lp8 20160808 1742423781 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Inhalt:
"Der Weg"
Transit
Eigenvertrieb
2. September 2016

1. Lebensflug
2. Zeit
3. Fliegender Fisch
4. Irgendwann ist heute
5. Meeressehnsucht
6. Regen in mir
7. Seh Dich noch
8. Der Weg
9. Leere Worte
10. Die kleinen Dinge
11. Geisterschiff
12. Alleine sind wir gar nichts
13. Unendlich
14. Hauch von Nacht





Die gute Nachricht gleich vorweg: Auch 2016 klingt TRANSIT dank ihres Sängers Egon Linde unverkennbar nach TRANSIT. Linde verfügt über eine Stimme, die es kein zweites Mal gibt, und die mit ihrer angenehmen Tiefe seit knapp 40 Jahren ein Markenzeichen der Gruppe ist. Fast alles andere hat sich bei der Band jedoch verändert, was auch auf der neuen CD "Der Weg" deutlich zu hören ist. Ich schiebe die Aufgabe, dieses Album zu rezensieren, nun schon ein paar Tage vor mir her. Schreibe ich nun was darüber, oder lass ich es bleiben?! Ich habe "Der Weg" bereits einige Male sehr aufmerksam angehört und bin hin und hergerissen. Auf der einen Seite möchte ich gerade Egon Linde, den ich als Sänger (ich glaube, das kann man den ersten Zeilen dieser Rezension gut entnehmen) sehr schätze und dessen Musik, die er in früheren Jahren für seine Band geschrieben hat, ausgesprochen gut finde, nichts Böses. Ich mag den Mann auch abseits seiner Aufgabe bei TRANSIT. Auf der anderen Seite kann ich aber auch nicht schreiben, "... alles ganz dufte - Weitermachen", wenn nicht alles ganz dufte ist. Trotzdem habe ich mich entschlossen, ein paar Zeilen über "Der Weg" und darüber, was darauf enthalten ist, zu schreiben.

Das Album startet mit dem "Lebensflug", das von der Umsetzung und vom Text insgesamt als sehr gelungen zu bezeichnen ist. Es geht um das Leben, in das wir ungefragt geschickt werden, und wie schnell es vorbei ist. Die Nummer stampft fast fünf Minuten ordentlich dahin und die finster klingenden E-Gitarren (incl. Solo) sorgen für die richtige Stimmung zum Thema. Damit haben wir auch schon den stärksten Song vom neuen Album gehört. Danach geht sie los, die Reise in eine unvollständig wirkende und mit schlechten Zutaten erschaffene TRANSIT-Klanglandschaft. Künstlich klingendes Schlagzeug, E-Bass und sogar Chöre, die unüberhörbar aus dem Computer stammen, ziehen sich wie ein roter Faden über "den Weg" und lassen einen während des Hörens oftmals mit großen Fragezeichen zurück. Gerade der Sound vom Bass klingt besonders unnatürlich und verleiht den einzelnen Liedern immer wieder einen "Plastik-Touch" ("Regen in mir", "Leere Worte", "Die kleinen Dinge"). Es ist, als erwarte man die Ankuft eines Mercedes und muss dann mit einem Dacia Vorlieb nehmen. Gleiches gilt übrigens für die Chöre ("Meeressehnsucht", "Der Weg", "Alleine sind wir gar nichts"). Das einzige, was hier wirklich stimmig ist und ausgezeichnet klingt, sind die Gitarren und Linde als Sänger. Die auf dem Album abgedruckten Namen der Musiker mögen live bei TRANSIT zwar auf der Bühne stehen, auf der CD aber wohl nicht bzw. nur wenig zu hören sein. Besonders aufhorchen lässt einen das Stück "Fliegender Fisch". Weniger wegen des von Andreas Hähle verfassten Textes, der sich in einer Art Märchenform die Zunft der Anwälte vornimmt, sondern mehr wegen der Musik. TRANSIT liefert hier ist ein lupenreines Plagiat ab. Das Original stammt von Rammstein, heißt "Asche zu Asche", und dass man sich dessen Hauptmerkmal fast 1:1 bedient hat, ist unüberhörbar. Da fragt man sich warum das so ist, denn die Band hatte immer eine eigene Handschrift, die ihr gut gestanden hat und die es gar nicht nötig werden ließ, sich so offensichtlich anderweitig zu bedienen. Selbst TRANSITs Klassiker "Der Junge sitzt am Ufer" klingt nur nach Lindenberg, hat aber eine bandeigene Färbung. Bekannt kommt einem übrigens auch das Lied "Regen in mir" vor, hier allerdings vom Text bzw. der Idee - Joachim Witt lässt grüßen.
Womit wir bei den Texten wären: Nicht jedes Stück auf diesem Album hat einen Guten erwischt. Hier zeigt sich Andreas Buhse als Schwachpunkt. Diesen Namen habe ich bis jetzt noch nie gehört, und er hinterlässt bei seiner ersten Begegnung keinen guten Eindruck. Seine Beiträge zu "Irgendwann ist heute" und "Leere Worte" wirken ziemlich ungelenk und fallen qualitativ gegen Stücke wie "Lebensflug", "Zeit" und "Meeressehnsucht" ziemlich ab. Der Text zu "Geisterschiff" hingegen ist sehr gut gelungen und überzeugt durch seine greifbar werdenden Bilder, die darin gezeichnet werden, auf ganzer Linie. Ebenso unpassend finde ich das Lied "Alleine sind wir gar nichts", bei der dick unterstrichen wird, wie sehr man doch seine Fans liebt. Hoffentlich macht das nicht Schule, und nach PUHDYS, Frank Schöbel und TRANSIT wird das jetzt zur gängigen Praxis, dass man sich als Band bei den Fans in Liedform bedankt. Geht - ehrlich gesagt - gar nicht! Aber es gibt durchaus auch Positives zu Entdecken ... Abgesehen vom eingangs schon näher beschriebenen Song "Lebensflug" machen auch die eben erwähnten Titel "Meeressehnsucht" und "Geisterschiff" Spaß. Sie behandeln das Thema, mit dem TRANSIT über all die Jahre immer wieder groß auftrumpfen konnte, nämlich das Meer und seine Geschichten. Hier ist der Wiedererkennungsfaktor, mal von Egon Linde als Sänger abgesehen, sehr groß. Vom Rest bleibt leider nicht viel hängen und verflüchtigt sich nach dem Hören sehr schnell wieder.

