Man kann über die PUHDYS ja denken, was man will ... aber das, was sie in den knapp 47 Jahren ihrer Existenz geleistet haben, muss ihnen erstmal einer nachmachen. Sie haben im Bereich Rock alles abgearbeitet, was im Angebot war. Vom progressiven Rock zum Art Rock, vom Hard Rock zum klassischen Rock, vom Cover Rock zum Folk, vom Akustik-Rock zum Pop ... Überall probierte sich die Band aus und war dort letztlich auch immer zu Hause, weil das abgelieferte Ergebnis in Form von Musik stets erstklassig war. An einer bestimmten Stelle anleinen lassen wollten sie sich nicht - und haben sie sich auch nie lassen! Sie steuerten Lieder zu Filmen bei, die heute Volkslieder sind, wurden von den Lesern des Jugendmagazins "Neues Leben" stolze 12 Mal zur beliebtesten Rockband der DDR gewählt und auch im vereinten Deutschland nach 1989 konnten diverse Erfolge (und Preise) eingesammelt werden. Die Liste der Erfolge wäre zu lang, um sie hier vollständig aufzuführen. In all den Jahren verstanden es Musiker wie Manager aber auch immer sehr gut, im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu sein. Dass einige ihrer eigenen Hits eine ganze Menge Ähnlichkeiten zu international erfolgreichen, und zum Zeitpunkt ihres Erscheinens schon länger im Umlauf befindlichen Liedern, z.B. von den Bee Gees, Slade oder Queen, aufweisen, darf hier allenfalls als Verbeugung vor den Kollegen und Inspiration, nicht aber als Plagiarismus bewertet werden. Auch, dass man den RAMMSTEIN-Hype 1997 für sich nutzte und ein Album mit ähnlichem Strickmuster (incl. einer Einladung von Rammsteins Till Lindemann ins Studio) produzierte, dürfte wohl eher Zufall und das Abpassen des richtigen Moments gewesen sein. Dazu kommt, dass sie bis Januar 2016 das Land konzerttechnisch von Norden nach Süden und von Osten nach Westen ohne Pause beackerten, und damit auch ohne große Medienpräsenz immer im Gedächtnis der Leute blieben. Und so ganz nebenbei erfand man dann noch "Ostrock in Klassik" (sicher inspiriert durch die "East Rock Symphony") und die "Rocklegenden". Wenn 's läuft, dann läuft 's eben. Mir persönlich tut es leid, dass diese Band nun den Stecker gezogen hat und nach den letzten Rocklegenden-Konzerten in diesem Jahr den Schlüssel zum Proberaum verbummeln wird. Es wird definitiv etwas fehlen. So richtig Abschied nehmen konnte man bereits am 1. und 2. Januar in Berlin. Es waren die letzten beiden Solo-Konzerte der PUHDYS, die in der dortigen Mercedes Benz Arena zelebriert wurden. Den Mitschnitt davon gibt es inzwischen unter dem Titel "Das letzte Konzert - Danke!" auf Doppel CD und DVD - zum Abschiednehmen für zuhause.

Über dieses Konzert ist an sich schon alles gesagt und geschrieben. Mein Kollege Torsten war damals vor Ort und hat an dieser Stelle sehr ausführlich darüber berichtet, was für ein großes Spektakel es zum Abschied gab und wie die Halle brannte (Bericht siehe HIER). Es ist immer wieder die Rede davon, dass man gehen sollte, wenn 's am Schönsten ist. Ich glaube, die PUHDYS hatten wieder einmal den Sinn für den richtigen Moment, denn das ist ihnen ganz offensichtlich gelungen. Die CD und DVD sind jetzt seit gut zwei Wochen auf dem Markt und haben sich schon jetzt zum bisher erfolgreichsten Album der Band entwickelt. Einen zweiten Platz in den Album-Charts hatten die PUHDYS bisher nämlich noch nicht vorzuweisen. Auch wenn das bei den heutigen Verkaufszahlen ein völliges Ungleichgewicht zu den Klassikern wie "Das Buch", "Schattenreiter" oder "Perlenfischer", die weit mehr verkaufte Einheiten auf dem Konto haben, darstellt, so liest es sich in der Vita doch sehr gut, wenn man ein Album auf Platz 2 gebracht hat. Und wer weiß .... vielleicht geht da ja noch was. Wer sich "Das letzte Konzert - Danke!" auf CD oder DVD zulegt, wird ein Stück deutscher Musikgeschichte sein Eigen nennen dürfen. In perfektem Ton und Bild kann man vom heimischen Sofa aus immer und immer wieder Tschüss sagen, in Erinnerungen schwelgen oder einfach nur noch einmal den Nachweis einholen, wie geil doch die PUHDYS auf der Bühne unterwegs waren. Und da kann man über die PUHDYS ja denken, was man will ...

Am 7. April 2016 bekommt die Band - wenn wir schon von Höhepunkten sprechen - den ECHO für ihr Lebenswerk verliehen. Völlig zurecht und gerade noch rechtzeitig, ehe es sie in alle Himmelsrichtungen zerstreuen wird. Herzlichen Glückwunsch, den Herren!
(Christian Reder)