kiesewetter2016 20161109 1721443353 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Inhalt:
"Mal laut, mal leise"
Caroline Kiesewetter
edel:kultur
4. November 2016

1. Du bist Schuld daran
2. Der Wind und Du
3. Warum kennt sie nur kein Schwein
4. Das Rad des Lebens
5. Doch meine Liebe hält mich warm
6. Die Sprache des Lebens
7. Bis
8. Besser als das
9. Doch wenn Du träumst, dann träum nur von mir
10. Auf dem Weg zu Dir
11. Sei lieb zu mir
12. meu violalo





Caroline Kiesewetter, 1974 in Hamburg geboren, ist einem breiteren Publikum jedoch eher als Schauspielerin denn als Sängerin bekannt. Den Lesern, die jetzt denken, "Au weia, schon wieder eine Schauspielerin die meint, unbedingt singen zu müssen", und die diese Rezension mit einem Klick hastig verlassen möchten, sei geraten: Bleibt mal noch einen Moment hier und lest etwas weiter! Caroline Kiesewetter ist nämlich KEINE dieser Schauspielerinnen mit zu viel Freizeit und dem inneren Drang, unbedingt eine Platte machen zu müssen, auch wenn dafür gar kein Anlass und Talent vorhanden sind. Caroline Kiesewetter ist vielmehr eine dieser Sängerinnen, die nicht nur schauspielern sondern auch singen können. Mehr noch: Die Lieder lebendig werden lassen und ihre Hörer gefangen nehmen kann. Und das in einem Bereich abseits des Pop oder Rock. Davon kann man sich nun beim Hören der 12 Songs auf ihrem neuen Album "Mal laut, mal leise" selbst überzeugen.

Im CD-Regal des Fachhandels wird der Silberling im Bereich "Jazz" einsortiert sein. Das macht man halt so, denn speziell bei uns muss ja alles streng geordnet und sortiert sein. Dabei hätte schon längst ein Fach mit der Überschrift "Grenzenlos", "Überraschung" oder "Ein Kessel Buntes" erfunden werden müssen, um Produktionen wie diese hier richtig und den Tatsachen entsprechend einsortieren zu können. Es ist definitiv Jazz, was man auf dem Album zu hören bekommt, keine Frage! Aber es ist mehr als das. Man hört Salsa, Bossa Nova, Reggae und Swing, und über allem thront diese wunderbare Alt-Stimme der Caroline Kiesewetter. Während die Plattenindustrie und selbsternannte Profis jeden Freitag - dem "Release Day" - gefühlte Busladungen von 08/15-Stimmchen, unterlegt mit Standard-Beats und Belanglosmelodien, ins Rennen schubsen, muss man sie schon suchen, diese besonderen Sängerinnen, die nicht nur über diese eine, ganz besondere Stimme verfügen, sondern diese auch gekonnt einsetzen können. Lieder lebendig werden zu lassen, ist eine Kunst, die man nicht lernen kann. Diese Kunst beherrscht Caroline Kiesewetter auf eine ganz besondere und ausgesprochen meisterhafte Weise. Gemeinsam mit ihrer harmonisch auf sie eingestellten Band präsentiert sie Lieder abseits des Massengeschmacks. Sie verbindet die 50er und 60er mit dem Heute, setzt neue Reizpunkte und - ja, man kann schon sagen - Maßstäbe, und tut dies mit einer unglaublichen Leichtigkeit. Dabei treffen Welten aufeinander, die man gar nicht als zusammen passend erwartet hätte. Die Überschrift "Latin Swing trifft auf Waterkant" im Pressetest versucht darum auch nur in Ansätzen zu umschreiben, was einen erwartet. Wer z.B. glaubt, dass speziell die deutsche Sprache nicht zu Latin-Klängen passt, wird hier eines Besseren belehrt. Wer sich mit dem Jazz bisher schwer getan hat, läuft Gefahr sich plötzlich darin zu verlieben. Wie ein wohlriechendes Parfum seinen Duft in alle Ecken eines Raums verströmt, erfüllt Kiesewetters Stimme den Raum mit ihrem Wohlklang. Die Sängerin erhebt die Stimme und die Aufmerksamkeit des Zuhörers ist auf ihrer Seite. Nichts kann einen mehr ablenken und man ist fasziniert. Dabei sind die Stimme und speziell die Sprache jeweils doch nur eine Zutat, die das gesamte Menü ausmacht. Für den Rest sorgt die Band mit abwechslungsreichen Arrangements und gut überlegten Umsetzungen von Ideen und Stimmungen. Hier streicheln die Besen das Schlagzeug, dort zirpt eine Gitarre hektisch zum Beat und an einer anderen Stelle jagt ein Saxophon dem Hörer wohlige Schauer über die Haut. Auch ein Akkordeon wird punktgenau zum Einsatz gebracht und wirkt frisch und knackig im Gesamtklangbild. Die Stimme der Sängerin macht es sich auf diesem gemütlich ausgebreiteten Klangteppich bequem und kann sich dort in voller Schönheit ausbreiten. Stellenweise ist die Stimme selbst ein Instrument, dass sich unter die anderen mischt und der Musik weitere Tiefe verleiht. Diese Melange allein ist es aber noch lange nicht, die "Mal laut, mal leise" zu einem großartigen Album macht. Lässig und verschmitzt jubelt sie ihrem Publikum auch noch eine gehörige Portion Humor unter. Darum ist es auch besonders wichtig, dem Vortrag von Sängerin und Band ganz aufmerksam zu lauschen, damit einem keine der vielen Feinheiten entgeht.

Auf das Beschreiben einzelner Lieder möchte ich bei diesem Album einfach mal verzichten, und Euch, den Lesern, die Empfehlung aussprechen, Euch selbst auf die abenteuerreiche Erlebnisreise zu begeben, von der ich gerade zurückgekehrt bin. "Mal laut, mal leise" ist ein fantastisches Werk, das viel Freude bereitet und den Horizont erweitert. Es birgt zig Überraschungen und bietet die Möglichkeit, sich einfach fallen und gut unterhalten zu lassen. Sowas wie das hier, muss man selbst erkunden und die Erfahrung machen, dass es immer noch Produktionen gibt, bei denen man positiv überrascht wird und die einen über eine längere Zeit begleiten werden. Wer beim Musikhören gern gefordert wird ist hier ebenso richtig wie der, der sich einfach nur berieseln lassen möchte. Legt sie Euch zu, die CD der Kiesewetter mit der Garantie auf gute Unterhaltung. Und wisst Ihr was? Auf die gerade erlebte Reise gehe ich gleich nochmal!
(Christian Reder)



EPK 2016:




   
   
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