hoffmann sehnsucht 20140912 1354623913 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Sehnsucht"
Klaus Hoffmann
Stille Music/Indigo
17. Oktober 2014

1. Sie sind wieder da
2. Sie tut mir gut
3. Dein Traum
4. Sehnsucht
5. Riccione
6. Mein Herz ist ein Kind
7. Mann auf der Bank
8. Gestern
9. Was wir sind und wie wir waren
10. Die einfachen Dinge
11. Ich träum mich zu dir hin
12. Liebe war es immer
13. Nein, ich sperr nicht meine Träume ein
14. Es fängt alles wieder an





"Sehnsucht" ist ein Konzeptalbum. Das ging mir bereits beim ersten Mal Hören auf. Es ist eine Art seelisches Konzept und das Thema ist eigentlich, so vielfältig und -seitig die textlichen und musikalischen Bearbeitungen auch sind, das Gleiche. Nur wie benennt man es? Na, eben Sehnsucht. Stimmt nicht ganz, stimmt aber genau. So ist das mit den Seelenwelten. Finde mal einer ein richtiges Wort, welches dann auch jeder gleich richtig versteht. Sehnsucht, das paßt. Man kann Ausführliches erklären, Wissen verbreitern, benennen, was es alles ist, so im Einzelnen oder im Ganzen. Das habe ich dann vom Tisch gewischt, es gibt eine Beschreibung zur CD bei amazon, die sicherlich aus einer entsprechenden Presseabteilung stammt und trifft, was ich geschrieben hätte. Irgendwann dachte ich, ich schreibe mir einfach mal auf, was mir so einfällt beim Anhören des Albums und so machte ich es auch. Und das ist nun das Ergebnis. Eigentlich fast anstelle einer Rezension:

Hoffnung, Frühling, eine Huldigung an das Bunte, weil das Bunte ja das Leben ist. Auch klassisch anmutende Liebeslieder. Wie immer bei Klaus Hoffmann. Nahe am schlagerhaften Chanson. Fröhlicher Vogel Liebe. Beeindruckend, auch wie immer, seine Interpretationen. Er schreit nicht, er übereuphorisiert nicht, er singt die Leichtigkeit dieses leichten Gefühls. Das Orchestrale im Hintergrund, das liegt ihm sehr.

Unverfälschter Klaus Hoffmann. Aber auch immer neu. Unser treuer Sänger. Sich selbst treuer Sänger. Er kennt das Leben. Und da, wo er es vielleicht nicht kennt, hat er es beobachtet. "Dein Traum" hat so eine sanfte hoffnungsvolle Sentimentalität. Na, es sind die ewig wiederkehrenden Themen. Die Menschen, die Träumer, die Spinner, individuelle Lebensgenießer. Der Mainstream will sie sich ja gerade wieder holen. Klaus Hoffmann singt immer noch dagegen an. Mit Liebe. Weil er recht hat, sie zu lieben. Weil es gut ist, wenn man jemanden trifft, der es schafft, sich selbst - sein Selbst - zu bewahren und dann auch noch etwas zu sagen hat. "Aus einem Traum wird eine Blume."

Und die Sehnsucht nach der Liebe, die nicht da ist. Zwischen Nichtmehrda und Nochnichtdort. Die Leere, wenn die Liebe davongeflogen ist und ein Rest davon immer noch im Herzen flackert. Vielleicht für immer. Und dieses wie mit der Hand seelische Berühren einer Hoffnung, dass dieser unterbrochene Fluss irgendwie doch zum großen des Lebens gehört.

Sehnsucht nach vergangenen Tagen, vergangenen Festen, vergangenen Freunden, vergangenen Stätten, vergangenen Lieben, vergangenen Träumen. Ein Wiederfinden im Heute. Trotz aller Verluste. Aber Verluste? Es ist doch nichts vergessen. Und so erinnert Klaus Hoffmann uns mit diesem Album auch an sich und an das, was wir mit seinen Liedern und Texten verbanden. Und auch immer wieder verbinden dürfen. Auch und gerade wieder mit diesem neuen Album.

Und dazu noch die Adaption eines Titels von Charles Aznavour. "Mein Herz ist ein Kind". So heißt er im von Klaus Hoffmann übertragenen deutschen Text. Für mich ein Schlüssellied auf dieser gedanklich konzeptionellen CD. Hier steckt alles komprimiert in wunderbaren Zeilen, was ich beim Hören aller Titel empfand.

