pankunfluch 20160523 1480867673 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Inhalt:
"Fluche, Seele, fluche"
Pannach & Kunert
Marktkram
8. April 2016

1. Fluche, Seele, fluche
2. Hinterhof-Gör (Backstreet girl)
3. Berlin, dein Winter ist kein Spaß
4. Sonny Terry & Brownie McGhee
5. Ach wie gut ist's auf'm Land
6. Instrumental
7. Über den Frieden (Sobre la pau)
8. Sonntag (Mauerlied)
9. Trommellied
10. Zaunkönig jagen (Johnny der Trinker)
11. Verlor'n in Madrid
12. Für Joan Miro (A Joan Miro)
Bonustracks:
13. Ausklang
14. Er wollte alles und noch was mehr
15. Hinterhof-Braut (Demo)

Anmerkung: Wiederauflage des 1981 beim
Label MOOD erschienenen Albums





Das Label MARKTKRAM von Bodo Strecke hat in jüngerer Vergangenheit mit "Sonne wie ein Clown" (Rezension HIER) und "Für uns, die wir noch hoffen" (Rezension HIER) bereits zwei Alben von Gerulf Pannach & Christian Kunert wieder- bzw. neuveröffentlicht. Wobei man angesichts der technischen wie gestalterischen Mühen, die hierbei investiert wurden, wohl eher von liebevoller Restaurierung sprechen darf - ja muss! Mit "Fluche, Seele, fluche" ist nun das dritte Werk aus dieser Reihe erschienen, und Qualität und Anspruch, die bereits beiden vorerwähnten Produktionen eigen sind, setzen sich auch hier nahtlos fort. Das lange vergriffene Album von 1981 wurde dabei frisch remastert und ist damit erstmals in seiner ursprünglichen Stereo-Fassung auf CD (ergänzt um drei Bonustitel) erhältlich, wenngleich die gebotene Tonqualität hier - offenbar angesichts derjenigen des Ausgangsmaterials - nicht ganz an das Niveau der beiden anderen Platten heranreicht.

Das Werk enthält Bearbeitungen von Songs des katalanischen Sängers Raimon ("Über den Frieden", "Für Joan Miro"), der Rolling Stones ("Hinterhof-Gör"), der Rod Stewart-Fassung des Elton John-Songs "Country Comfort" ("Ach wie gut ist's auf'm Land"), eines englischen Volksliedes ("Zaunkönig jagen") und natürlich viele eigene Titel, allen voran der dem Erich Mühsam-Gedicht "Weiter, weiter unermüdlich" entlehnte legendäre Titelsong, der den Einstand gibt. Und das "Hinterhof-Gör" mit herzzerreißender und verdächtig originalgetreuer Instrumentierung ist übrigens niemand anderes als das "Backstreet-Girl" aus der Feder von Jagger & Richards, dem Pannach hier in seiner Genialität eine Hausbesetzerlegende aufschwatzt: "Der Strommann sperrt ihr den Strom / Der Gasmann tut es ihm gleich / Die Post kappt ihr Telefon / So'n Hinterhof-Gör hat's nicht leicht / Wäre sie im Parlament / Das wär für's Rathaus 'ne gute Partie / Und keine Wohnung stünd' leer / Gings nach dem Hinterhof-Gör" ... Bisweilen (heute) nicht sofort zugänglich erscheinen dann im weiteren einmal mehr die auch hier zumindest partiell aufblitzende Anleihen aus der Singeklub-Bewegung, die aber im Kontext des Gesamtwerkes und natürlich vor allem der damaligen Zeit zu sehen sind.

Apropos Instrumentierung: bis auf die Streicher im Titelsong und der E-Gitarre im "Mauerlied" gibt es keine weiteren Beteiligten als unsere beiden Protagonisten. Dies sei insbesondere deshalb so betont, weil man zu keiner Zeit das Gefühl hat, es würde da irgendwo etwas fehlen. Insgesamt gibt es 43 Minuten musikalische Zeitgeschichte, zwei höchst markante Stimmen, die unermüdlich aus ihrem Kontrast schöpfen, Kunos eingängigen und dabei zugleich kunstvollen Arrangements, und natürlich die allen Texten immanente tiefe Poesie eines Gerulf Pannach. Büdi Siebert, seines Zeichens Komponist und Weltmusiker, resümiert in seiner im Booklet enthaltenen Laudatio wie folgt: "Und ich frage mich, warum so wenige in Deutschland diese Größe begriffen haben, warum diese Kunst fast versunken wäre. Ich freue mich, dass dieses Album wieder hörbar ist, dieses Statement zweier unglaublicher Meister, die still, freundlich und bescheiden ihr Ding gemacht und sich mit ihrem Humor über die ganze Ignoranz hinweggesetzt haben." Besser hätte man es nicht auf den Punkt bringen können.
(Rüdiger Lübeck)




   
   
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