straub2014 20140510 1327541021 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Red"
Sarah Straub
Donnerwetter/Cargo
30. Mai 2014

1. Red
2. Bittersweet
3. Someone Else But Me
4. I Will Be Beautiful
5. Taking My Chances
6. I Got You
7. Moving Mountains
8. Pieces
9. Reflection Loss
10. Let You Go
11. Fragility
12. I Say Goodbye





Der Pressetext klärt als erstes über die Künstlerin auf, die außerhalb Bayerns wohl nur Insider kennen dürften. Sarah Straub heißt die junge Frau, sie kommt aus Gundelfingen an der Donau, ist 26 Jahre alt und von Beruf "Singer/Songwriterin". Mutig wird im gleichen Text behauptet, sie sei "kein auswechselbares Plastik-Pop-Abziehbild". Hört, hört! Hier wird kräftig geklappert und schon ist die Neugier geweckt. Was macht diese Frau für Musik, dass der Pressetext mit so trotzigen Worten aufwartet?

"Red is my blood as red as my hair", singt Sarah Straub im Refrain des ersten Songs ihres gleichnamigen neuen Albums "Red". Schon die ersten Töne des Stücks erinnern stark an einen doch eher anspruchslosen Charthit aus den Staaten, der von einer ziemlich jungen Dame gesungen wird, deren Zielgruppe eher die Teenies der Generation BRAVO sind. Und genauso schippert das Nümmerchen knappe drei Minuten dahin, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Dies setzt sich auch beim folgenden Song "Bittersweet" fort. Eine recht farblose Ballade, die hart am populärmusikalischen Wind der Mainstream-Charts segelt. Sie tut nicht weh, bewirbt sich allerdings auch nicht dafür, öfter als einmal gehört werden zu wollen. Etwas flotter geht's dann im Song "Someone Else But Me" zu. Diese funky arrangierte Nummer mit Bläsern und einem straffen Beat liefert einen kleinen Anflug von Eigenständigkeit und macht sogar etwas Spaß. Der positive Eindruck und die Hoffnung, das Album nimmt jetzt Fahrt auf, wird allerdings mit dem nächsten Song, "I Will Be Beautiful", umgehend neutralisiert. Eine weitere Ballade, die stark nach Sarah Conner und weniger nach Sarah Red klingt. Das bitte ich nicht als Kompliment zu verstehen! Das folgende "Taking My Chances" ist aus dem gleichen Holz geschnitzt wie "I Will Be Beautiful", mit dem Unterschied, dass der Refrain etwas lauter daher kommt und den Hörer so am Einschlafen hindert. Ich würde sagen, Chance nicht genutzt! Und um die einschläfernde Grundstimmung nicht zu stören, werden mit "I Got You" und "Moving Mountains" noch zwei Balladen hinterher gereicht. Toll! Mit "Pieces" verlassen wir kurzzeitig den Schlafwagen, denn mit ein bisschen Funk und ein bisschen Britpop wird es lauter und aufgeregter. Mehr aber auch nicht, denn auch dieses Stück will irgendwie kein Eigenleben entwickeln. Mit "Reflection Loss" bekommen wir zur Abwechslung dann mal eine Ballade zu hören. An diesem Punkt der CD - ich habe sie zwei Mal gehört - ertappe ich mich dann wiederholt dabei, die Skip-Taste an meinem CD-Player zu drücken. Es beginnt wirklich langweilig zu werden! Und dann kommt ein Moment, mit dem man gar nicht mehr gerechnet hätte. Der Song "Let You Go" beginnt und löst umgehend einen Reflex aus. Der Fuß stampft den Beat mit, der Kopf nickt im Takt und ich entdecke das erste Lied auf der CD, das mir von vorn bis hinten gefällt. Eine Mischung aus Charleston, Jazz und Pop schleicht sich geschmeidig ins Gehör. Bläser und Klavier ... dazu dieser Beat ... DAS ist ein toller Song, der rundum zufrieden stellt und dem die Sängerin erstmals eine eigene Handschrift verleiht. Kurz vor Schluss singt uns Sarah Straub mit "Fragility" dann noch eine Ballade, weil es davon auf diesem Album ja viel zu wenige gab, ehe sie uns dann mit dem Song "I Say Goodbye" und dem definitiven Ende ihres Programms erlöst. Auch der letzte Song verschafft einem das Gefühl, dieses oder ein ähnliches Lied schon einmal irgendwo anders gehört zu haben.

Und das ist insgesamt das Problem der CD "Red" von Sarah Straub. Man vermische ihre Songs mit den 08/15-Liedchen der US- und Deutsch-Pop-Sternchen aus den Single-Charts und man findet sie so schnell nicht wieder. Austauschbar ist die Musik, ohne große Wiedererkennbarkeit die Stimme Sarah Straubs. Bitte nicht falsch verstehen: Sarah Straub hat eine tolle Stimme. Dummerweise haben das viele andere Sängerinnen auch, und nicht wenige davon kommen über den Status "Hobbymusikerin" nicht hinaus. Es fehlen insgesamt einfach die Momente, in denen man sagt, "Wow, das ist es". Wenn nur ein einziger Song ("Let You Go") wirklich überzeugt und den Wunsch erweckt, ihn noch einmal hören zu wollen, ist das einfach viel zu wenig. Vielmehr hat man sich auf gängige Strickmuster verlassen oder das Buch "Balladen-Schreiben für Jedermann" einfach viel zu oft gelesen. Über weite Strecken ist "Red" ein langweiliges Album ohne Überraschungen. Vielleicht (bzw. hoffentlich!) besinnt sich Sarah Straub bei ihrem nächsten Album auf ihren eigenen Stil, den sie sicher tief in sich trägt, und versucht nicht, wie irgendeine andere Sängerin aus den USA zu klingen. Der die Künstlerin beschreibende und kühne Satz im Pressetext, von wegen "auswechselbar", dürfte wohl als klassisches Eigentor gewertet werden.
(Christian Reder)




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Videoclip:

"Pieces" (Unplugged)




   
   
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