Der "Mann auf der Bank" beobachtet alles und wird selbst beobachtet. Und porträtiert. Mit ihm eine ganze Generation. Die leben ja noch. Die träumen ja noch. Die erinnern sich. Erinnerung: Die Wiederholung alles Erlebten. Das wird immer wiederkehren. Und die Verluste bleiben immer gleich. Wie die Verlierer. Wenn sie nicht aufstehen. Noch tummeln sich die künftigen auf der gedachten Gewinnerstraßenseite. Eines Tages werden sie die Männer auf den Bänken sein. Es hat ja aber keinen Sinn, es ihnen zu sagen, solange sie glauben, dass sie die berühmten Ausnahmen wären.

Leere Tage, leergepumpte Gefühle, Sehnsucht nach Gefülltsein, Erfülltsein. Sehnsucht nach Wut, nach Trauer, nach Lachen. Nach diesem kleinen Wattebausch voll Glück. Lebensbrüche bringen sie mit sich. Krankheit, Trennung, Arbeitslosigkeit, Tod. Wenn das Leben, des Lebens Tage es wert gewesen war, gelebt zu werden, kann man Gestern sagen, ohne dass der Verzicht auf das Morgen je ein Verzicht auf das Leben sein wird.

Das Meer darf da natürlich auf gar keinen Fall fehlen. Das Cover des Albums weist uns ja schon darauf hin. Das Meer fehlt nie, wenn Weite gemeint ist. Weite Herzen, weite Sinne, weit geöffnete Arme, weites Urvertrauen ins Jetzt und in die Zukunft. Das Leben aus all dem einst Geschöpften. Weite, Ewigkeit, Sehnsucht und auch das Kämpfen für eine bessere Welt.

Auch "Die einfachen Dinge" dürfen da nicht fehlen. Jeder Traum fokussiert sich auf das Alltägliche. Der Berliner Herzenssänger, der Herzenssänger der Berliner war immer auch mit ihm und in ihm, dem Alltäglichen. Er ist es wieder. Und er wird darin bleiben. Der Hymnist des Kleinen und der Kleinen.

Im Sehen, im Empfinden. Im Sichkaltfühlen und im Herzerwachen. In der Brüchigkeit der stillen Zeiten, die man einfach so geschehen lässt. In denen man einfach alles mit sich geschehen lässt. Wenn man zu müde ist, das Selbstempfinden zu suchen und vielleicht auch das Selbstbewusstsein. Bis man fühlt: Da war etwas, was mir wichtig war. Eine Liebe vielleicht. Der erste Schritt, nachdem man den wichtigsten Menschen im Leben verloren hat. Und die Angst eben, dass nichts mehr so bleibt wie es war. Und man selber auch nicht.

Wenn man aufsteht, weitergeht, seiner alten, seiner neuen, überhaupt seiner Sehnsucht folgend, dann wird es wieder Liebe sein. Dann wird es Liebe werden. Zu sich selbst und wieder bereit - sich schenkend den anderen. Das ist die Kraft, die uns Klaus Hoffmann gibt. Auch wieder mit diesem Album.

Der Meister singt uns immer noch. Und wieder. Und nein, er sperrt seine Träume nicht ein. Wohl niemals. Und damit lässt er unsere Träume frei. Hilft uns, sie fliegen zu lassen. Wir können mit ihnen und in ihnen tanzen. Und ja, wir sollten es tun. Mit ihm und seinen Liedern. Seinen alten und seinen neuen. Und den hoffentlich noch sehr vielen, die kommen werden. Denn wie singt er uns am Ende seines Albums? "Es fängt alles wieder an". So ist es. Und so wird es bleiben. Ein neues großes Werk eines "alten" Großen. Sehnsucht ist Hoffnung und das Wissen darum, dass wir so vieles erreichen können, wenn wir es wollen. Selbst im Kleinen. Wir brauchen solche Lieder. Wieder und wieder. Und diese Lieder, diese Lieder brauchen uns.
(Andreas Hähle)




Beitrag kommentieren: Dieses Album oder die Rezension kommentieren? Das kannst Du HIER







   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.