lp02 20160427 1619664607 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Inhalt:
"Und ich seh'n mich nach mehr"
METROPOL
Eigenvertrieb
22. April 2016

1. Und ich seh'n mich nach mehr
2. Kein Weg zurück
3. Was fang ich an
4. Vergiss ich nicht
5. Nur für eine Nacht
6. Ich halt Dich fest
7. Lass mir Zeit
8. Heisses Blut
9. Es tut noch weh
10. Das Wort





Auch METROPOL ist eine Band mit Geschichte, deren Herkunft und Wirken in der DDR-Rockszene der 70er Jahre verwurzelt sind. Die erste veröffentlichte Single von METROPOL, "Und ich seh'n mich nach Dir", aus dem Jahre 1982 wurde zum größten Hit der Band, der sich wochenlang auf Spitzenplätzen in Wertungssendungen hielt und in der Jahreswertung '82 den sechsten Platz belegte. Nach ihrer Auflösung im Jahre 1985 kam es im Laufe der Zeit immer wieder mal zu dem Vorhaben, eine Reunion zu starten. Meist blieb es - auch bedingt durch die Tatsache, dass Sänger und Gitarrist Reinhard Tesch inzwischen in den USA lebt - beim Vorhaben, nur 2004 und 2014 konnte die Idee in die Tat umgesetzt werden. Während man sich 2004 nach einer kleinen Tour wieder auflöste, startete man 2014 das zweite Comeback mit der Zielsetzung, ein neues Album aufzunehmen. Das in Bezug auf die eigene musikalische Geschichte "Und ich seh'n mich nach mehr" betitelte Werk ist nun fertig und wartet auf Hörer.

Von der Logistik her hatte die Kapelle einiges zu stemmen, denn wenn ein Mitglied etwas über 8.000 Kilometer weit weg von den anderen wohnt, kann man nicht mal eben in ein Studio um die Ecke gehen. Trotzdem ist es dem Quartett gelungen, ein tolles Rockalbum aufzunehmen, das an die Tradition von METROPOL anknüpft. Alle Kompositionen und Texte, mit Ausnahme der Nummer "Was fang ich an", an der zusätzlich noch Ege Schumann beteiligt ist, stammen aus der Feder der beiden Gründerväter Axel Gröseling und Reinhard Tesch.
Der Opener "Und ich seh'n mich nach mehr" startet mit einer wunderbaren Klavier-Melodie, die Reinhards Sohn Marius beigesteuert hat. Die herrlich entspannt klingende Nummer arbeitet ein bisschen eine Zeit auf, in der man - aus welchem Grund auch immer - vieles verpasst hat und in vielen Dingen wohl zurückstecken musste. Es kann gut sein, dass hier die Zeit vor der der Wende in der DDR gemeint ist, es lässt sich aber durchaus auch auf andere Situationen im Leben anwenden.
"Kein Weg zurück" lässt dann erstmals die Gitarren laut erklingen. Ein treibendes Schlagzeug unterstreicht die wütende Stimmung, die in dem Song steckt. In der Ballade "Vergiss mich nicht" thematisiert die Band das Ende einer Beziehung und verdichtet darin den Moment mit dem Gefühl, das in einem lebt, wenn man mit diesem Ende zu keinem Zeitpunkt davor gerechnet hat, verbunden mit dem Wunsch, beim Ex-Partner nicht in Vergessenheit zu geraten.
Der Song "Nur für eine Nacht" ist dann wieder einer dieser druckvollen Rocknummern, der eine tolle Gitarrenfigur und ein ohrwurmverursachender Refrain inne wohnen.
Zurück in die 80er wird man mit "Lass mir Zeit" versetzt. Vom Arrangement her könnte diese Nummer, die eine große Bindungsangst zum Thema hat, aus dieser schillernden Dekade stammen.
Mit leichten Anflügen vom Hardrock meldet sich an Position 8 der CD das Stück "Heisses Blut" zu Wort. Am Tage brav und sich langweilend der Verpflichtung im Job nachgehend, erwacht nach der Dunkelheit das wilde Tier in der Dame, über die es in dem Lied geht. Verfeinert mit einem geilen Gitarrensolo im Mittelteil hat die Band das Thema gut in Szene gesetzt.
Der letzte hier als Beispiel zu nennende und gleichzeitig auch auf der CD befindliche Titel heißt "Das Wort" - übrigens eine Neuauflage des gleichnamigen Songs aus den 70ern, der auf der ersten Plattenveröffentlichung von METROPOL ("Auf dem Wege", AMIGA 1979) bereits erschienen ist. Das Stück bringt gleich mehrere Elemente aus verschiedenen Musikrichtungen mit. Die Gitarre spielt einen Reggae, im nächsten Moment zaubert sie Folk in den Raum. Eine angejazzte Saxophon-Einlage, gespielt von Caleb Lopez, bringt einen weiteren Farbtupfer in diese farbenfrohe Mischung. Für mich in allen zu bewertenden Punkten der stärkste Titel auf dem Album!

Das Album bringt unheimlich viele gute Ideen mit, sowohl inhaltlich als auch musikalisch. Was man ihm aber leider auch anhört ist die Tatsache, dass die Songs nicht in einem Guss produziert wurden, einzelne Instrumente aus dem Computer stammen oder von den Musikern allein eingespielt und die Parts dann zum Zusammenbauen der Songs per Mail ins Studio von Reinhard Tesch geschickt wurden. Auffällig ist der Einsatz eines Drumcomputers, der da unüberhörbar seinen Dienst verrichtet. Ich bin mir nicht sicher, ob auf dieser Platte überhaupt ein natürliches Schlagzeug zu hören ist oder ob Ralf Kricke während der Produktion komplett frei hatte. Wenn doch, ist es gut "versteckt". Was mich außerdem als Bass-Fan enorm stört ist, dass hier auch ein synthetischer Bass zum Einsatz gekommen ist. Ich hatte die Hoffnung, dass dieses Hilfsmittel inzwischen ausgestorben ist, wurde beim Hören von "Und ich seh'n mich nach mehr" aber eines besseren belehrt. Gerade bei den Stücken "Was fang ich an" und "Lass mir Zeit" ist mir das besonders übel aufgestoßen. Dabei zupft Gröseling doch von Hause aus einen so heißen Darm, dass man auf derlei "Ersatz" doch blind hätte verzichten können. Trotz dieser Schwächen im Sound macht das Album insgesamt Spaß und vor allen Dingen neugierig auf seine Live-Umsetzung - zumal der Computer dabei ja hoffentlich außen vor bleibt. Die zwei Jahre seit ihrer Reunion hat die Band jedenfalls sinnvoll genutzt und ein starkes Album produziert, das auf weitere neue Lieder und Platten hoffen lässt.
(Christian Reder)



Clip:






   
   
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