Konstantin Wecker: "Poesie und Widerstand" (Doppel CD)

weckerpoesie 20170526 2093312072VÖ: 26.05.2017; Label: Sturm & Klang/AL!VE; Katalognummer: S&K027; Bemerkung: Jubiläums-Edition zum 70. Geburtstag Weckers. 2 CDs im aufklappbaren Digipak; ohne Abdruck der Texte im Booklet;

Titel:
CD 1: Den Parolen keine Chance • Sage Nein • Ich singe, weil ich ein Lied hab' • Der alte Kaiser • Endlich wieder unten • Was passierte in den Jahren • Weltenbrand • Niemals Applaus (für meinen Vater) • Liebesdank • Stirb ma ned weg • Was immer mir der Wind erzählt • Inwendig warm • Wut und Zärtlichkeit • Empört Euch • Was keiner wagt • Sage Nein (Bonus Version)
CD 2: Leben im Leben • Die weiße Rose • Novalis • Alles das und mehr • Dass alles so vergänglich ist • Kleines Herbstlied • Wenn der Sommer nicht mehr weit ist • Das ganze schrecklich schöne Leben • Nur dafür lasst uns leben • Ich habe einen Traum • Gracias a la Vida • Questa nuova Realtà • Caruso • Schlendern • Tropferl im Meer


Rezension:
Noch nie war er so gut wie heute. Das beweist die neue CD des Liedermachers KONSTANTIN WECKER, die er anlässlich seines 70. Geburtstages am 1. Juni veröffentlicht. Es gibt nur wenige, die die deutsche Musikgeschichte so geprägt haben wie er. Mit mehr als 31 Titeln, brandneue Songs und Klassiker, ist es eines der bisher größten Alben geworden, die Wecker auf den Markt brachte.

Bemerkenswert ist auch, wie haargenau die Arrangements auf Konstantins Verse abgestimmt sind. Ein Rädchen greift hier ins andere, wodurch neben klaren Aussagen auch immer eine ganz eigene Atmosphäre entsteht. Und fast kein Musikgenre - und das hat man wohl bisher selten erlebt - bleibt unangetastet! Auf der ersten CD findet man z.B. "Den Parolen keine Chance", einen Song, der sich an Beethovens „Ode an die Freude“ anlehnt. Im aufrüttelnden Lied "Sage Nein" fordert Konstantin zum zivilen Ungehorsam auf! "Steh auf und misch dich ein!", ist eine Warnung vor dem Rechtspopulismus. In "Ich singe, weil ich ein Lied hab" steckt die Klarstellung Weckers, dass er den Gewinn seiner Lieder in der eigenen Persönlichkeitsentfaltung sieht. In "Der alte Kaiser" geht es ums Altern und den Rückblick auf das Leben ("Ein Mann mit weißen Haaren und vielen Gedanken"). Im "Weltenbrand" kritisiert er wie gewohnt die herrschenden Verhältnisse. Der Song baut sich langsam auf, der Mittelteil wird einmal mehr wiederholt und endet sehr bombastisch, wodurch das Stück noch mehr an Atmosphäre gewinnt. "Empört Euch" fordert die Menschen auf, sich nicht lethargisch den weltweiten Ungerechtigkeiten durch skrupellos eingesetzte Macht der Banken und Großunternehmen zu ergeben, sondern sich dagegen aufzulehnen. "Was keiner wagt" ist eine Ballade nach dem Gedicht des Theologen Lothar Zenetti. Das Lied fordert auf, sich gegen die Haltung der Masse aufzulehnen. Man soll nicht gedankenlos die herrschende Meinung übernehmen, sondern sich ein eigenes Bild machen und gegebenenfalls zu einer anderen Äußerung kommen. Es fordert ferner dazu auf, selbständig zu denken, neue Wege zu gehen und Offensichtliches kritisch zu hinterfragen. Auf der zweiten CD findet man Stücke wie z.B. "Novalis" mit einem Text des deutschen Schriftstellers der Frühromantik und Philosophen Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, mit dem Denkanstoß "Stell dir vor, diese Welt würde durch Liebe und nicht durch Geld regiert". Im Prinzip kann man auf der zweiten CD den Songs folgen, die Wecker auf seinen Konzerten der letzten Jahre zum Besten gab.

Wenn es ein Album gibt, dass die Karriere von KONSTANTIN WECKER auf den Punkt bringt, ist es "Poesie und Widerstand". Keine schnöde Best-of-Kopplung, sondern ein faszinierendes Doppel-Album, das aus Sicht des Alters Rückschau hält. Diese Doppel-CD ist ein Glücksgriff! Ein Wechselbad der Gefühle erwartet den Hörer. Es ist zu vermuten, dass überwiegend Fans diese CDs kaufen werden, aber man kann sie problemlos allen ans Herz legen, die einfach gute, handgemachte Musik mit poetischen Texten mögen, also allen, die anspruchsvolle deutsche Songs bevorzugen! Wecker ist sich selbst treugeblieben. So singt er von Liebe und Freundschaft, schwelgt in Erinnerungen, singt von Hoffnung, fordert auf zum gegenseitigen Miteinander und plädiert für mehr Menschlichkeit in einer bitterkalten Zeit. Hinterfragen statt Mitlaufen und "Nein" sagen, wo es nötig ist. Und es gibt sie doch noch: die ernsthaften und manchmal auch kritischen Lieder, selbst in einer Zeit der inhaltslosen Konserven-Musik, die Zuhörer ohne Verstand ansprechen soll.
(Franzi Münch)




   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.