Lukas Natschinski: "Unterwellenborn Sessions" (CD Album)

natschinskiunter 20170908 1563437592VÖ: 08.09.2017; Label: Eigenvertrieb; Katalognummer: ohne; Produzent: Jörg Zinke; Bemerkung: Live-Album auf CD im aufklappbaren Digipak. Aufgenommen im Kulturpalast Unterwellenborn;

Titel:
Guitar • Revelation • Csàrdàs • Sunny • La campanella • Mary • Der Mann, der mir gefällt • Hummelflug • Isn't she lovely • What a wonderful world


Rezension:
... nun gibt es ein weiteres Tondokument, ein neues Puzzleteil und diesmal geht es um Unterstützung für das Haus in Unterwellenborn. Dem Musiker Lukas Natschinski, ein Gitarren- und Klaviervirtuose und zudem jüngster Sohn des Komponistengenies Gerd Natschinski, ist dieser Ort von Jörg Zinke bewusst vorgeschlagen worden. Pierre Wilhelm hatte Jörg Zinke auf den Kulturpalast aufmerksam gemacht. In dessen großen Saal gibt es einen einmaligen Raumklang, denn Fußböden und Decken wurden aus Holz gefertigt und die Wände sind trapezförmig angewinkelt. Beinahe wie in einem Aufnahme-Studio. Das ist intelligent gebaut und in Kombination mit der architektonischen Gestaltungshöhe des prächtigen Baus einmalig in ganz Europa. Das klangliche Endergebnis der "Unterwellenborn Sessions" (2017) ist daher auch besonders filigran und intensiv. Ich habe mich davon überzeugt:

Für die "Unterwellenborn Sessions" hat sich LUKAS NATSCHINSKI mit Band einige populäre Standards aus dem Feld zwischen Klassik und Pop ausgewählt und mit zwei Kompositionen aus eigener Feder ergänzt. Es ist eine fast angenehm relaxte Jazz- und Pop-Mixtur entstanden, der sich auch eher "ungeübte" Ohren leicht nähern und Freude empfinden können. Schon das einführende Stück "Guitar", eine Komposition von Lukas Natschinski, stimmt auf das Gesamtwerk ein. Über den treibenden Beats demonstriert der Künstler, wie locker und verspielt eine Jazz-Gitarre in nur knapp vier Minuten zu verzaubern vermag. Ebenso entspannt, nur diesmal deutlich mehr mit Jazz-Elementen auf Gitarre und Piano angereichert, demonstriert er leicht und verspielt mit "Revelation" seinen eigenen Stil. Wer genau hinhört, kann das Motiv von "Isn't She Lovely" schon erkennen, das zum Schluss auch vollständig als Song zu hören sein wird. Sehr entspannend und genussvoll sind diese sieben Minuten durchgestaltet, ohne dass auch nur ein Hauch von Dehnung oder Langeweile entstehen könnte. Richtig Freude kommt dann bei "Csàrdàs" auf. Die wohl bekannteste Komposition des Italieners Vittorio Monti wird von LUKAS NATSCHINSKI hier leicht und locker neu "verjazzt" interpretiert. Mit "Sunny" (1966) von Bobby Hebb ist ein wirklicher Evergreen auf die Scheibe gelangt und, was kaum möglich scheint, Natschinski kann dem Song einige neue interessante Facetten hinzufügen und der Gesang von ANNELIE SCHREIBER bleibt nah am Soul-Feeling, sehr dezent und fast ein wenig cool auf mich wirkend. Wundervoll ausgestaltet faszinieren die solistischen Ausflüge von LUKAS NATSCHINSKI auf seiner Gitarre. Fast schon hitverdächtig, wie er auf dem Klavier mit "La Campanella" (Glöckchen) von Franz Liszt umgeht und nach einem schwelgerisch ausladende freien Teil wieder zum Thema zurückfindet, um anschließend mit "Mary", dem zweiten eigenen Werk, zunächst einen Ruhepunkt zu setzen.

Wohl als Erinnerung an seinen 2015 verstorbenen Vater ist "Der Mann, der mir gefällt" gedacht, eine Nummer, die der Sohn, dem Ausdruck dieses Albums entsprechend, neu bearbeitet hat. Ein weiteres populäres Thema taucht mit dem "Hummelflug" auf und auch diesmal überrascht NATSCHINSKI mit seinem ideenreichen Spiel am Piano und auf den Gitarrensaiten, dass beide Male aus dem Klassiker eine sehr moderne flinke "Jazz-Hummel" werden lässt. Für mich sind diese fast sechseinhalb Minuten der absolute Höhepunkt dieses Albums. Da kann auch die Stevie Wonder-Nummer "Isn't She Lovely", nun in voller Länge und Schönheit, mit ihrem leichten Swing-Touch nicht mehr ran, obwohl Musik und Text ausgesprochen gut zum Liebreiz des Hauses passen, den der Kulturpalast in einem zugehörigen Youtube-Video ausstrahlt.

Zum Ausklang gibt es eine entschleunigende Version des Welthits "What A Wonderful World" und danach habe ich das Gefühl, dass das Album viel zu kurz geraten ist, denn von diesem so einfalls- und abwechslungsreichen Piano- bzw. Gitarrenspiel kann man, in der richtigen Stimmung, eigentlich nicht genug bekommen. Klasse Album, dem man den besonderen Raumklang auch zu Hause anmerkt. Diese zehn filigran eingespielten und sehr ideenreich arrangierten Songs machen in jeder Sekunde genau den Hörgenuss, den man sich von einer Session erhofft - spannend, unterhaltsam und auf höchstem Niveau abwechslungsreich gespielt.

Nicht zu vergessen, das äußerst liebevoll und sehr ansprechend gestaltete 28-seitige (!) Booklet in Bildbandmanier, das noch einmal mit vielen Informationen zum "Projekt Kulturpalast" aufwartet und das Anliegen, dem damit Ausdruck verliehen wird, mit wenigen treffenden Worten zu erläutern vermag. Vom Begriff "Jazz" sollte sich der Interessent nicht abschrecken lassen, denn die Scheibe bietet die vielleicht beste Pop-Musik, die man sich idealer Weise heutzutage vorstellen kann. Kaufen, eintauchen und staunen ...
(Hartmut Helms)



Diese Rezension ist ein Auszug aus einem Texte über die Geschichte des Kulturpalastes in Unterwellenborn und
zur Entstehung dieses Albums. Sie kann in voller Länge auf der Homepage des Autors nachgelesen werden: HIER





Videoclip:



 
 
 
 
 
 

   
   
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