liebeminou2 20130412 1560432865 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Nur die guten Tasten"
Liebe Minou
SONY
19. April 2013

1. Nachtigall
2. Reprise - Nachtigall
3. Sei mir nicht bös
4. Komm
5. Reprise - Komm
6. Liebes Karussell
7. Das Walzchen
8. Wenn es Liebe heißt
9. Seit Du gesagt hast
10. Ja
11. Reprise - Ja
12. Kleines Licht
13. Schatzsuche
14. Geh mit mir
15. Abgetaucht
16. Nur halb ohne Dich
17. Zum Glück





Wie eine Elfe im lauten Stadtgewühl...
Es ist noch keine zwei Jahre her, dass das Album "Ich" von Liebe Minou veröffentlicht wurde. Am 1. Juli 2011 war's, und ich war hin und weg von diesen Liedern, die die junge Künstlerin damals auf ihr erstes Album genommen hat. Es waren nicht nur die Lieder allein, sondern ganz besonders auch die Art, wie die Musikerin diese Stücke arrangiert und vorgetragen hat. Noch immer kommt diese CD sehr oft bei mir zum Einsatz und der "Kastanienbaum" ist nach wie vor mein Favorit auf der Scheibe. Auf neue Songs musste man nach "Ich" wirklich nicht warten, denn am 19. April kommt ihr zweites Album, das den Namen "Nur die guten Tasten" tragen wird, in die Läden. Mal sehen, ob Liebe Minou auch wirklich "nur die guten Tasten" getroffen hat...

Hat sie, soviel sei schon jetzt verraten. Richtig viele Ideen hat die junge Dame offensichtlich gehabt. Waren auf dem Debüt "Ich" noch schlanke 10 Lieder enthalten, darf sich der interessierte Musikfreund nun auf 17 neue Stücke freuen. Zwar sind auch die ein oder andere Reprise dabei, aber mit 53 Minuten ist die Scheibe definitiv länger. Und schon beim ersten Song "Nachtigall" weht der Frühling, den man draußen noch vermisst, durch die Stube. In einer herrlich jazzigen Kombination aus Ernsthaftigkeit, Experimentierfreudigkeit und großem Selbstbewusstsein legt die 24-jährige Minou richtig los und damit die Latte für die folgenden Lieder sehr hoch. Aber dieser "Frühlingshauch", diese große Qualität und dieser offensichtliche und deutlich hörbare Spaß an der Musik, setzen sich auch in den folgenden Liedern fort und dieses hohe Level des ersten Stücks wird spielend gehalten. "Ich fügt neue Farben in Deine Graustufen", singt sie im zweiten Song "Sei mir nicht bös", und das könnte auch die Überschrift für die komplette CD sein. Liebe Minou bringt wirklich Farbe ins Spiel, denn ihre Lieder sind allesamt kleine Kunstwerke, in denen schöne Geschichten verborgen sind. Mich beeindruckt der Umgang mit verschiedenen Stilen besonders. Blues, Jazz, Chanson und ein Hauch von der großen weiten Welt werden mit wirklich wunderschönen Texten verbunden. Bei der Wahl der Instrumente für ihre Arrangements bewies die Künstlerin ebenfalls Mut und Geschmack. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt ein Kazoo in einem neuen Song gehört habe, aber hier gibt es das Instrument mehrfach zu hören. Cello, Bläser, Klavier, Gitarre und auch eine Balalaika höre ich in den Songs heraus ("Das Walzchen"). Ebenso bekommt das Akkordeon seine Einsätze und zaubert ebenfalls den einen oder anderen besonderen Farbkleks in die Lieder hinein. Über all diesen geschmackvoll zusammengestellten Songs thront die Stimme von Liebe Minou, die eine mehr als angenehme Färbung hat und sich von Anfang an ganz sanft in die Herzen der Hörer bohrt. Man kann sich dagegen nicht wehren. Sie wandert unbemerkt unter die Haut und beim konzentrierten Hören der Platte taucht man unweigerlich in die Welt von Liebe Minou ein. Die Künstlerin nutzt ihre Stimme wie ein zusätzliches Instrument, das eingebettet in die Arrangements zu einer Einheit zusammenwächst und immer wieder für neue Überraschungen sorgt. Ein besonderes Beispiel ist das Stück "Wenn es Liebe heisst". Samtweich singt Minou zu ebenso sanften Jazz-Klängen. Augen schließen und wirken lassen. Einmal auf dieser Ebene des "Auf-sich-wirken-lassens" und Zuhörens angekommen, wird man von dort auch nicht gleich wieder weggeholt. Dieser Zustand setzt sich beim Stück "Seit Du gesagt hast" (siehe Video am Ende dieser Seite) nämlich fort, und der Hörer wird nicht - wie bei anderen Platten oft schon erlebt - unsanft geweckt und aus den fliegen gelassenen Gedanken gerissen. Die "Dramaturgie" auf der Platte funktioniert bestens, die Wechsel zwischen lauten und leisen Tönen sind sanft, die Übergänge fließend. Die schneller arrangierten Stücke nehmen die langsameren Songs freundschaftlich auf und bilden mit diesen gemeinsam eine rundum gelungene Gemeinschaft, so dass keines der Lieder wie ein Fremdkörper wirkt.

