letzteinstanz14 20140823 1604877820 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Im Auge des Sturms"
LETZTE INSTANZ
Drakkar/SONY
29. August 2014

1. Alles anders
2. Ganz egal
3. Traum im Traum
4. Deuxieme mouvement
5. Das letzte Mal
6. Der Panther
7. Im Auge des Sturms
8. Koma
9. C3H5
10. Nein
11. Verweht
12. Die Zeit
13. Opus III
14. Zusammen

Anmerkung: Auch als limitierte Auflage mit den Bonustracks "Weiche
Wahrheit", "Blind (Live)" und "Winterträne (Live)" erhältlich.





Es ist noch gar nicht so lange her, dass die LETZTE INSTANZ ihre Albumtrilogie "Schuldig" - "Heilig" - "Ewig" zum Abschluss gebracht hat und den 15. Geburtstag der Band mit dem inzwischen auch auf DVD veröffentlichten Jubiläumskonzert ordentlich feierte. Irgendwo dazwischen war auch noch Zeit und Platz für ein Best Of-Album ("15 Jahre Brachialromantik"; Drakkar/SONY, August 2013). Scheinbar rast- und ruhelos arbeitet es in der Kreativ-Zentrale der Dresdner Rockband, denn für kommenden Freitag (28.08.2014) ist mit "Im Auge des Sturms" das Erscheinen des zwölften Studioalbums angekündigt, das stolze 14 Songs umfassen wird - in der limitierten Auflage gibt es zusätzlich noch drei Bonustracks.

Es gibt im Land ja immer noch ein paar Leute, die der Meinung sind, Rock sei hirnlose und anspruchslose Musik. Zugegeben, dieses Klischee erfüllen leider ein paar Vertreter der Zunft in vollem Umfang, füllen damit teilweise sogar ganze Plätze mit Hunderttausenden von Zuschauern. Aber es gibt durchaus Ausnahmen. Ich möchte fast behaupten, sogar sehr viele! Eine davon ist die LETZTE INSTANZ, und das unterstreichen sie mit ihrem neuen Album ein weiteres Mal ganz dick. In ihrer ausgesprochen abwechslungsreichen Mischung aus Rock, Folk, Klassik und (vor allem früher ganz viel eingebauter) Mittelaltermusik betten sie Texte mit Tiefgang ein. Und auch hier ist Vielfalt und Abwechslung angesagt. Auch wenn man älter wird, muss man die Lust auf und die Kraft zur Rebellion und zum Aufbegehren nicht verlieren. Dies macht die LETZTE INSTANZ in den Liedern "Zusammen" und "Nein" deutlich. Es geht aber auch um die Ups and Downs im Leben, um Wendepunkte und in "Alles anders" und "Das letzte Mal" wurden Geschichten vertont, in denen es um Auseinandergehen und sich Trennen geht. Tiefe und intensive Lyrik verbinden sich mit bis ins kleinste Detail ausgearbeiteter Rockmusik mit den unterschiedlichsten Einschlägen anderer Genres. Mittelalterrock machen die Herren der LETZTEN INSTANZ schon lange nicht mehr. Sie verwenden in ihren neuen Lieder zwar gelegentlich noch die Elemente, aber aus der Schublade sind sie schon lange heraus gewachsen. Ob der "Artenvielfalt" ihrer Lieder will sich allerdings auch keine neue Schublade mehr finden lassen, es sei denn, auf ihr steht "Letzte Instanz" geschrieben. Wie vielfältig die Lieder insgesamt sind, macht z.B. das Lied "Ganz egal" deutlich. Ein balladeskes Stück Musik, das sich im Refrain aufbäumt und beim Hörer am Ende den Eindruck hinterlässt, gerade etwas ganz Großes mit Hitpotential gehört zu haben. Nun wird die Band es gerade darauf nicht angelegt haben, aber das Lied und seine Umsetzung hat durchaus das Zeug, ein Dauerbrenner zu werden und ab sofort zum Stammmaterial eines jeden LI-Konzertes zu werden. Dagegen steht das Lied "Der Panther", das nicht nur mit der Verwendung des von Rainer Maria Rilke verfassten Textes, sondern musikalisch mit einer außergewöhnlichen Dichte und einer abermals bis ins kleinste Detail mit vielen Feinheiten versehenen Musik zu überraschen weiß. Spielerisch setzt die Band einen nicht leicht zu verdauenden Text Rilkes rockmusikalisch so um, dass er auch das Publikum von heute erreichen und begeistern kann. Und sei es damit nicht genug, schickt uns die Band mit vier Instrumentalstücken auf eine Reise durch die Gefühlswelten. Insbesondere das treibende "C3H5", bei dem der E-Bass von Anfang an im Vordergrund steht, hat eine mitreißende Wirkung. Ein lupenreiner Rocksong, bei dem der schnelle und krachende Teil des Stücks in zwei an den Anfang und ans Ende gestellter ruhiger, ja eigentlich schon sphärischer Passagen eingewoben wurde. Nur knapp zwei Minuten lang birgt das Stück eine dermaßen stark wirkende Wucht, die man einfach selbst erlebt haben muss. Ein weiteres Instrumentalstück ist "Opus III", bei dem das Cello dominiert und das ebenso treibend wie "C3H5", aber zusätzlich noch sehr aufgeregt arrangiert wurde. Klassik, Elektronik und Rock bilden eine homogene Mischung, die einfach laut konsumiert werden will. Der knapp 3:30-minütige Song könnte Bestandteil eines Art-Rock-Songs sein, hat aber auch als eigenständiger Titel richtig viel Reiz - ein unglaublich gelungenes Brett! Aber es rumst und scheppert nicht nur. Die LETZTE INSTANZ kann auch ruhig und gefühlvoll! Das dem Album seinen Namen gebende Stück holt die bis dahin mit der geballten Kraft des Rocks aufgewühlte Seele des Hörers wieder auf den Boden zurück. Ein Moment zum Durchatmen und zum Träumen gleichermaßen. Das ist Kunst - kein Kitsch!

Im Vergleich zu den vorher veröffentlichten Platten der Band, wirkt die LETZTE INSTANZ auf "Im Auge des Sturms" musikalisch kraftvoller, lauter, kerniger und manchmal sogar wütender. Liegt es daran, dass die Band - wie zu lesen war - auf jeglichen produktionstechnischen Schnickschnack verzichtet hat und alle Instrumente real eingespielt wurden? Möglich ... Aber auch inhaltlich schimmern die "lauten" Gedanken oftmals sehr deutlich durch. Egal, um was es sich in den Stücken dreht, und auch egal, wie die Geschichten und Gedanken letztlich musikalisch in Szene gesetzt wurden, das Album klingt von vorn bis hinten echt, ehrlich und authentisch. Die einzelnen Lieder entfalten ihre Wirkung beim Hören. Dabei ist es einerlei, ob die Stücke einen Text haben oder instrumental zum Vortrag gebracht werden. Jedes der Lieder ist eine echte Perle. Für meinen Geschmack ist "Im Auge des Sturms" eins der besten Alben der "Instanz" ...
(Christian Reder)




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Videoclip:

"Ganz egal" (Live-Version)





   
   
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