeiten.

Dass Koreck musikalisch kein Nobody ist, beweist auch ihr Support-Auftritt bei der Konzerttour der Eagles 2011 und ihre Mitwirkung bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest, wo es allerdings nur zu einem 10. Platz reichte. 2007 wurde sie vom Radiosender Bayern 3 entdeckt. In diesen elf Jahren veröffentlichte sie neben bisher sechs Studioalben eine Live-Doppel-CD und eine "Kinderplatte".

Von den 11 Liedern ist nur einer ein Coversong - das hawaiianische Weihnachtslied "Mele Kalikimaka" von Robert Alex Anderson aus dem Jahr 1949. Wenn man das Lied anhört, erinnert es mich sich sofort daran, es schon in anderen Versionen gehört zu haben. Alle Lieder sind zum Glück nicht überinstrumentiert, sondern bestechen durch zeitlose Folkelemente und werden dezent mit Klavier-, Klarinette-, Saxofon-, Gitarre-, Schlagzeug- und Bass-Begleitung angereichert. Dazu ihre helle Stimme.

Drei ihrer Songs singt sie auf Englisch ("Reindeers", das genannte "Mele Kalikimaka" und "Christmas in our Hearts"), den Rest in bayerischem Dialekt und einen in hochdeutsch: "Wenn ich an Weihnachten denk" - den sie ihrer Tochter gewidmet hat. Aber keine Angst, sämtliche Texte sind im Inlet der CD nachzulesen, das sie bebildert hat.

Eine Komposition möchte ich ausführlicher erwähnen, weil sie sich zumindest indirekt dem immer mehr um sich greifenden Problem der Obdachlosigkeit widmet. "Weihnachten ohne di" betitelt sie eine Klavierballade zur Erinnerung an ihre Großmutter und beschreibt die Werte, die sie von ihr mitbekommen hat. "Du host gsogt - hoi den Moo ohne Dahoam an unsern Disch. Nur durch di hob i verstanden wos Weihnachten is." (Du hast gesagt, hole den Mann ohne Zuhause an unseren Tisch. Nur durch dich habe ich verstanden, was Weihnachten ist).

Eine Platte, die wärmt und berührt.
(Gerd Müller)