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"28 Jahre - Songs an einem Sommerabend" Doppel-Album Diverse Buschfunk 24. Oktober 2014 Die Titelliste findet Ihr am Ende der Rezension

Rezension:

Immer Anfang Juli ruft das Kloster Banz in Franken Tausende auf eine Pilgerfahrt zu einem Liederfest der besonderen Art, und das seit nunmehr 28 (in Worten: achtundzwanzig!) Jahren. Zur Erinnerung: Damals - 1987 - hieß der bayrische Ministerpräsident noch Franz-Josef Strauß! Und auch, wenn wir aktuell insoweit kein rundes Jubiläum feiern - es war für das Team um den künstlerischen Leiter Ado Schlier offenbar eine Selbstverständlichkeit, auch die Höhepunkte der zurückliegenden drei Events - demnach also 2012, 2013 und 2014 - für die Nachwelt tontechnisch zu konservieren, nachdem bereits der 25. Geburtstag im Jahr 2011 entsprechend festgehalten wurde. Mit dem Buschfunk-Label konnte ein kompetenter Partner gewonnen werden, die Aufnahmen von den eingangs erwähnten Konzerten nun auf einer Doppel-CD zu veröffentlichen.

Es ist ein Festival der leisen Töne, der Liedermacher und Folkmusikanten. Das eigentlich Interessante daran scheint die bunte Mischung an Künstlern und auch Genres zu sein, derer man sich bedient. Mit den Auftritten von Konstantin Wecker, Hannes Wader, Reinhard Mey, Angelo Branduardi, Heinz Rudolf Kunze, Anna Depenbusch, Gerhard Schöne oder auch Giora Feidmann seien nur einige der zahlreichen Höhepunkte des musikalischen Wettstreits um die Gunst des Publikums erwähnt.

Reinhard Mey - selbst bereits zum 14. (!) mal dabei - umschreibt in einer Songansage ganz trefflich, was die besondere Atmosphäre des Festes ausmacht: "In den vergangen drei Jahrzehnten waren diese drei Tage an diesem Wochenende Anfang Juli immer ein Fixpunkt im Kalender. Es waren drei Fixsterne, drei Leuchtturmdaten, an denen man sich festhalten konnte. Man wusste bereits, wenn die Songs am Sommerabend zu Ende waren, dass es im nächsten Jahr wieder welche geben würde. In der Ungewissheit des Kalenders war das ein Punkt, an dem man den Anker werfen konnte. Wir sind glücklich gewesen, immer wieder herzukommen mit der Familie und Freunde zu treffen. Es waren wunderbare Musikfeste. Eine Verneigung vor Monika und Ado Schlier, die uns diese Feste immer geschenkt und uns zusammengeführt haben! Es waren so viele wunderbare Begegnungen mit allen, mit Ihnen, den freundlichen Gesichtern, mit all den guten Geistern an beiden Seiten und hinter der Bühne. (Es waren ...) Begegnungen mit wunderbaren Kollegen und Kolleginnen auf der Bühne und aus vielen dieser Begegnungen sind Freundschaften geworden. Manche davon halten ein ganzes Leben. Und wenn sie nicht ein ganzes Leben halten, oder doch ein ganzes Leben gehalten haben, weil ein paar Freunde nicht mehr da sind: Georges Moustaki, Georg Danzer, Gerhard Gundermann, Ludwig Hirsch. Sie sind uns einfach schon ein Stück vorangegangen, aber zum Trost haben sie uns ihre Lieder dagelassen, ihre guten Energien und ihre Schutzengel ..."

Was konkret erwartet nun den Konsumenten? CD 1 enthält einen bunten Querschnitt der Festivals von 2012 und 2013. Allerdings vermag trotz der zahlreich vertretenen namhaften Interpreten hier kein wirkliches Feuerwerk entzündet zu werden. Die Aufnahmen wirken - vielleicht mit Ausnahme derer Angelo Branduardis - durchweg matt und glanzlos; eine authentische Live-Atmosphäre ist nicht ansatzweise zu erahnen. Das hat zum einen (ton-)technische Gründe; die bisweilen depressive Stilistik des hierfür ausgewählten Song-Repertoires scheint indes ihr übriges beizusteuern. Wer als Live-Zuschauer bei den Veranstaltungen dabei war, hat hier womöglich eine andere Erinnerung, dürfte diese aber in den Aufnahmen kaum wiederfinden.

Nach dem kompletten Durchhören verspürt man dann folglich auch wenig Inspiration, mit dem auf CD 2 vorzufindenden 2014er Konzert fortzufahren. Sollte man aber! Der graue Schleier, der die Vorjahre zu umgeben schien, ist wie weggeblasen. Geradezu euphorisch werden hier bespielweise Konstantin Wecker oder auch insbesondere Hannes Wader gefeiert - man fühlt sich hineinversetzt in den namensgebenden Sommerabend und sieht beide förmlich vor sich auf der Bühne stehen, ja brillieren. Derlei Gänsehaut-Momente sind es, die CD 1 weitestgehend vermissen lässt.

Inwieweit dieser - zugegeben subjektive - Eindruck mit dem tatsächlichen Geschehen vor Ort konform geht, ist für denjenigen, der seinerzeit nicht dabei war, nur schwerlich zu beurteilen. Die es waren, werden sich die beiden Scheiben schon der Erinnerung wegen zulegen. Allen anderen sei geraten, vielleicht die "Songs an einem Sommerabend" am 03. und 04. Juli 2015 live zu besuchen! Einige unserer Protagonisten werden wieder mit von der Partie sein. Und wer sich zuvor noch die Doppel-CD holt, macht bestimmt nichts verkehrt.
(Rüdiger Lübeck)

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