winterland14 20140527 1141530902 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Ein Leben lang"
Winterland
Sevenus/D7
16. Mai 2014

1. Ewige Beginner
2. Wintermeer
3. Ein Leben lang
4. Glaubst Du
5. Auf meinem Weg
6. Sehnsucht
7. Domino
8. !
9. Aufbruch (Instr.)
10. Geradeaus
11. ... immer weiter (Instr.)
12. Tagträumer
13. Keine Zeit
14. Wer weiß wohin
15. Ein Leben lang (Reprise)
16. Aus und vorbei
17. Freiheit (Instr.)
18. Abendstern
19. Glaubst Du (Piano Version)
20. Wintermeer (Instr.)





Das Bundesland Rheinland-Pfalz hat eine ganze Menge zu bieten. Die Landeshauptstadt Mainz ist z.B. der Hauptsitz des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF). Mainz hat aber auch den FSV Mainz 05, einen Fußball-Bundesligisten, deren Fans selbst behaupten, ihr Club sei "nur ein Karnevalsverein". Und so bunt geht es sportlich dort auch zu. Rheinland-Pfalz ist aber auch das Bundesland mit so bekannten Städten wie z.B. Worms, Trier, Koblenz und nicht zu vergessen Kaiserslautern. Auf dem dortigen Betzenberg ist es schon vielen Fußballvereinen aus dem In- und Ausland passiert, dass sie fest eingeplante Punkte durch die Spielkunst der "Roten Teufel" nicht mit nach Hause nehmen konnten. Außerdem hat die UNESCO einige Stätten/Stellen in dem nur knapp 20.000 km² großen Teil Deutschlands zum Welterbe erklärt, und zahlreiche bekannte und renommierte Universitäten sind in Rheinland-Pfalz ebenfalls zu finden. Und weil es sich so schön reimt, dürfen wir an dieser Stelle auch nicht verschweigen, dass es Deutschlands "Weinland" Nr. 1 ist. Von dort kommen mit die besten Tropfen. Es ist auch die Heimat der Jungs von der Gruppe WINTERLAND, die mit "Ein Leben lang" soeben ihr siebtes Studioalbum veröffentlicht haben.

