heinoarsch 20160502 1916892467 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Inhalt:
"Arschkarte"
Heino
SONY
29. April 2016

1. Anpfiff
2. Fußball ist unser Leben
3. Buenos Dias Argentina
4. Was wollen wir trinken
5. 54, 74, 90, 2010
6. Samba de Janeiro
7. Hamburg, meine Fußballperle
8. Schwarz und weiß
9. Es gibt nichts auf der Welt
10. Allein bist du nie
11. Abpfiff





Als vor etwas über drei Jahren das Album "Mit freundlichen Grüßen" von HEINO das Licht der Welt erblickte, hatte es der Sänger sogar bis auf unsere Plattform geschafft. Weniger wegen der Musik und mehr wegen der Provokation, die er damit vom Stapel ließ. Es war halt eine geschickt gewählte Rache gegen die, die ihn über all die Jahre verhöhnt haben. Die Scheibe ging durch die Decke und man konnte sich eines süffisanten Grinsens nicht erwehren, dass der alte Mann aus dem volkstümlichen Schunkelbereich, deren Fans der ersten Stunde wohl schon alle längst das Zeitliche gesegnet haben, plötzlich wieder ganz oben war. Ganz zum Ärger solcher Leute, wie dem Schreihals einer bekannten Düsseldorfer "Band". Nach diesem Album mit Coverversionen von Songs der Ärzte, der Toten Hosen, Rammstein u.v.a. wollte man die unerwartet große Nachfrage nach HEINO nicht abebben lassen und es folgten ein Rockalbum und jetzt eins mit Fußballliedern. War das wirklich nötig?

"Arschkarte" heißt das Ding und es ist nur allzu offensichtlich, dass es auch hier wieder nur um die Provokation geht, denn zum Inhalt lässt sich hier kein direkter Bezug zum Albumtitel herstellen. Und so covert sich der noch mit fast 80 Jahren semmelblonde Barde munter durch die Fußballlieder-Palette der letzten gefühlt 100 Jahre. Dass es ein komplettes Album mit dem Aufdruck HEINO und diesem Inhalt jetzt gibt, verwundert besonders deshalb, weil der gelernte Konditor bisher noch nicht durch fußballerische Einsätze irgendwelcher Art auffällig wurde. Aber wen juckt das schon ...?! Bei seinem Besuch (zusammen mit Hannelore) in Markus Lanz' Kaffeekränzchen zu später Stunde im ZDF entfleuchte ihm ganz ungeschickt die Idee dahinter: In diesem Jahr findet in Frankreich die EM statt, und daran möchte er mit dieser CD dann auch mitverdienen. Hätte er wenigstens gesagt, er finde Fußballlieder toll oder hätte die Zeit im Studio genossen ... Mehr muss an dieser Stelle zum neusten Produkt des Sängers nicht mehr gesagt werden. Aber die Neugier war groß und so hörte ich natürlich in das Teil rein. Sowohl die langweilige Song-Auswahl, die Umsetzung und der gleichtönige Gesang liefern immer wieder Gründe, um auf der Fernbedienung die Skip-Taste zu drücken. Ruck Zuck ist man so mit der CD auch durch, denn hängen bleibt man irgendwie bei keinem Lied so richtig. Höhepunkte dieser Auswahl dürften wohl die Lieder "Samba de Janeiro" und "Allein bist Du nie", die deutsche Version von "You'll Never Walk Alone" sein, die an unfreiwilliger Komik nicht zu überbieten sind. Die krampfhaften Versuche, unbedingt rockig klingen und das "Verbotene" von vor drei Jahren fortsetzen zu wollen, ging wie ein Schuss ins eigene Knie voll daneben.

Mir stellen sich am Ende des Tages nur zwei Fragen: Warum hat sich Lotto King Karl dazu überreden lassen, mit ins Studio zu gehen und seine Komposition "Hamburg meine Perle" verhunzen zu lassen? Hat er eine Wette unter Freunden verloren? Und warum verlegt die SONY so einen Mist? Da draußen laufen zahlreiche Talente rum, die gerne eine Platte machen möchten und die den Leuten viel mehr zu geben haben. Aber statt ihrer darf der alte Mann sich und fremde Lieder recyceln? Die "Arschkarte" zieht jedenfalls nur der, der sich diesen Mist kauft.
(Christian Reder)