gwildisdreht 20150831 1810155485 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Alles dreht sich"
Stefan Gwildis
105 music
18. September 2015

1. Mein Meer
2. Naja Naja
3. Handvoll Liebe
4. Doppelhaushälftenherz
5. Alles dreht sich
6. Pollerhocken
7. Zu Dir
8. Alles Gute
9. In meiner Kathedrale
10. Nö
11. Wo wir hingehen
12. Sonntag





Gut 3 1/2 Jahre ist es jetzt her, dass Stefan Gwildis sein letztes Studioalbum veröffentlicht hat. Laut dem Pressetext zu "Alles dreht sich" war die Kladde voll und darum auch Zeit, ein neues Album zu veröffentlichen. Alles, was Gwildis umtreibt und bewegt, landet handschriftlich in eben erwähnter Kladde. Zusammen mit seinem Pianisten Tobi Neumann und seinem Schlagzeuger Martin Langer lässt er - wenn die Zeit reif ist - aus diesen notierten Gedanken Lieder entstehen. Insgesamt 12 vertonte Gedanken finden sich nun auf der neuen CD "Alles dreht sich" wieder, die am 18. September 2015 bei seiner Plattenfirma 105 MUSIC erscheinen wird.

Thematisch reicht uns der Künstler auf seinem neuen Album wieder eine uneinheitliche Sammlung von Geschichten, Beobachtungen und Erzählungen. Das Album startet mit "Mein Meer", einer Liebeserklärung an eben "sein" Meer. In "Naja Naja" geht es um die versteckte und uns von außen kaum zugetraute Lebensfreude und "Tanzwut". "Handvoll Liebe" liefert uns ein Rezept für ein gutes Miteinander mit Rücksicht und Toleranz. "Doppelhaushälftenherz" beschreibt die Situation, wenn einstige Träume heimlich still und leise dem Alltag und der Routine Platz machen. Das Ganze aus dem Blickwinkel eines Tiefkühlwagenfahrers, der eine Reihenhaussiedlung abfährt und das "jeweilige Ehe-Leben" in den Häusern anhand der Bestellmenge von "Pizza Hawaii" analysiert. Hatten wir mit "Mein Meer" bereits eine Liebeserklärung an die Küste und das große Gewässer, bekommt auch Gwildis' Heimatstadt Hamburg in "Pollerhocken" eine solche. Mit "Pollerhocken" ist das Sitzen am Hafen mit entspanntem Zuschauen der Schiffe gemeint. Aber Hamburg ist ja bekanntlich mehr als nur das, und Gwildis erzählt uns hier davon. Viele von uns sind inzwischen in einem Alter, in dem das Abschiednehmen von den eigenen Eltern näher rückt oder schon passiert ist. Damit beschäftigt sich Gwildis in dem Song "Wo wir hingehen".
So abwechslungsreich und vielfältig die Themen auf Stefans neuer CD sind, so ist es auch die Musik. Stefan Gwildis ist bekannt für druckvollen Soul mit Bläsern und allem Drum und Dran. Das findet man zwar hier auch wieder, aber es fällt auf, dass "Alles dreht sich" insgesamt eine recht ruhige Platte geworden ist. Unaufgeregt, stellenweise sogar getragen und zum In-sich-gehen auffordernd sind die lauten Momente ins Hintertreffen geraten. Schon das Album einleitende "Mein Meer" ist balladesk ausgefallen und das Fernweh, das dieses Lied in sich trägt, ist über die Musik greifbar. Eine Nummer weiter in "Naja Naja" gibt's Samba-Rhythmen und brasilianische Gefühle obendrauf. Das muss man schon sehr mögen, und man erwartet sowas auf einem Gwildis-Album eigentlich auch nicht. Ein Wiederhören mit Barry White erlebt man im "Doppelhaushälftenherz". Im Stile seiner Lieder ist auch dieses Stück arrangiert und Gwildis setzt dem Ganzen mit seinem White'schen Gesang noch eins oben drauf. "Alles dreht sich" ist ein lupenreines Jazz-Stück geworden. Das mit Besen gespielte Schlagzeug, ein cool geschlagener Kontrabass, Klavier und Bläsersatz verschaffen der Nummer die richtige Würze. Richtig Gwildis ist hingegen "Pollerhocken". Hier bekommt man den Soul in voller Blüte und mit dem vollen Drive. Dies ändert sich schon beim nächsten Titel, der Ballade "Zu Dir". wieder. Alles wird ein wenig zurückgeschraubt, die Töne werden leiser, und wenn man sich gerade wieder hat erden lassen, wird schon beim folgenden "Alles Gute" wieder kräftig an der Taktzahl und dem Volume-Regler gedreht. Hatte ich eben noch das Wort "getragen" verwendet, lässt es sich bei "Wo wir hingehen" wohl am besten zuordnen. Dieses Lied sticht musikalisch wie auch inhaltlich komplett aus den restlichen 11 Stücken heraus. Das Album endet mit einer weiteren südamerikanisch angestrichenen Nummer, die ein Mix aus Jazz, Samba und Bossa Nova ist. Wenn das kein Ritt durch die Musikstile ist ...?!

"Alles dreht sich" ist für meinen Geschmack das wohl abwechslungsreichste Album von Stefan Gwildis. Er nimmt uns musikalisch gleichzeitig mit in einen Jazz-Club, auf ein Straßenfest und auf ein Soul-Konzert. Zwischendrin dürfen wir mit besinnlichen Tönen etwas runterkommen. Mal nimmt der Sänger mit seinen Musikern ordentlich Fahrt auf, um im nächsten Moment mehrere Gänge zurück zu schalten und Ruhe zur Musik werden zu lassen. Mir persönlich fehlt stellenweise zu sehr der Bumms in der Musik, der bei seinen vorherigen Alben immer ein Hauptmerkmal war, darum ist es auch für meinen Geschmack nicht sein bestes Album. Trotzdem ist hier auf hohem Niveau produziert worden, die Songs klingen durch die Bank sauber und im Ton erstklassig, und die eben erwähnte Abwechslung in Musik und Inhalt ist eine absolute Stärke der neuen Platte.
(Christian Reder)




   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.