lp14 20161217 1721428762 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Inhalt:
"Edelweiß (Poesie & Klassik)"
POND
Ponderosa Records
2. Dezember 2016

1. Die Nacht - "Mondscheinsonate" (Beethoven)
2. Der Tag - "Air" (Bach)
3. Morgenandacht - "Morgenstimmung" (Grieg)
4. Mahnung & Bitte - "Ave Maria" (Schubert)
5. Frühlingsgesang - "Largo" (Händel)
6. Der Fremdling - "Aranjuez (Rodrigo)
7. Edelweiß - "Edelweiß" (Rodgers)
8. Illusion - "In mir klingt ein Lied" (Chopin)
9. Herbstzauber - "Adagio For Strings" (Barber)
10. Letztes Leuchten - "Intermezzo Sinfonico" (Mascagni)
11. Raureif - "Adagio" (Albioni)
12. Himmelsgeschenk - "Himmelsgeschenk" (Fuchs)





Es ist Weihnachtszeit. Zeit der Besinnung, Zeit der Einkehr und Zeit der Andacht. Außerdem ist dies die Zeit für gute Musik. Für mich jedenfalls und ich meine ganz bestimmt nicht jene vielen tausend Zusammenstellungen von "Greatest Hits", "Best of Christmas" oder "Helene meets Heino for Santa". Die Regale sind voll damit und deshalb gehe ich dort nicht hin. Ich lasse mich gern beschenken, will sagen überraschen. Vom Weihnachtsmann natürlich und der hat bekanntlich lange Haare, einen Bart und ist im Herzen ein Rocker. Er heißt auch nicht Santa oder Claus, sondern Paule und ist ein Freund. Paule POND hat mir zum Fest seine neue Doppel-CD geschenkt. Die ist so völlig anders, als mancher vielleicht erwartet und sie eignet sich hervorragend zum Verschenken. Warum? Deshalb:

Die neue von POND heißt "Edelweiß" und nein, sie hat weder etwas mit Heino, noch mit Volksmusik im handelsüblichen Sinne zu tun. "Edelweiß" ist die Überschrift zu einem kleinen Gedicht, das Paule neben vielen anderen in einem Büchlein fand. Ein Stückchen Erbe von Tante Frida. Zu Tante Frida, die eigentlich gar nicht seine Tante war und mit vollem Namen Elisa Frida Hildbrandt hieß, hatte Paule stets eine besondere Beziehung. Das Büchlein und die Gedichte darin haben ihn deshalb angeregt, die Zeilen der Öffentlichkeit auf persönliche Weise zugänglich zu machen. In den vergangenen Monaten ist dieses besondere POND-Album "Edelweiß" entstanden.

Insgesamt 12 Gedichte hat WOLFGANG FUCHS, so der wirkliche Name von PAULE POND, ausgewählt und sie - erste Überraschung - sprechen lassen. Unterlegt sind die Verse von "volkstümlichen" Melodien der Herren, Bach, Schubert, Chopin und ARTgenossen. Jeder kennt sie, jeder hat sie gehört und jeder verbindet bestimmte Gefühle damit. PONDs Paule hat sie mit seinen elektronischen Möglichkeiten neu eingespielt und - zweite Überraschung - dafür die Originalpartituren genutzt. Nur an den Schluss seines Werkes hat er eine eigene Komposition gesetzt. Als Referenz sozusagen an Tante Frida. Dass alles gut verpackt und geschmackvoll gestaltet daher kommt, ist allerdings keine Überraschung mehr, sondern bei ihm Standard. Doch womit überrascht uns eigentlich Frida?

Frida Hildbrandt überrascht uns mit warmherzigen, einfühlsamen Zeilen. Man könnte sie auch schlicht nennen. Auf mich wirken sie ehrlich, sehr persönlich, ja beinahe unschuldig. Kein einziges ihrer Worte kommt gekünstelt daher. Mir scheint, Tante Frida spricht zu uns aus ihrem tiefsten Herzen. Sie schrieb einst nur für sich allein und das fühlt man. Ihre Worte offenbaren eine Natürlichkeit der Sprache, die man ansonsten anderen Namen zuordnen möchte: "Vorbei der Tag mit seiner Hast, mit seiner Bürde seiner Last", so ihre ersten Zeilen aus "Die Nacht" und für "Der Tag" findet sie Worte wie "Unsere Sonne steigt empor! - Die schönste aller Gaben." Das ist so einfach, wie es auch schön ist. Sehr viel mehr hätte ein Johann Wolfgang wohl auch nicht schreiben können.

