sillydvd2013 20131116 1002358626 Titel:
Format:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Kopf an Kopf live"
DVD
SILLY
Universal
8. November 2013

1. Intro/Verkehrte Welt
2. Lotos
3. Blinder Passagier
4. Erinnert
5. Wo fang ich an
6. Die Welt wird hell sein
7. Asyl im Paradies
8. Vaterland
9. Blutsgeschwister
10. Ohne Dich (mit Rea Garvey)
11. Medley
12. Kopf an Kopf
13. Mont Klamott
14. Dein Atlantis
15. Ich sag nicht ja
16. Deine Stärken
17. Deine Stimme
18. Hass(Becker)
19. Alles Rot
20. Bataillon d'amour
21. Leg mich fest
Bonusmaterial:
o Ich sag nicht Ja (Video)
o Alles Rot - Version I (Video)
o Alles Rot - Version II (Video)
o Erinnert (feat. Jan Josef Liefers)
o Deine Stärken
o Wo fang ich an





Wir haben in unserer Rubrik "Live-Berichte" von mehreren SILLY-Konzerten der Frühjahrstour berichtet. Die Meinungen unserer Konzertberichterstatter waren dabei eindeutig: SILLY rockt! Die Band schwimmt seit gut drei Jahren auf einer Erfolgswelle. Beide Alben, die in dieser Zeit veröffentlicht wurden ("Alles Rot" und "Kopf an Kopf"), sind mit Edelmetall ausgezeichnet, die Konzerte meist ausverkauft. Darum gibt es auch einen Nachschlag in Form einer Herbst-Tournee, die am kommenden Dienstag in Berlin startet. Alles richtig gemacht, könnte man sagen. Dabei gab es gerade im Vorfeld der Veröffentlichung von "Kopf an Kopf" hitzige Diskussionen darüber, ob die neuen Songs noch Rock sind oder ob die Band nicht schon längst auf dem Weg zum Schlager ist. Sollten tatsächlich noch Zweifel daran bestanden haben, dass SILLY eine Rockband ist, konnte man sich diese bei zahlreichen beeindruckenden Konzerten in diesem Jahr quer durch die Republik von der Band zerstreuen lassen. Ein lautes "Ja, wir machen lupenreinen Deutschrock" schmettert einem die Band dort in Form von großen Liedern mit tollen Texten von der Bühne. Und damit sich auch die Leute davon überzeugen können, die keines der Konzerte besuchen konnten, gibt es jetzt die "Kopf an Kopf live"-DVD.

