julewernerdeinemagie 20150518 1942044945 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Deine Magie" (Single)
Jule Werner
D7/Membran
15. Mai 2015

1. Deine Magie
2. Abseits der Gleise
3. Fremde Gesichter
4. Egal, wo Du bist
5. Till I Die





Mein Kollege und Freund Rüdiger Lübeck berichtete im September 2014 von einem Konzert der Sängerin Jule Werner und ihrer Band in Panketal/Zepernick (Bericht siehe HIER). Er beschrieb ihren Auftritt damals mit den Worten, "Stilistisch fühlt man sich dabei gelegentlich an Anette Humpe zu besten IDEAL-Zeiten erinnert; es geht demnach betont anspruchsvoll und dynamisch, aber gleichwohl eingängig und funky zur Sache." Allein diese Zeilen mit dem Vergleich der Sängerin mit der großen Humpe machten mich schon neugierig. Wer sich ein bisschen mit der Szene beschäftigt weiß, dass Jule Werner dreifache Preisträgerin des 31. Deutschen Rock und Pop Preises in der Kategorie "Funk & Soul", Finalistin des Global Battle of the Band Contest 2014 und Newcomer Künstlerin der MDR Sommer Tour 2013 ist. Das wird man alles nicht, wenn man nicht auch etwas Außergewöhnliches anzubieten hat. "Deutscher Rock'n Soul", so bezeichnet Jule Werner ihre "Schublade", in der sie sich selbst einsortiert, und aus der sie doch links und rechts hervor lugt. Kein Wunder, denn auch der Blues und ein Hauch von Jazz sind geschickt in ihrer Musik verwoben und lassen ein Eingrenzen auf ein einziges Genre gar nicht erst zu. Eigene markante Wiedererkennungsmerkmale bildeten sich bei der Sängerin durch das Covern von internationalen Größen des Soul, wie z.B. Aretha Franklin, Amy Winehouse oder Ella Fitzgerald, heraus. Auch ihr zweijähriges Mitwirken in einem Gospelchor hat Spuren hinterlassen und fließt nun in das Gesamtbild hinein. Jetzt ist es dann auch endlich Zeit für eine erste Platte mit eigenen Liedern in deutscher Sprache (eine CD mit englischen Songs gibt es bereits). Die Kompositionen auf ihrer ersten Single "Deine Magie" entstanden in Zusammenarbeit mit ihrem langjährigen Kollegen Wolfgang Maiwald, der auch Gitarrist in ihrer Band ist. Die Texte stammen von Andreas Hähle. Eine Ausnahme bildet der Song "Egal wo Du bist", der von Wolfgang Michels stammt und der mit einem Text von Jan Preuss ausgestattet ist.

