mr-dwdw 20130609 2047883993 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Denk was du willst"
Mary Roos
Boutique (Universal)
12. April 2013

1. Wo warst du nur
2. Wie lange woll'n Sie das noch machen
3. Mein Weg
4. Sonntage
5. Sommer unseres Lebens
6. Lass mich dich auch mal vermissen
7. Ne me quitte pas
8. Für jeden Mann den ich mal liebte
9. Hast du jemals einen Traum geküsst
10. Denk was du willst
11. Ist das alles
12. Sommerregen
13. Es wird Herbst
14. Adrian
15. O Leaozinho





Am 12.04.2013 wurde die neue Scheibe der Sängerin MARY ROOS veröffentlicht. Wem sich nun geradezu die Frage aufzwängt, ob es sich hier nicht um die bekannte Schlagersängerin handelt, der liegt einerseits völlig richtig, andererseits aber auch wieder nicht, denn MARY ROOS geht mit ihrem neuen Album "Denk was du willst" einen weiteren Schritt, der sie in die Richtung anderer musikalischer, anspruchsvollerer Ausdrucksformen lenkt.

Ein Experiment nach einer 50-jährigen, erfolgreichen Karriere? Eher nicht. In der Produktinfo zum Album, welches übrigens bei UNIVERSAL MUSIC JAZZ erschien, heißt es: "Sie wollte Lieder dieser Art schon lange singen. Lieder, die widerspiegeln, was sie selbst so schätzt: Chansons, Brasilianisches, jazzig Swingendes."

Produziert, arrangiert sowie instrumentalisiert wurde das Album vom deutsch-italienischen Jazzmusiker Roberto Di Gioia, der unter anderen auch mit Udo Lindenberg, Wigald Boning und Till Brönner zusammenarbeitet. Ebenso fungiert er auch als Produzent von beispielsweise Max Herre und Joy Denalane. Der größte Teil der Texte stammt aus der Feder von Jovanka von Wilsdorf.

Die Lieder sind eingängig, erinnern ein wenig an den Musikstil der 60er und 70er Jahre und zeichnen sich durch einfühlsame, mutige, zuweilen auch freche Texte aus und passen zu MARY ROOS. Man(n) nimmt ihr ab, was sie da singt. Eben alles aus der Sicht einer erwachsenen Frau.

Mit einer ruhigen und angenehm sparsam arrangierten Ballade namens "Wo warst du nur" beginnt das Album. Komponiert wurde sie von Sven Bünger. Passend zum Text drückt die Musik eine gewisse Melancholie aus, die durchaus zum "sich treiben lassen" einlädt.

Musikalisch in Form eines Tangos kommt "Wie lange woll'n Sie das noch machen" daher, in dem MARY ROOS herrlich selbstironisch sich selbst und auch das Schlagergeschäft an sich durchaus kritisch, aber auch mit einem Augenzwinkern und sehr sympathisch, hinterfragt:

Frau Roos, wie lange woll'n Sie das noch machen,
wie lange woll'n sie hier noch singen?
All diese anstrengenden Sachen
von Liebe, Leid und solchen Dingen?
Wird man nicht irgendwann zu alt,
'ne tragisch komische Gestalt?


Dem diesem Album offensichtlich zugrunde gelegten Prinzip einer sparsamen Instrumentierung folgend, folgt der lediglich mit Schlagzeug, Bass und einem angenehmen, unaufdringlichen Keyboardsound ausgestattete Song "Mein Weg". Mehr benötigt dieses Lied auch nicht, denn der Gesang der Künstlerin fungiert als Instrument und bildet eine tragende Säule.

Im weiteren Verlauf wird locker flockig von Sonntagen, die man nicht leiden kann, gesungen und da passt auch der äußerst lockere und recht fröhliche Sound, der nicht zuletzt mit seinen Backgroundchören durchaus vermag, den Hörer in die 70er Jahre zurück zu versetzen. Auch lateinamerikanische Rhythmen werden verarbeitet, beispielsweise im Song "Sommer unseres Lebens". "Lass mich dich auch mal vermissen" wartet mit einem leichten Uptempo sowie recht verspielten Spinett-Passagen auf, die diesem Song sehr gut zu Gesicht stehen. Auch ein bekannter Song, nämlich "Ne me quitta pas" von Jaques Brel, ist auf dem Album vertreten und mit ihm begibt sich MARY ROOS in ihre französische Vergangenheit, veröffentlichte sie doch bereits in den 70er Jahren erfolgreich ein Album sowie mehrere Singles in Frankreich und trat dort auch im Pariser Olympia und der Musicalbühne auf und arbeitete mit Michel Legrand zusammen.

Der Titelsong "Denk was du willst" präsentiert sich mit Schlagzeug, Bass, Orgel, Handclaps sowie "duuup-duuup-duuup"-Backgroundgesang sehr swingend und ruft auf, das zu tun, was man will und nicht über alles zu sehr nachzudenken, sondern den Spaß des Lebens zu genießen und seinen Gefühlen zu vertrauen.

Eine Überraschung hält das portugiesisch gesungene "O Leãozinho" bereit, welches von Caetano Veloso, einem der einflussreichsten brasilianischen Komponisten, geschrieben wurde. Hier beweist MARY ROOS erneut ihre Fähigkeit, mit ihrer Stimme zu spielen und es gelingt ihr, den Facettenreichtum ihrer Stimme unter Beweis zu stellen, könnte man doch fast meinen, hier sänge ein junges Mädchen.

15 neue Songs der "neuen" MARY ROOS. Alles in allem ein sehr gelungenes Album, fernab jeglicher Schlagerklischees und auch keineswegs eintönig oder gar langweilig. Nur zum Nebenbeihören als musikalische "Berieselung" eignet es sich nicht. Viele liebevoll arrangiert musikalische Details sowie Texte, die zum Mit- und Nachdenken anregen, benötigen ihre Zeit und ihren Raum. Beides sei allen Hörerinnen und Hörern, die auch gern mal über den musikalischen Tellerrand hinausblicken, gewünscht. Es lohnt sich!
(Mike Brettschneider)



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