Was auf den Konzerten zu erleben war, kann in unseren Konzertberichten in der Rubrik "Live-Berichte" nachgelesen werden. Aber zu dem, was auf der DVD in Bild und Ton zu erleben ist, muss man etwas ausführlicher berichten. Die DVD verschafft dem Zuschauer schöne Einblicke und Momente vom Konzert am 5. September 2013 im Haus Auensee zu Leipzig. Dieses Konzert war ein Besonderes, denn die Band hat ihre Ausrüstung für den guten Zweck ausgepackt. Die Flut des vergangenen Sommers ist uns allen sicher noch vor Augen. Sowas vergisst man so schnell nicht. Wieder einmal hat es die Menschen in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen getroffen. Wieder sind viele Existenzen sprichwörtlich den Bach runter gegangen. Die Gruppe SILLY war Augenzeuge dieser Katastrophe, befand sie sich doch gerade zu dieser Zeit auf Tournee. "Da müssen wir helfen", war die erste Reaktion, und das taten sie dann auch. Eine Tat war dieses Konzert, an der die Band zwar verdiente, den Verdienst aber gleich weitergereicht haben um damit zu helfen. Und so fanden sich viele Menschen in Leipzig ein, um mit ihrer Lieblingsband zu feiern und gleichzeitig Gutes zu tun.
Zur DVD: Besonders gelungen finde ich den Schnitt bei der Konzertaufzeichnung. Es gibt Sichtweisen, die man selbst auf den besten Plätzen im Saal so nicht hätte erleben können. Immer wieder gibt es Wechsel zwischen den einzelnen Musikern, dem Publikum und den Aktionen auf der Bühne. Auch die Gastmusiker - die inzwischen schon längst feste Begleiter der Band geworden sind - werden gut in Szene gesetzt. Soli einzelner Musiker wurden eingefangen und auf der DVD im Detail gezeigt. Dabei stellt man schnell fest, dass Gitarrist Uwe Hassbecker nicht einfach nur Gitarre spielt. Hassbe lebt die Lieder, die er spielt. Dies wird einmal mehr auf dieser DVD deutlich. In sich versunken spielt er seine Soli, einzelne Riffs und streut den einen oder anderen Extramoment ein. Die Lieder von SILLY sind in der Live-Version eine ganze Spur schärfer arrangiert. Hier leben die Lieder von den einzelnen Instrumenten, aber besonderes auch durch Hassbes und Herrn Petereits Gitarrenspiel. Der Rockhaus-Saitenvirtuose und sein Kollege Hassbecker sind perfekt aufeinander eingestellt. Das sieht und hört man! Aber auch Herrn Reznicek bei der Arbeit zuzuschauen macht Laune. Für meinen Geschmack ist er einer der besten Bassisten, die wir in Deutschland haben, und da dürfte es auch keine zwei Meinungen geben. Noch immer jagt es mir einen Schauer über den Rücken, wenn er seinen Fretless-Bass zu "Battailon d'amour" spielt. Sagenhaft und unbeschreiblich! Immer wieder landet die Kamera auch bei Ritchie Barton an den Tasteninstrumenten. Er zeigt nicht nur an seinen schwarzen und weißen Tasten, was er da herausholen vermag - auch als Sänger während des "Medleys" hinterlässt er staunende Gesichter (zumindest hier). Nicht unerwähnt sollte Ronny Dehn bleiben, der den SILLY-Songs dermaßen gut den Rhythmus gibt, als hätte er nie etwas anderes getan. Hinter seiner Schießbude ist er über zwei Stunden unermüdlich zugange und schmiedet mit Basser Jäcki das Rhythmusgeflecht für seine Band-Kollegen. Als zusätzliche Kraft für andere besondere Momente ist Uwes Sohn Daniel am Keyboard und Cello zu beobachten. Es ist ein präzise arbeitendes Uhrwerk, das da auf der Bühne steht und Frau Loos die Arbeitsbedingungen verschafft, bei denen sie sich blind in die Gemeinschaft fallen lassen kann - sie fängt sie auf und führt sie durch den Abend. Dabei ist es gerade Anna Loos, die sofort den Kontakt zum Publikum sucht und findet. Lockere Zwischentexte, eine witzige Bemerkung darüber, dass sie ja "blond" sei, und Aufforderungen an das Publikum zum Mitsingen oder Mitklatschen lassen sie locker wirken und zum Bindeglied zwischen denen auf der Bühne und denen im Zuschauerraum werden. Und das Leipziger Publikum - darunter viele bekannte Gesichter aus dem Deutsche Mugge-Freundes- und Bekanntenkreis - ist sofort voll da. Textsicher bei alten und neuen Songs feiert es mit seinen Helden gemeinsam. Kameraschwenks ins Publikum zeigen Menschen mit geschlossenen Augen, die bei den schönen Balladen mitsingen und sich von der Band ihn ihre Welt entführen lassen. Im nächsten Moment sieht man ausgelassen singende und hüpfende/tanzende Körper, die sich mit der Energie von der Bühne vollsaugen und mitreißen lassen. Die Leute lieben SILLY, deshalb sind sie gekommen. Und das zeigen sie ihrer Band. Sie wollen die geballte Kraft der Band ebenso erleben, wie die ruhigen Momente, in denen man einfach nur genießen kann. Und das Publikum ist nicht nur zum Klatschen gekommen. Während die Band den Song "Wo fang ich an" langsam ausklingen lässt um den nächsten Song anzustimmen, lässt sich das Publikum aber nicht davon abbringen, den "Ooh oh, ooh oh"-Part des Refrains einfach weiterzusingen. Die Instrumente sind längst verstummt, doch das Auditorium greift beherzt ein und verlängert das Stück von sich aus. Was bleibt den SILLY-Musikern anderes übrig, als wieder in das Stück einzusteigen um es zu verlängern?! Das Publikum als achtes Bandmitglied, das eine Ehrenrunde mitten im Konzert fordert und sie auch bekommt. Sehr beeindruckend!
Zwei weitere beeindruckende Momente möchte ich noch erwähnen. Sie sind in den Zugaben zu finden. Als erstes ist hier der Song "Hassbecker" zu nennen. Pause für Sängerin Anna Loos, denn es ist ein Instrumentalstück vom "Hurensöhne"-Album (1992). Endlich hat es seinen Weg zurück auf die Bühne gefunden. Die Band spielt ihn wieder live - und wie! Hier kann jeder einzelne Musiker - aber Uwe Hassbecker ganz besonders - dem Affen mal ordentlich Zucker geben. Es knallt, es rockt, es scheppert ... Was für ein Druck, der da aus den Boxen geschossen kommt. Wieder ist Hassbecker in sich versunken und lebt das Stück förmlich. Man sieht seinem Gesichtsausdruck an, in welche Momente des Stücks er besonders viel Energie steckt. Nichts desto trotz bildet er mit dem Rest der Band eine geschlossene Einheit: Bass, Schlagzeug, die beiden Gitarren und die Tasteninstrumente liefern dem Publikum den rockigsten Moment des Abends - und es hat eine Menge Spaß dabei! Einmal warm gespielt, folgt der nächste große Moment mit "Alles Rot". Gerade noch singt Anna Loos die bekannten Zeilen des Hits, im nächsten Moment reißt Uwe Hassbecker das Heft des Handelns wieder an sich. Die Nummer wird locker mit einem Gitarrensolo der Extraklasse gewürzt und so in eine "Long Version" verwandelt. Wieder lässt er seine "Rote" heulen, jaulen und wimmern. Was für ein Moment, was für ein Sound - was für eine Darbietung! Auch Ronny Dehn geht aus sich raus und prügelt die Beats in die Felle, dass es einem beim Zuschauen schon schwindelig wird. Das Publikum ist begeistert und ich sitze vor meinem Fernseher und drehe einmal mehr den Volume-Regler nach oben. Verwundert darüber, dass sich hier noch kein Nachbar beschwert hat, endet das Stück mit einem Sprung von Jäcki und Hassbe, und ich drehe den Lautstärke-Regler wieder runter. Das Publikum ist schier aus dem Häuschen, klatscht, jubelt und schreit. Insgesamt 21 Lieder incl. Medley (in dem vier weitere Songs verarbeitet sind) spielt die Band an diesem Abend in Leipzig. Ich bin begeistert und habe an fast jedem Stück meinen Spaß. Allerdings gibt's da auch etwas, das mir nicht gefällt. Im Mittelteil des Konzerts wird ein Akustik-Block ins Programm eingebaut. Zuerst singen Anna und Stargast Rea Garvey (ex Reamon) das Stück "Ohne Dich", dann hängt die Band SILLY mit ihrem Medley den "Unplugged-Teil" an. Falkenberg nannte es in einem anderen Zusammenhang mal "entkernen", wenn man ein großes Arrangement auf ein Minimum zurückfährt und das Stück dann nur mit akustischen Instrumenten spielt. Ich habe daran wenig Spaß, muss ich sagen. Insbesondere bei Liedern wie "Bye Bye" oder "Verlorene Kinder", die ich dann doch gern in der "eingestöpselten" Version gehört hätte. Bei "Flieg" und "Wo bist Du" passte diese Musizierweise aber ganz gut.