Wenn man die Scheibe startet, landet man umgehend in der musikalischen Welt der Jule Werner. "Deine Magie" heißt das erste Stück, das als gänsehauterzeugender Slow-Blues daher kommt und sich zum Refrain immer wieder kurzzeitig zu einem waschechten Rocksong aufbaut. Die Nummer ist schwül und schwer arrangiert. Die Gitarre streut im Verlauf immer wieder eine fein gespielte Figur in den Song, in dem die Sängerin stimmlich alles aus sich rausholt und all ihre Kraft in ihren Gesang legt. Jule Werner eilt der Ruf voraus, dass sie ihre Hörer bei Konzerten sofort abzuholen und in ihren Bann zu ziehen vermag. Das dem tatsächlich so ist, wird hier selbst aus der Konserve schon nach wenigen Sekunden mehr als deutlich!
Das folgende "Abseits der Gleise" ist dann ein Deutschrock-Song par excellence. Ein treibender Beat, krachende Gitarren, Orgeltöne und in der Tradition großer Songs wie die von Julia Neigel, Peter Maffay oder Pankow arrangiert. Kein Wunder, hat Jürgen Ehle bei drei der hier veröffentlichten Lieder, u.a. auch bei diesem hier, hinter dem Produzenten-Mischpult gesessen und ihnen seinen Stempel aufgedrückt. Und wir alle wissen, für welche Qualitäten ein Jürgen Ehle steht, oder? Über die komplette Distanz brodelt hier ein Blues- und Soul-Kessel, der richtig Spaß macht und ein baldiges und mehrfaches Wiederhören verlangt.
Im Refrain des Songs "Fremde Gesichter" lassen die Dexys Midnight Runners grüßen. Das Lied bildet ein weiteres eigenständiges Kapitel auf dieser Single, denn es hebt sich musikalisch von den vorher gehörten Nummern deutlich ab. Hier weht ein Hauch der 70er aus den Boxen. Es ist funky, bluesig und soulig, was die Band da spielt, und die Vorlage wird von der Sängerin gesanglich dankbar aufgenommen. Im einen Moment haucht sie den Text ruhig und entspannt ins Mikro um im nächsten Moment richtig aufzudrehen und dem Affen Zucker zu geben. Der Soul ist nicht tot, er bekommt von Jule Werner neues Leben eingehaucht und gewinnt gehörig an Attraktivität dazu.
Das sich anschließende "Egal wo Du bist" ist eine tolle Mischung aus 60er Jahre Soul-Klassikern und zeitgenössischem Rock. Auch hier zeichnet sich wieder Jürgen Ehle für den Sound verantwortlich. Jule Werner zeigt abermals den Facettenreichtum ihrer Stimme und der Rollen, die sie beim Vortrag einzunehmen vermag. Zu Beginn und zwischen den Refrains haucht sie ihre Stimme eher sacht und leise ins Mikro. Dann kommt der Refrain, in dem übrigens alle trüben Momente auch in der Musik abgeschüttelt werden, um ein insgesamt positiveres Bild zu zeichnen, und Jule Werner haut einen weiteren großen Moment mit ihrer kraftvollen und fordernden Art raus. Eine Achterbahnfahrt in Sachen Gesang und Gefühl!
Zum Abschluss der Single wird es mit "Till I Die" nochmal bluesig. So ganz kann sie die "englische Vergangenheit" dann wohl doch nicht ablegen und kehrt zu ihren eigenen Wurzeln zurück. Das Stück ist die englisch gesungene Version des Titelsongs "Deine Magie" und so wie man die Platte eröffnet hat, will man sie offenbar auch beenden. Wieder überzieht es einen mit Gänsehaut und es gehört sich einfach, beim Zuhören die Augen zu schließen und sich dieser Nummer voll und ganz hinzugeben - ihr aufmerksam zu lauschen! Unglaublich, was die Sängerin aus der Entfernung und nur über eine CD im Stande ist, in einem auszulösen. Hammer!

Texter Andreas Hähle hatte bei drei Songs die Aufgabe, das textlich umzusetzen, was Jule Werner in ihren Liedern gerne sagen möchte. Sei es die "Magie" des im Song "Deine Magie" besungenen Herrn, die Welt "Abseits der Gleise" oder etwas über "Fremde Gesichter" - Herr Hähle kleidete die Botschaften in Worte und Jule Werner singt sie voller Überzeugung und so aufregend schön, dass man einfach nur zuhören MUSS. Von der Produktion her sticht diese Single wie ein Leuchtturm aus einer Flut von in Eigenregie produzierten Scheiben, die tagtäglich veröffentlicht werden, heraus. Der Sound ist satt und von hoher Qualität. Hier waren Profis am Werk. Auch den Boxentest hat die Platte mit Bravour überstanden. Kurz: Dieser Silberling macht rundherum Spaß! Was Frau Werner betrifft, so muss ich Rüdiger leider widersprechen. Diese Stimmgewalt und diese ganz besondere Kraft im Vortrag hat die IDEAL-Frontfrau Annette Humpe für meinen Geschmack in keinem der Songs ihrer Kapelle (und auch später solo nicht) an den Tag legen können. Da bildet Jule Werner schon eine eigene Klasse, wie ich finde und sie kann - wenn überhaupt - mit Julia Neigel oder Tamara Danz verglichen werden. Hoffentlich bleibt Jule Werner dabei, ihre Songs in deutscher Sprache zu singen. Zwar macht auch "Till I Die" eine Menge Spaß und erreicht mich als Hörer, aber es ist wesentlich entspannter, ihre Geschichten in der Muttersprache zu hören und zu genießen. Ich bin mir sicher, dass wir von ihr in den nächsten Jahren noch mehr zu Sehen und Hören bekommen werden. Ich hätte jedenfalls gerne MEHR DAVON!
(Christian Reder)



Videoclip:

"Deine Magie" (Off. Video)




   
   
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