Jedes dieser Kleinode wird von dem Rundfunksprecher Frank Schröder, frei von jeglichen Schnörkeln, gesprochen. Es ist unterlegt von klassischen Melodien, die typisch dem PONDschen Klanguniversum entspringen, aber uns durch Beethoven (Mondscheinserenade), Bach (Air) oder Schubert (Ave Maria) bekannt sind. Überraschungen stellen sich ein, wenn diese klassischen Welthits beginnen, die Verse der Elise Frida, mit der Stimme von Frank Schröder, zu umgarnen. Plötzlich schwebt man hörend in der eigenen Fantasie, genießt im Stillen den "Herbstzauber" in den Wogen des "Adagio For Strings" aus dem Jahre 1938 von Samuel Barber oder was "Der Fremdling" gedanklich mit Klängen aus dem spanischen "Aranjuesz" verbindet. Wer noch zu träumen, sich Worten und Tönen hinzugeben vermag, wird Erstaunliches empfinden. Fernab vom dumpfen Pop-Gedönse heutiger Tage, fühlen Erwachsene wieder hörend und staunend wie kindliche Seelen. Gänsehautmomente sind quasi vorprogrammiert und Weihnachten hat plötzlich wieder Sinn - Ruhe und Frieden. Kommerz ade, Gefühle willkommen!

Hätte Edvard Grieg für sein romantisches Orchesterstück "Morgenstimmung" Worte finden wollen, die von Frida aus Berlin sind wie für seine Musik erdacht. Sie passen wie der morgendliche Tau auf zarte Blütenblätter, so wie der "Frühlingsgesang" sich für reichlich fünf Minuten als zauberhafte Ergänzung zum "Largo" von Händel hinzu fügt. Das Titelstück "Edelweiß" (1959), eine kleine Hymne von Richard Rodgers, wird durch Tante Frida, die gern in die Alpen reiste, als es noch möglich war, noch zärtlicher und intensiver. So fühle ich auch beim "Letzten Leuchten", aus der "Cavalleria Rusticana" (1890) von Pietro Mascagni: "Wie einsam ist der Park geworden, kein Kinderjauchzen mehr erklingt." Auf einmal sehe ich mich durch den herbstlichen Harz wandern und die bunten leuchtenden Farben bewundern, die nicht nur bunt sind, sondern auch das Vergehen spüren lassen: "Sie wirbeln durch die Luft wie toll und scheinen Feuerwerk zu sprühen! - Der Sturm, dem niemand trotzen kann. - Doch näher rückt mit ihm die Stunde ...". Unwillkürlich spürt man Gedanken, die auch in solchen Bildern mitschwingen. Der Gang durch die Natur führt uns schon fast folgerichtig zum "Raureif", dem das "Adagio" von Tomasco Albioni, eines der bekanntesten Stücke klassischer Musikliteratur, einen musikalischen Klang verleiht. Es ist wie ein Promenieren durch Landschaften, das nur von Musik der Natur begleitet wird.

"Es senkt sich im stillen Erbarmen der Himmel zur Winterszeit", sind die ersten Zeilen, die Tante Frida für "Das Himmelgeschenk" fand und damit quasi auch die Weihnachtszeit andeutet. Für dieses letzte Gedicht ließ es sich WOLFGANG "Paule" FUCHS nicht nehmen, selbst eine Melodie zu finden, die sich harmonisch zu den vorher gehörten fügt und der einstigen Freundin der Familie Referenz erweist. Auf diese Weise, so könnte man formulieren, endet eine "Kinder-CD" für Erwachsene zu Weihnachten, die mit ihrer reifen Schlichtheit intensiv zu berühren weiß und den Hörer beinahe ein wenig sprachlos aus einer älteren Zauberwelt, die nachdenklich und besinnlich stimmt, wieder in die Gegenwart zurückholt.

Wer nun meint, da hätte sich PAULE POND an Versen vergriffen, die für eine solche Zeitreise gar nicht gedacht waren, der sollte zunächst das kleine Gedicht mit der Überschrift "Wer hilft mir?" mit Bedacht lesen. Man findet es in der kleinen Textbeilage zum Doppel-Album "Edelweiß", die der geschmackvoll gestalteten Verpackung des Werkes beigefügt ist. Nach mehr als 35 Jahren erfüllt sich vielleicht sogar ein stiller Traum von Elise Frida Hildebrandt und wir, eine ganze Generation später, kommen in deren Genuss durch das persönlichste Werk des Musikers POND. Da ist ihm wohl etwas gelungen, das auch noch die Generationen nach uns in Staunen und stilles Verzücken versetzen kann. Danke Paule, Dein "Zwilling" freut sich über dieses wirklich schmucke und zeitlose Kleinod, das ich hiermit als Geschenk zur Weihnachtszeit wärmstens empfehlen möchte.
(Hartmut Helms)




   
   
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