heuserband2013 20130708 1275471301 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Men in Trouble"
Klaus Major Heuser Band
TRC
31. Mai 2013

1. The Journey
2. In Your Own Time
3. Five Long Days
4. Day on the Beach
5. Higher Faster Stronger
6. Better World
7. Care for the World
8. I'll Be on Your Side
9. Cruisin'
10. Last Favourite Song





Es ist gerade mal 15 Monate her, da sprachen wir im Deutsche Mugge-Interview mit dem Ex-BAP-Gitarristen Klaus "Major" Heuser über sein aktuelles Bandprojekt "MEN IN BLUES". Mehr als zwei Jahre lang ging er mit Richard Bargel auf Tour und präsentierte feine, handgemachte Bluesmusik. Doch schon wenige Monate nach unserem Interview waren "MEN IN BLUES" Geschichte, denn Richard Bargel konnte nach einem schweren Hörsturz zunächst nicht weiter machen. Den Schock überwand Heuser nicht etwa, indem er sich trauernd auf eine einsame Insel zurückzog. Nein, er beschloss gemeinsam mit seinen bisherigen Musikern Sascha Delbrouck (bg) und Marcus Rieck (dr) weiterzumachen, zog sich mit ihnen ins Studio zurück und produzierte in rekordverdächtiger Zeit das vor mir liegende Album "Men in trouble". Knackpunkt war dabei nach dem Ausscheiden von Richard Bargel der Vokalpart. Und auch da wurde man nach einiger Suche fündig: Thomas Heinen, bisheriger Sänger bei der SPRINGSTEEN-Tribute-Band BOSSTIME, nebenher auch noch Gitarrist und Songschreiber, erhielt den Zuschlag. Dazu kam noch Matthias Krauss (keyb), der hier und da schon mal bei Heuser als Gastmusiker mitwirkte, und nun fest zum Ensemble gehört.

Meine Erwartungen an das Album waren eher nüchtern und zurückhaltend, denn ich wusste nur, dass sich der Major wieder etwas mehr in die Rockschiene bewegen wollte. Das wäre nach seinem Ausflug in die Bluesgefilde ja auch nur der normale Gang der Dinge, denn man kennt Klaus Heuser als filigranen Gitarristen, der vor allem BAP seinen Stempel aufdrückte. Aber auch komponieren konnte er wie kein Zweiter. Songs wie "Verdamp lang her" stammen aus seiner Feder und zeugen noch heute von seiner Klasse.
Nun, das ist wirklich "Verdamp lang her". Also lasst uns mal hören, ob der "Major" über die Jahre etwas von seinen Fähigkeiten verlernt hat. Mit "The Journey" (Live-Version siehe unten) beginnt im wahrsten Sinne des Wortes die Reise, und schon hier horche ich auf, denn der Sound, der mir da entgegen schwappt, widerspricht gänzlich meinen Erwartungen. Rockmusik klingt anders. Stattdessen überrollt mich eine gemütlich vor sich hin swingende Klangwelle, die mich sofort mitnimmt und meine Beine in Wippbewegungen versetzt. Thomas Heinens leicht angeraute Stimme verpasst der Nummer so was wie Cowboyfeeling. Die anfängliche Gemütlichkeit puscht sich im Laufe des Songs dank des sich allmählich steigernden Gitarrenspiels vom Major dann doch noch zu einer echten Rocknummer hoch.

