lp26 20170105 1035786991 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Inhalt:
"Live"
Uschi Brüning & ENGERLING
Buschfunk
13. Januar 2017

1. Exactly Like You
2. Nobody Knows You
3. Muschellied
4. Dein Name
5. Zigeunerjunge
6. Black Coffee
7. Blues für L
8. Tagtraum
9. Soul Plexus
10. And I Love Her (Him)
11. Compared To What
12. Stormy Monday





Was dabei herauskommt, wenn eine von Deutschlands besten Jazz- und Soul-Sängerinnen mit einer von Deutschlands besten Bluesbands kooperiert ... ach was ... vielmehr verschmilzt, kann man nun über die beim Label Buschfunk erschienene CD "Live" selbst erkunden. Auf der einen Seite steht dort Uschi Brüning, seit 1970 nicht nur von Berufs wegen als Sängerin aktiv, sondern vor allen Dingen aus eigenem Interesse und der Liebe zur Musik. Auf der anderen Seite finden wir die Gruppe ENGERLING, seit nunmehr 41 Jahren als Band mit eigenen Songs im Lande ebenso unterwegs, wie seit einiger Zeit auch als Begleitband für Mitch Ryder. Zig bis heute erschienene Langspielplatten und CDs dokumentieren das Schaffen des jeweils anderen, und nun haben Brüning und ENGERLING auch ein gemeinsames "Baby".

Bei einem Auftritt im Gasthof "Zur Linde" in Affalter am 1. Oktober 2016, bei dem die Gruppe ENGERLING gemeinsam mit Uschi Brüning spielte, wurde kurzerhand mitgeschnitten, und das Ergebnis für die Veröffentlichung eines Live-Albums verwendet. Von dem ursprünglich 3-stündigen Konzert haben es 12 Songs auf die CD geschafft. Es ist eine ansprechende Mischung aus ENGERLING-Songs ("Tagtraum", "Muschellied"), Liedern von Uschi Brüning ("Dein Name") und bekannten Stücken aus der Blues-, Soul- und Jazzgeschichte ("Stormy Monday", "Nobody Knows You") geworden. Ergänzt durch den ALEXANDRA-Song "Zigeunerjunge" und die BEATLES-Nummer "'And I love her (him)". Uschi, Bodi, Heiner Witte, Manne Pokrandt und Hannes Schulze erwecken hier all diese Songperlen mit ihrem Können zum Leben, und die musikalischen Lebensgeister ihrer Zuhörer gleich mit. Unnötig zu erwähnen, dass auch Ernst-Ludwig "Luten" Petrowsky beim gemeinsamen Musizieren mit von der Partie ist. Es kommt oft vor, dass sich dort, wo Frau Brüning auftritt, auch Luten dazu gesellt und die Auftritte mit seinem exzellenten Saxophon-Spiel veredelt. So auch in Affalter und damit auf diesem Silberling.
Und so startet das Programm auch mit voller Wucht und dem Titel "Exactly Like You", das der eine oder andere Musikfreund noch in der Version von Nina Simone kennen dürfte. Die ENGERLING/Brüning-Version klingt allerdings um einiges knackiger und vor allen Dingen moderner als die Vorlage. Insbesondere der eben schon erwähnte Luten Petrowsky heizt den Kessel mit seinem Saxophon zusätzlich an. Eine Frischzellenkur verpasst bekommen hat auch das berühmte "Muschellied" von ENGERLING, das hier von Uschi Brüning gesungen wird, ebenso, wie Uschi Brünings wohl bekanntester Schlager "Dein Name". Die Band und die Sängerin musizieren sich und ihr Publikum beim "Muschellied" förmlich in Hochstimmung. Laute und leise Töne wechseln sich ab, Bodi lässt die Finger über die Tasten fliegen, Luten bläst ein Solo und auch Heiner zeigt einmal mehr sein Können an den sechs Saiten. Das ist große Klasse.
"Dein Name" hingegen wird hier als leiser Schleicher präsentiert, bei dem im Gegensatz zum Original noch ein Gang runter geschaltet wurde und der entspannt und mit Saxophon-Teil gewürzt langsam seine Bahnen zieht. Gekrönt wird das Stück von der einmaligen Stimme der Brüning - die Nummer geht tief unter die Haut.
Eine weitere Überraschung stellt das Lied "Zigeunerjunge" dar, den sich das Ensemble von ALEXANDRA ausgeliehen hat. Hier beeindruckt ein weiteres Mal die Art und Weise des Vortrags durch Uschi Brüning, die eine unbestritten sehr schwere Vorlage mit erstaunlicher Leichtigkeit angegangen ist. Die Nummer, die auch vom Arrangement her deutliche Unterschiede zum Original aufweist, ist zu einem Blues-Chanson geworden, dessen gesamte Schönheit erst durch das nach oben Korrigieren des Lautstärkereglers zur vollen Entfaltung kommt.
"Black Coffee" ist dann eher ein Jazz- als ein Bluessong. Hier finden sich alle Elemente einer Jazz-Nummer wieder, alle Zutaten für ein schmackhaftes 6-Minuten-Menü wurden gefunden und begeistern den Hörer auf ganzer Linie. Gleiches gilt für "Blues für L", einer Nummer, die Uschi Brüning in den 70ern bereits ganz wunderbar bei Klaus Lenz zelebrierte. Mit ENGERLING gelingt ihr dies wieder.
Dies sind nur ein paar Songs der Platte, die ich hier näher beschreiben möchte. Den Rest von "Live" sollte und MUSS man sich selbst zu Gemüte führen und erkunden. Dabei wünsche ich jetzt schon viel Spaß.

Als Fazit bleibt eigentlich nur zu sagen, dass sich die Zusammenarbeit von Uschi und Luten mit der Gruppe ENGERLING mehr als gelohnt hat. Dieses Live-Album hat es in sich und birgt eine Menge Spaß für den Hörer. Die Mischung aus Blues und Jazz, garniert mit der einen oder anderen Priese anderer Musikrichtungen, hat es wirklich in sich. Dass Uschi Brüning in diesem Jahr die 70 voll machen wird, ist ihr weder anzusehen noch anzuhören. Ihre Stimme hat über die Jahre noch gewonnen und es scheint ihr ein Leichtes zu sein, diese gekonnt einzusetzen. Auch der Gruppe ENGERLING kann man nur immer wieder ins Stammbuch schreiben, dass sie zur Krone deutscher Bluesmusik zählt. Jeder einzelne Musikant ist ein Könner an seinem Instrument und als Verbund schaffen sie es sehr gut, einen eigenen und druckvollen Sound zu kreieren. Dieses Album gehört in jede gut sortierte Sammlung und ich bin mir sicher, dass sie hier noch mehrere Einsätze haben wird. Den nächsten gleich im Anschluss an diese Rezension.
(Christian Reder)




   
   
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