Lange Rede - kurzer Sinn: Leute, wenn Ihr die Möglichkeit habt, SILLY auf ihrer Herbst-Tour in Eurer Nähe live zu erleben, dann nehmt diese Gelegenheit wahr. Wer keine Möglichkeit hat, sollte unbedingt die DVD auf seinen Weihnachtswunschzettel schreiben oder einen Fachhändler aufsuchen. Was ich hier über die DVD sehen und hören konnte, stellt vieles von dem, was ich in Sachen Konzert-DVD bisher gesehen habe, in den Schatten. Die Band lebt, sie rockt und sie macht eine Menge Spaß. Der Ton und das Bild sind erstklassig - Bestnoten dafür! Inhaltlich darf man sicher auch eine andere Meinung haben. Aber man sollte Musiker und Bands nur an dem Messen, was sie live auf der Bühne leisten und anbieten. Nicht gleich drauf eindreschen, wenn ein Album mal eine Nuance ruhiger klingt als andere Produktionen der gleichen Kapelle. In jedem Song steckt Saft und Lebendigkeit - schon bei den Album-Versionen, aber in den Live-Versionen noch viel mehr. Die Band veredelt die Lieder bei ihren Konzerten mit zahlreichen Extras, so dass sie schon allein deshalb nicht mehr wie die Lieder auf der CD klingen. Die DVD macht jedenfalls richtig viel Laune. Und als Bonus gibt's im Extra-Teil noch die Videos, die die Band zu einzelnen Songs produziert hat (auch vom Vorgänger-Album). Alle Daumen nach oben. Und noch zwei mehr, denn meine "Mitguckerin" war auch begeistert.
(Christian Reder)




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