"In your own time" ist wiederum eine gänzlich anders geartete Heuser-Komposition. Ein durchweg tanzbarer Song, der auch schon mal bei den EAGLES ins Programm gepasst hätte. Ein Schmankerl bildet hier fraglos die durchdringende Orgel. Und wieder macht Heusers prägnantes Spiel auf der Klampfe in Verbindung mit dem unter die Haut gehenden Gesang von Thomas Heinen richtig Spaß.
Ich höre an dieser Stelle auf, jeden Song bis ins Detail zu beschreiben, denn das Vergnügen, die folgenden acht Titel für sich zu entdecken, sollte sich jeder Interessierte selber gönnen. Und ich verspreche hoch und heilig: es lohnt sich! Hier sind Vollblutmusiker am Wirken, die mit ganz viel Lust und Laune ein unglaublich vielfältiges Spektakel abliefern, das sowohl wunderbare Balladen als auch von Country-Rock, leichten Blueseinschlägen, etwas Folk und ordentlich Rock durchtränkte Nummern bietet. Man ist ständig geneigt sich zu fragen, wen man da nun gerade wieder heraushört. Es klingt nämlich stellenweise tatsächlich so, als hätten hier solche Größen wie MARK KNOPFLER, J.J. CALE, ERIC CLAPTON, THE EAGLES und noch einige mehr eine neue Supergroup gegründet und jeder bringt von sich ein bisschen was ein. Doch weit gefehlt, denn sämtliche Songs wurden vom Major selbst geschrieben. Und ganz ehrlich: wenn ich mir anhöre, was für Schlafwagenmusik beispielsweise die eben erwähnten Herren KNOPFLER und CLAPTON mit ihren aktuellen Werken abgeliefert haben... Die steckt Klaus Heuser mit seinen Mannen locker in den Sack!

Als ganz großen Coup muss ich die Verpflichtung von Thomas Heinen bezeichnen. Diese Stimme passt so was von gut auf die Songs! So als würden bei Mercedes die Spaltmaße von Türen und Motorhaube neu vermessen und in noch höherer Passgenauigkeit als ohnehin schon gefertigt. Nicht ohne Grund stand Heinen bisher als Frontmann von BOSSTIME auf der Bühne. Man höre sich nur mal "Care for the world", den rockigsten Titel der CD, an und schließe dabei die Augen. Man glaubt wahrhaftig Mr. SPRINGSTEEN zu hören. Phantastisch.

Das "Men in trouble"-Album ist ohne jede Übertreibung ein echter Hammer und macht süchtig. Mit einer Laufzeit von 61 Minuten ist es für heutige Verhältnisse auch sehr gut gefüllt. Bei gerade mal zehn Songs wird somit klar, dass keine dreiminütigen Radio-Liedchen auf den Hörer warten, sondern hier wird noch richtig Musik gelebt. Man nimmt sich Zeit, die Titel entwickeln sich in aller Ruhe und gipfeln oftmals in regelrechten Explosionen des Majors auf seinen Gitarren. Auch schöne Melodien sind dabei keinesfalls verboten, wie die grandios Ballade "Better world" beweist. Eine Art Sahnehäubchen ist für mich der letzte, und mit über zehn Minuten Laufzeit gleichzeitig auch der längste Song des Albums: "Last favourite Song" (die Live-Version kann man unten auf der Seite als Clip finden). Die ersten 90 Sekunden erinnern verdammt an den LED ZEPPELIN-Klassiker "Stairway to heaven", und dieses Gefühl lässt auch im weiteren Verlauf nicht nach, es kommt sogar noch ein wenig PINK FLOYD-Feeling dazu. Natürlich gibt es auch hier, wie bei so vielen Titeln der CD, ein ausuferndes Gitarrensolo vom Major. Thomas Heinens Stimme kratzt sich wieder in Gänsehaut-Manier in meinen Gehörgang, und ich bin heilfroh, dass mein CD-Player eine Repeat-Taste hat, die das Album gleich wieder von vorne startet.

Klaus "Major" Heuser ist mit "Men in trouble" ein irrer Wurf gelungen, den ich so überhaupt nicht erwartet hätte. Richtig Spaß macht das Werk beim Autofahren, wenn man mit gemütlichen 130 km/h über den bundesdeutschen Highway cruist. Dazu stelle ich mir dann automatisch den "Major" als grauen Wolf vor, der sich mit seinem weit ins Gesicht gezogenen Cowboyhut die Klampfe umschnallt und diese gut gelaunt vibrieren lässt. Wer auf gepflegte, authentische und von Anfang bis Ende haus- und handgemachte, von verschiedenen Stilistiken durchmischte Rockmusik Wert legt, kommt an diesem Album definitiv nicht vorbei. Der Sound ist wunderbar erdig und ungekünstelt, so dass die Live-Umsetzung vermutlich nicht allzu sehr vom CD-Sound abweichen wird. Für mich gilt "Men in trouble" schon jetzt als heißer Anwärter auf das "Album des Jahres 2013"!
(Torsten Meyer)


 

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Videoclips

"The Journey"


"Last Favourite Song"





   
   
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