schmidbauerois 20150903 2072079703 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Ois is guat"
Schmidbauer
F.a.M.E./Sony Music
28. August 2015

Die Titelliste zur CD ist unten zu finden





Titelliste:

schmidbaueroistrax

 

Die besten Lieder aus 35 Jahren
Wenn er meint, dass alles gut ist, wird er wohl Recht haben. Ob das der Rezensent auch so sieht, stellt sich sicher bald heraus. Jedenfalls hat sich der Liedermacher, Moderator, Journalist und Autor Werner Schmidbauer mit der Doppel-CD und einem reichlich bebilderten Klappcover samt 20-seitigem Inlet richtig Mühe gegeben. Vor allem die Fotos aus den Anfängen seiner Karriere sind teilweise köstlich und kurios. Ob als Windsurfing-Lehrer 1982 in Kenia, bei seinem Abschiedslied für Sandra Maischberger 1991 aus der bayerischen TV-Sendung „Live aus dem Schlachthof“ oder aus der Zeit, als seine Liveband noch „SchmidbauerS“ hieß. Natürlich fehlt auch sein musikalischer Wegbegleiter seit 1994, Martin Kälberer, nicht. Und noch weitere Erinnerungen aus seiner bewegten Vergangenheit werden dokumentiert.

35 Jahre erfolgreich in der schnelllebigen Musikszene mitzumischen, sind beileibe kein Pappenstiel. Mit Tom Büscher von F.A.M.E. Recordings wählte Schmidbauer 32 Lieblingssongs aus seinem umfangreichen Repertoire aus, das insgesamt gut ein Dutzend CDs und DVDs umfasst. Seine persönliche „Momentnsammlung“ also, wie ein Song betitelt ist („Momentnsammler“). Sicher finden sich viele seiner Ideen „Im Süden von s(m)eim Herzen“ wieder, wie es leicht abgewandelt im wirklich zauberhaft-emotionalen Song heisst: „Im Süden von meim Herzen foit nia a Schnee.“ Apropos Süden: Beiläufig erinnert man sich an die vergangene Süden-Tour mit Pippo Pollina, dem sizilianischen Liedermacher, die am 12.08.2013 zusammen mit Martin Kälberer in der ehrwürdigen Arena di Verona vor gut 10.000 Fans ihren viel umjubelten Abschluss fand. Davon gibt es eine tolle DVD. Das sind schon Duftmarken, die er hinterlassen hat.

Um noch einmal auf das Inlet zurückzukommen: Er schreibt darin, dass man „ein wenig lässig mit der Chronologie der Veröffentlichungen umgegangen sei...“. Genau das ist mein Kritikpunkt. Bei jedem Song wird zwar die Laufzeit, nicht aber das Jahr der Entstehung angegeben. Oder aus welcher CD der jeweilige Song stammt. Für Schmidbauer-Einsteiger wäre das sicher hilfreich gewesen. Dass man bei so vielen Songs keine Liedtexte abgedruckt hat, hätte sicher den Rahmen des Inlets gesprengt. Aber man findet leider nicht alle Texte im Internet. Die sind zum Mitlesen nötig, weil sich der oberbayerische Dialekt selbst für einen Franken wie mich nicht immer gleich erschließt.

Ein weiterer Titel, das „Strandlied“ markiert den Beginn seines musikalischen Wirkens. Eine seiner ersten Kompositionen in jugendlichem Alter. „Pfeilgradaus“ geht die Sammlung weiter bis zur „Zeit der Deppen“, aus der gleichnamigen CD. „Wo bleibt die Musik?“ fragt er bohrend (siehe auch Sampler „Heimatsound Vol. 2“). „Glück ghabt“, wo es zum Schluss heisst: „Glück ghabt, as ewig Leben begehrt. Pech ghabt, Angst kriagt.“ Gegen Ende der zweiten CD hat man dankenswerter Weise zwei Livetracks eingebaut. Einen davon entlehnte er von Sting „Fields of Gold“ und deutschte ihn als „Felder voller Gold“ ein. Ein wunderbar adaptierter Titel, der auch durch die transparente Liveatmosphäre lebt. Lieber Werner Schmidbauer – wie wär’s mit einer 35-Jahre-Best-Of-Auswahl Liveaufnahmen? Dann wäre wirklich „Ois guat“.

Übrigens: Schmidbauer ist musikalisch weiterhin mehrere Male jährlich im Bayerischen Fernsehen mit seiner 90-minütigen Sendung „Aufgschpuit“ zu sehen, wo er schon namhafte Liedermacher wie Peter Cornelius, Reinhard Fendrich, Wolfang Ambros, Haindling, Pippo Pollina, Wolfgang Niedecken, Klaus Eberhartinger und andere in launiger Liveatmosphäre präsentierte. Auch wenn er sich nach über 20-jähriger enger Zusammenarbeit von Multiinstrumentalist Martin Kälberer getrennt hat: Seine Tour, mit wem auch immer als Begleitung, führt ihn bis ins kommende Jahr nicht nur in den Süden – sondern bis zum Norden und Osten (Hamburg, Berlin, Dresden, Düsseldorf, Oldenburg). Hingehen!
(Gerd Müller)