rvv-erden 20140318 1032350688 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Erden"
Rainer von Vielen
Motor Music/edel
31. Januar 2014

1. Niedermauern
2. Empört Euch!
3. Kater komm
4. Copy Paste
5. Grosser Bla
6. Wellenlänge
7. Wenn du mich nur lässt
8. Es bleibt dabei
9. Du bist nicht allein
10. Erden
11. Die ganze Nacht
12. Donnerstag im Mai
13. Feiertag
14. Wenn die Welt untergeht




Seit Januar ist bereits das neue Album der Formation RAINER VON VIELEN, "Erden", auf dem Markt und die Jungs sind mit den Songs aus diesem Album unterwegs. Enthalten sind 14 Titel mit fröhlicher teils morbider Endzeitstimmung voller Phantasie, textlich ausgefeilt und mit reichlichem musikalischem Esprit. Ja, so macht der Untergang Spaß, weil er ja so das ganze Gegenteil seiner selbst ist.

"Niedermauern" spielt als fröhliche Polka auf. Mehr als nur eine schöne Wortschöpfung im Titel. "Nie wieder soll uns trennen, was uns einst." Gute Laune ist vorprogrammiert, obschon die Themen es durch sich selbst gerade mal eben nicht anbieten. Diese Art und Weise des Umgangs mit Liebe, Leid und Tod und gesellschaftlicher Idiotie zieht sich durch das gesamte Album. Die Refrains meistens eingängig und choral, die Strophen hin und wieder heiser, fast gothicartig zelebriert. So auch beim fast als Agit-Prop-Ska tauglichen "Empört Euch", ein Gruß wohl an die Anonymous-Bewegung, was deutlicher wird, wenn man sich das dazugehörige Video anschaut (siehe unten). Der Song paßt sowohl auf eine Demo als auch in einen Tanzsaal. "Denn mein Ärger ist nichts wert, wenn von ihm keiner was erfährt."
Doch nicht nur die großen Probleme dieser Welt werden besungen oder bepfiffen. Auch das alltägliche Leid wird dementsprechend behandelt. So im skurrilen Song "Kater komm", eine abstruse Story-Collage über neugierige Kater, Gerüchte und Halbwahrheiten. Das könnte man unter Umständen auch als albern bezeichnen, wird es jedoch beim mehrmaligen Anhören immer weniger. Mal abgesehen von der musikalischen und gesanglichen Stärke, welche ohnehin diese Band ausmacht.
"Jokrasswiegeilistdasdenn?": "Copy Paste". Ja, da ist doch schon alles gesagt bzw. gesungen. Das ist ja das, was wir mittlerweile alle machen, ob wir nun dazu stehen oder nicht. Ob nun im übertragenen Sinn, zum Beispiel in sozialen Netzwerken, oder im direkten, bezogen auf die Mode oder so oder worauf sonst noch immer gehetzt wird in Hektik, immer gehend mit der rasenden Zeit, bis zum Kollaps. Na gut, der kommt bei diesem Titel nicht, aber man kann ihn sich schon bei dessen Tempo vorstellen.
"Komm großer Bla ... erleuchte mich ..." - DAS große Bla fällt ja offensichtlich bei RAINER VON VIELEN grundsätzlich aus. Also kommt der große Bla über uns, dringt in uns ein und macht uns so mindestens tagesschautauglich. Ich hoffe, der große Bla kommt nicht über die Band und befürchte das auch keineswegs.
Ins kabarettistisch-skurril-ironische gleiten sie dann mit der balladesken "Wellenlänge" hinein. Ein melodisch gebrochener Schlagertext, der dadurch so witzig ins Lächerliche gezogen wird, dass einem - bei dem fast traurig scheinendem Gesang - nichts weiter übrig bleibt als breit zu grinsen. Ja, die können eben auch schön. Schräg.
Sie können sogar noch schöner, was sie mit dem Titel "Wenn du mich nur lässt" beweisen. Ein fast im Singer/Songwriterstil interpretiertes Liebeserklärungslied, natürlich auf die musikalisch brachial überbetonte Weise der Band. Was dem Titel nicht weh tut. Ganz im Gegenteil.
Und Blues können sie natürlich auch. Nicht, dass ich das je bezweifelt hätte. Benutzt für einen solchen haben sie den Text "Die Gedanken sind frei". Hier auf der CD heißt er "Es bleibt dabei". Das skiffelt gar lustiglich vor sich hin. Immerfort und immerfort. Fast bis zur Gedankenlosigkeit, wenn mich am Ende des Liedes nicht plötzlich ein Kind angeschrien hätte.
Da war ich wieder munter genug für das Headbanging zum Liedrock "Du bist nicht allein". Das kann man, die Hook wird stetig wiederholt, auch ganz schnell mitsingen. Gejodelt wird auch noch. Ja, da kann man sich gar nicht mehr alleine fühlen, selbst wenn man es wollte.
Der Titelsong "Erden". Der ist ein wenig weltmusikalisch angehaucht. Da werden zum gedachten türkischen Bauchtanz-Ska die abstrusesten, eigentlich überalterte Theorien benannt, die ja, so sagt der Text, wohl im Internet stehen. Zuviel bescheuerte Infos. "Wenn man das glauben kann ... Nicht alles, was man kann, muß man ..." - "Ich muss mich endlich wieder erden". Nun, mit dieser Scheibe gelingt das sicherlich nicht. Viel zu viel gute Laune.
"Die ganze Nacht". Ein schöner, wenn auch recht schneller, mit leichtem Text belegter, Liebessong. Ja, auf diesem Album fehlt es eben an nichts. "Wir sprechen kein Wort, trotzdem ist alles klar". Großartig, dieser Titel, wie alle Titel.
Da darf mit "Donnerstag im Mai" auch ein wenig angedeutete Lagerfeuer-Romantik aufkommen. Der Text ist dementsprechend, die Story erzählt genau solches. Mit Liebe und so. Mit Strand und so. Natürlich. "Der Gedanke ist groß und wunderschön leer". So ganz am Rande des Kitsches glitschend, aber eben nur am Rande.
Dann begeben wir uns sogleich in Oktoberfest-Stimmung. Musikalisch wie textlich, in "Feiertag". Da sollte man sehr aufmerksam dem Text lauschen. Die Musik kommt einem genretypisch mit Tuba und allem Drum und Dran eh bekannt vor. Besser kann eine Parodie auf die modernen volkstümlichen Weisen gar nicht sein. Selbstverständlich wird da auch gejodelt. Und gezupft. Dideldideldö und so. Sehr lustig. "Servus und Fuck you".
Zum Schluß des Albums wird uns noch besinnlich erklärt, wie es ist, "wenn die Welt untergeht" (siehe Clip unten). "Die Popstars werden nicht mehr singen" und "die Menschen werden endlich gleich". Friedlicher und idyllischer geht es nicht. Alles wird schön, ja noch schöner. Und RAINER VON VIELEN singen es uns so schön. Da ist man sehr ergriffen. Da muss man zu den Feuerzeugen greifen. Und lauscht: Spielt da nicht eine schöne Geige? "Die Menschen werden gut sein und niemand wird mehr weinen". Ja, ein Hymnus. Man möchte seine Hand aufs Herz legen und dem Weltuntergang Treue geloben. Und mit einem schönen Gitarrensolo werden wir dieses Ziel erreichen. Besser geht´s nicht.

RAINER VON VIELEN. "Erden" - das ultimative Album. Ja. So ist es.
(Andreas Hähle)


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Videoclip:

"Empört Euch" (off. Video)


"Wenn die Welt untergeht"


"Großer Bla" (live)




   
   
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