babyuniversal2 20130413 1101502785 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Slow Shelter"
The Baby Universal
Kabumm Records (Broken Silence)
28. März 2013

1. Special Forces
2. Pale Horse Pale Rider
3. Cry Battle
4. Tombstone
5. Save Me (from Myself)
6. Crystal Clear
7. False Profits
8. Guitar 2:57
9. Missing 4:31
10. Don't Lose Your Fire
11. Naked and Crying




Als Gradmesser für das neue Album der Hallenser Indie-Rockband BABY UNIVERSAL kann eigentlich nur ihr famoses gleichnamiges Erstlingswerk aus 2010 in Betracht kommen, sollte man meinen. Wer sich "Slow Shelter" derart zu nähern versucht, wird aber zunächst wohl enttäuscht sein. Nicht, dass es dem Neuling an Qualität oder gar Niveau mangeln würde; der musikalische Ansatz ist schlicht ein anderer - ohne dabei jedoch zugleich einen Stilwechsel zu vollziehen. Insofern kann man das Ganze durchaus als kleines Kunststück und letztlich konsequente musikalische Weiterentwicklung bezeichnen, was Sänger und Frontmann Cornelius Ochs und Gitarrist Hannes Scheffler da ausgebrütet haben. Aber der Reihe nach:

Nach dem Erfolg des Debüt-Albums und einer sich anschließenden Live-Tour zerbrach die Band in ihrer ursprünglichen Konstellation. Die komplette Rhythmusfraktion stieg aus privaten Gründen aus; Ochs und Scheffler blieben glücklicherweise gleichwohl motiviert, die BABY UNIVERSAL-Fahne irgendwie hochzuhalten. Zwar waren beide ohnehin seit jeher die künstlerischen Köpfe des Projektes, aber auf ein bloßes Duo wollte man jenes nun künftig auch nicht reduziert wissen. Ideen und Material für ein neues Album waren vorhanden, und so zog man sich in Thommy Krawallos Kabumm-Studio im ehemaligen DDR-Rundfunkhaus in der Berliner Nalepastraße zurück und begann - unterstützt durch Crowdfunding - zu arbeiten. Dabei entstanden 11 Songs; komponiert wurde gemeinsam, die Texte stammen ausnahmslos von Ochs. Auch die Einspielung wurde in Zweierbesetzung vorgenommen, wobei man den Schlagzeugparts allerdings bisweilen recht deutlich anhört, dass hier kein Fachmann zuwerke war. Inzwischen ist die Band übrigens wieder komplett.

"Slow Shelter" sei eine "Einladung zur Meditation im Gewitter", so die Band auf ihrer Homepage. Damit wird eigentlich bereits recht trefflich skizziert, was uns auf Platte erwartet. Hitverdächtige Tanznummern und melodiöse Ohrwürmer sucht man, von einigen zaghaften Ansätzen abgesehen, vergebens. Stattdessen viel Melancholie und Schwermut in weitestgehend ruhigem Fahrwasser, wenngleich gefällig und kraftvoll arrangiert. Der Opener "Special Force" bettet sich im Refrain auf üppigen Gitarrenteppichen, das liedhafte "Pale Horse Pale Rider" dominiert mit einem Wechselspiel aus einprägsamen Gesängen und staubtrockener, rotziger Gitarrenlinie. Der (neben dem späteren "Save me") wohl einzige Song des Albums, der sich - wenn auch nur entfernt - dem Verdacht der bemühten Radiokompatibilität ausgesetzt sieht, findet sich in "Cry Battle", eine offenkundig auf ein breites Publikum zielende euphorische Choralhymne. Das folgende "Tombstone" erinnert in seiner betont rockigen Stilistik dann wohl noch am ehesten an das Vorgängeralbum, und "Crystal Clear" (siehe auch das Video am Ende dieser Seite) haucht uns ein Stück weit folkloristisch mit einer wundervollen Harmonika an. Das irrwitzige "False Profits" darf angesichts des omnipräsenten Boogie-Woogie-Pianos (von Gastmusiker Boddi Bodag) und munter aufspielender Klarinette als mutiger und dadurch wohltuender Ausreißer bezeichnet werden. Im Background-Chorus sind hier übrigens an die 30 (!) Supporter der Band zu hören, die an der eingangs bereits erwähnten Crowdfunding-Finanzierung der Produktion beteiligt waren. Mit dem eingängigen "Guitar" wie auch dem späteren "Don't Loose Your Fire" dann wieder die so typischen romantisch-mystischen Weiten, die sich an vielen Stellen des Werkes auftun und dem Album seinen Grundcharakter, ja seine Seele geben. Im kompletten Kontrast dazu "Missing", einfach nur ein Kracher vor dem Herrn. Schließlich verabschieden sich The BABY UNIVERSAL einmal mehr mit einer Hymne, "Naked And Crying", sieben Minuten lang und mit schwebenden Streicherarrangements durchsetzt. Letztlich ist es dann aber auch das schwächste Stück der Platte, das trotz progressiver Tendenzen verdammt nah am Kitsch vorbeischrammt.

Man sollte "Slow Shelter" einige Male gehört haben, um sich ein abschließendes Urteil bilden zu können. Das Album möchte entdeckt, ja erarbeitet werden. Ein durchaus gutes Omen in dieser schnelllebigen Zeit. Mit dem Besuch eines Live-Konzertes von The BABY UNIVERSAL vermag man diesen Vorgang übrigens überproportional zu beschleunigen.
(Rüdiger Lübeck)




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