WINTERLAND sind der Sänger und Gitarrist Stephan Hugo, Bassist und Keyboarder Markus Pfeffer und Schlagzeuger Thomas Rieder. Die drei Musiker haben zusammen mit einer Vielzahl von Gästen das eben erwähnte neue Album eingespielt. Gleich mit 20 Titeln ist die CD bestückt und man ist überrascht, wie vielfältig nicht nur die Musik, sondern auch die Themen auf "Ein Leben lang" angelegt sind. Der erste Titel auf dem neuen Album heißt "Ewige Beginner" und ist schon ein paar Tage älter. Im Jahre 2011 veröffentlichte die Band das Stück bereits als Download-Single. Ein Song, in dem es nicht um "Höher, schneller, weiter" geht, sondern eher eine Hymne für all die, die vom Leben immer wieder einen Arschtritt kassieren, und immer wieder von vorne beginnen müssen. Vor dem Lied muss an dieser Stelle aber gewarnt werden. Wer Probleme damit hat, dass sich Melodien und Textzeilen für längere Zeit im Ohr und Hirn einnisten und da nicht wieder raus wollen, der sollte um "Ewige Beginner" einen großen Bogen machen. Es ist nicht nur eine Hymne, sondern gleichzeitig auch ein Ohrwurm. Das ist auch das ohne Umschweife sofort losrockende "Ein Leben lang", das dem Album seinen Namen gab, und mit seinen scharfen Gitarrenriffs und dem einprägsamen Refrain ebenfalls auf ganzer Linie überzeugen kann. Die krachenden Gitarren werden auch in Stücken wie "Auf meinem Weg", "Domino", "Aus und vorbei" oder "Keine Zeit" ausgepackt. Ausreichend Gelegenheit, sich mal richtig mit feinster Rockmusik zuballern zu lassen. Dazwischen gibt es aber auch immer wieder Momente, in denen die Band sanftere und leisere Töne anschlägt. Und das macht sie nicht weniger gut, als bei den rockigeren Nummern. "Wintermeer" ist eines dieser ruhigeren Vertreter auf dem Album. Das Lied ist musikalisch zwar etwas dunkel angestrichen, aber die Atmosphäre, die die Band mit ihrem Arrangement und dem Gesang von Stephan Hugo erzeugt, sorgt für Gänsehaut auf der einen und ein automatisches Mitsummen - auch wenn man das Lied zum ersten Mal hört - auf der anderen Seite. Das "verursacht" auch die WINTERLAND-Version von "Sehnsucht", das im Original von Purple Schulz stammt. Ein blubbernder Bass, ein beeindruckender Keyboard-Teppich, sowie eine E-Gitarre, die für die funkigen und rockigen Momente in dem Stück zuständig ist. Einzig den Schrei, den Purple 1984 so großartig aus seinem Inneren und punktgenau in das Lied geschrien hat, kann diese Fassung nicht bieten. Wo es einem im Original eiskalt den Rücken runter läuft, bleibt man hier ziemlich relaxt. Aber das ist nur eine Kleinigkeit und auch nur mein persönliches Empfinden. Der Song ist insgesamt jedenfalls eine faustdicke Überraschung und absolut gelungen. Weiß Purple eigentlich schon davon? Hier böte sich eine Single-Auskopplung als Duett an. Erwähnenswert sind noch die beiden Instrumental-Stücke "Aufbruch" und "... immer weiter". Während Gitarrist Markus Pfeffer beim zuerst genannten Song einen sehr ansprechenden Ausflug in den Bereich Psychodelic-Rock unternimmt (David Gilmour lässt grüßen), wird bei "... immer weiter" auf der guten alten und für die 80er typischen AOR-Welle gesurft. In beiden Stücken zeigt der Mann an den sechs Saiten jedenfalls, dass er zu den Könnern seiner Zunft gehört. Das ist große Klasse und macht richtig Laune. Live, dürfte das ordentlich abgehen und möglicherweise noch ausbaufähig sein.
Nachdem ich hier jetzt reichlich über die vorzügliche Musik auf der Scheibe geschrieben habe, bleibt mir an dieser Stelle nur noch, auch auf die Inhalte der Songs aufmerkam zu machen. Die Band verzichtet gänzlich auf inhaltlose Texte der Marke "Reim Dich oder ich fang Dich", sondern überrascht auch hier mit einer wunderbaren und äußerst bemerkenswerten Abwechslung und Tiefe. Als gutes Beispiel für einen politischen Song möchte ich an dieser Stelle "Domino" herauspicken. Diese Art Lieder werden im populärmusikalischen Sektor nur noch äußerst selten gemacht. SILLY hat sich mit "Vaterland" getraut, der Spaßgesellschaft Germany zu zeigen, was hinter den Kulissen so alles abgeht. Winterland singt von "Domino global" und "Domino total", das gespielt wird, bis der letzte Stein fällt. Damit ist die Gier der Menschen gemeint. Profit über allem, völlig egal, welche Konsequenzen es für alle anderen Menschen hat. Und es ist kein schönes Bild, das uns die WINTERLÄNDER da mit Text und Musik in die Köpfe zeichnen. Kein Stoff für die Kuschelweich-Charts und die heile Welt einer Carmen Nebel-Show. Bedrohlich gar das Arrangement des Stücks - fast schon in den Bereich Metal übergehend -, das das ernste Thema transportiert. Rock vom Feinsten mit einem sehr ernsten und anspruchsvoll formulierten Inhalt.

Es gibt noch mehr auf der CD zu entdecken, aber um es kurz zu machen und dem interessierten Hörer nicht schon alles zu verraten: "Ein Leben lang" rockt nicht nur, es schlägt auch leise Töne an. Die Band arbeitet zudem ernsthaft mit der deutschen Sprache. Sie findet spielend den Mix aus Tiefgang und Zwanglosigkeit. Entspanntheit auf der einen, Aufrütteln und auf Probleme unserer Zeit aufmerksam machend auf der anderen Seite, lässt die Band uns in der einen oder anderen Geschichte wiederfinden. Die Musik ist nah an ihrem Hörer! Musikalisch kann man sich zudem auf eine Achterbahnfahrt gefasst machen. Die Band nutzt verschiedene Spielarten des Rock und verbindet sie mit Elementen aus der Popmusik. Einen 80er Einschlag hier, einen Ausflug in das Industrial-Genre dort, aber immer wieder auch in balladeske Gefilde abschweifend, ist auf der CD Abwechslung pur geboten. "Ein Leben lang" ist ein Album, das sich in einer Rezension wie dieser gar nicht vollumfänglich erfassen lässt. Darum kann diese Plattenvorstellung auch nur ein Appetitmacher für alle sein, die deutsche Musik mit ausgesprochen guten Texten mögen, die keine Angst vor Rock und den Fakten des Lebens haben. Das Album möchte entdeckt werden, und zwar von Leuten, die denken und fühlen können. Die, die das möglicherweise verlernt haben, könnten es durch dieses Album wiederentdecken. Einen Versuch ist es doch wert, oder?
(Christian Reder)


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Videoclips:

"Ewige Beginner"


"Ein Leben lang"



   
   
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