Unter dem Strich kann man sagen, dass es Liebe Minou scheinbar spielend gelungen ist, die Stärken ihres Debüt-Albums noch zu toppen und ein großartiges zweites Album fertig zu stellen. Noch immer schreibt sie ihre Musik und ihre Texte selbst, und mit den 17 neuen Liedern macht Liebe Minou es den "Katagorisierern" dieses Landes mal so richtig schwer, das Album einzustufen und einzusortieren. Im Bereich Pop hat die CD nichts zu suchen. Von Pop sind die Lieder viel zu weit weg. Hier überwiegen die jazzigen Momente, zu denen sich der ein oder andere Chanson gesellt. Es gibt weltmusikalische Momente ebenso wie Anflüge des Blues. Alles wohltuend ergänzt durch wirklich erstklassige Texte. "Nur die guten Tasten" ist ein Album zum Entschleunigen. Es sind Lieder für die ruhigen Momente des Tages, zum Träumen und Entspannen. Es wird meinerseits dringend geraten, die Lieder in Ruhe zu hören. Am besten über Kopfhörer - so wie ich es gemacht habe. So entfalten sie ihre volle Wirkung und man wird belohnt mit wunderschönen Momenten und großartigen Songs. Hier hat's funktioniert. Die Künstlerin hat mich vor fast 2 Jahren schon "erwischt" und "eingefangen". Jetzt hat sie mich schon wieder angezündet. Es ist schön zu hören, dass sich die Sängerin hörbar weiterentwickelt hat. Stimmlich wie gestalterisch. Sie hat ihre Verspieltheit nicht verloren, das ist ebenfalls erfreulich. So eine Platte kann man nur machen, wenn man sein Herz noch ganz weit geöffnet und sich auch ein Stückweit die Kindheit bewahrt hat. Das alles hier hat eine hohe Qualität und macht richtig Lust auf mehr. Sie wirkt mit ihren Liedern wie eine Elfe im lauten Stadtgewühl. Diese CD wird hier definitiv noch öfter laufen. Ich hoffe, nicht nur bei mir.
Eine kleine Anmerkung noch zum Cover: Wer auch immer bei SONY das Booklet entworfen und in Auftrag gegeben hat, scheint einen kräftigen Sehfehler zu haben. Wer bitte soll diese Texte entziffern? Sie sind unleserlich klein und die Schrift dünn. Da hab selbst ich in meinem "jugendlichen" Alter Probleme da etwas zu erkennen.
(Christian Reder)




Beitrag kommentieren:
Dieses Album oder die Rezension kommentieren? Das kannst Du HIER






Videoankündigung






   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.