Auf "Der Weg" sind wirklich sehr gute Songideen zu finden, deren Umsetzungen leider oft zu wünschen übrig lassen. Der große Schwachpunkt des Albums sind - wie eben schon erwähnt - einige der Texte. Aber auch die bei der Produktion eingesetzte Technik ist als solches zu bewerten. Die gruseligen 80er-Jahre-Bass-Plug-Ins sollten zeitnah mal vom Rechner bzw. dem Keyboard gelöscht werden. Das klingt nach Alleinunterhalter Rudi, der die goldene Hochzeit von Oma Rosel mit seinem Keyboard musikalisch begleitet. Ideal wäre es, die Parts von einem echten Bassisten einspielen zu lassen. Immerhin hat man mit Peter Kipp ja einen in den eigenen Reihen. Evtl. hilft ja sogar Kollege Hartmut Hecht aus, der nach seinem Mitwirken in einer eher schlechten Coverband den Kontakt zu TRANSIT wiedergefunden zu haben scheint und auch als Texter auf der neuen Platte in Erscheinung tritt - falls der etatmäßige Tieftöner keine Zeit hat. Als Fan von Egon Linde und TRANSIT möchte man nach dem Hören dieser neuen CD umgehend zur Bank eilen, sein Haus belasten und das Geld in eine gute Produktion investieren. Man möchte Egon und seine Kapelle in ein erstklassiges Studio schicken, ihnen alle erdenklichen Möglichkeiten zur Verfügung stellen, um die Songideen so umzusetzen, wie sie es verdient haben. Hier schlägt sich die Band nämlich komplett unter Wert. Was hätte "Der Weg" doch für ein Brett werden können, wenn es fair in dieser Musiklandschaft zugehen würde und TRANSIT die gleichen Chancen hätte, wie z.B. die TOTEN HOSEN, bei denen es doch eigentlich egal wäre, ob sie ihre "Musik" im Wohnzimmer oder in den Abbey Road Studios produzieren. Doch es läuft nicht immer so, wie man sich das wünscht. Davon, dass TRANSIT es besser kann und auch viel besser klingt, kann man sich bei den Konzerten der Band selbst überzeugen. Da brennt stets die Luft und der Sound knallt! Umso bedauerlicher ist es, dass sich dieser Sound nicht ins Studio und dort auf CD übertragen lässt. Sorry!
(Christian Reder)



Albumplayer:




   
   
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