ll-rm 20130315 1185482930 Titel:
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Titel:

"Richtung Morgen"
Lauter Leben
Tonpool / Check One Two Perfect
22. März 2013

1. Dein Leben ruft
2. Bombe
3. Überwältigt
4. So nicht mit mir
5. Richtung Morgen
6. Es ist soweit
7. Hammerzeit
8. Festhalten
9. Atemlos
10. Du fehlst
11. 10.000 Meter

LAUTER LEBEN ist das Band-Projekt von Nico Rebscher. Der junge Mann kam schon früh mit Musik in Berührung. Rebscher lernte schon ab dem Kindesalter das Spielen auf Gitarre, Klavier und Saxophon. Seiner Schulzeit schloss sich ein Musikstudium an. Im Jahre 2008 gründete Rebscher die Band LAUTER LEBEN, wobei die Besetzung bis heute öfter mal wechselte. Es wurde sich ausprobiert und experimentiert. Zwei EPs sind musikalische Zeugnisse dieser Zeit des Suchens und Findens. Nach fünf Jahren ist nun das Debüt-Album "Richtung Morgen" fertig. Positiv ist dabei anzumerken, dass LAUTER LEBEN deutsche Rockmusik machen und alle Songs und Texte aus der Feder von Frontmann Nico Rebscher stammen. Die CD "Richtung Morgen" beinhaltet insgesamt 11 Songs und ist ab dem 23. März im Handel erhältlich.

Was erwartet den Hörer bei "Richtung Morgen"? In mehreren Beiträgen über die Band war immer wieder zu lesen, dass die Songs auf dem Album "britisch" klingen. Was soll man sich darunter vorstellen? Ein Rezensent schrieb über die Musik gar, sie sei inspiriert durch englische Independent-Musik. Sogar die Musik von Bands wie THE EDITORS wurden hier als Beispiel herangezogen. Diese Meinung kann ich allerdings nicht teilen, denn gerade THE EDITORS haben eine Wiedererkennbarkeit, einen eigenen Sound und - sorry, aber auch - ein anderes Format. Das haben sich LAUTER LEBEN mit ihrem ersten Album leider nicht erspielt. Ich habe mir die CD angehört und muss leider sagen, dass ich mich beim ersten Hören ziemlich gelangweilt habe. Lediglich an drei Stellen habe ich aufgehorcht. Der Rest plätscherte eher so an mir vorbei. Dieser Eindruck wurde beim zweiten Hördurchgang eher noch unterstrichen. Gerade bei den schnelleren Songs wirkt die Musik auf mich einfallslos. Ich möchte sogar behaupten, dass sie kein Eigenleben haben, da sie wie viele andere Bands und Songs dieses Genres klingen, einzig die Texte sind anders.
Schon der erste Song "Dein Leben ruft" ging mir schon nach wenigen Sekunden tierisch auf den Keks. Bei mehrmaligem Hören wird's auch nicht besser - eher im Gegenteil. Er klingt einfach viel zu beliebig. Leider ist das kein Einzelfall. Besonders stört mich das Gitarren-Geschrammel, das durch die schnelleren Songs pflügt wie nix Gutes, und das bei mir eher ein Unwohlsein hinterlässt. Das wirkt leider ziemlich uninspiriert, und Selig haben sowas schon vor Jahren wesentlich besser gemacht. Positiv hervorzuheben sind jedoch die Texte. Sie verbreiten eine positive Einstellung zum Leben. Sie handeln vom Anpacken, das eigene Leben in die Hand nehmen, einengende Ketten zu sprengen und an die Aufgaben im Leben unvoreingenommen heran zu gehen. Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz. Die Texte (übrigens alle!) zeigen sehr deutlich, dass hier ein sensibler und aufmerksamer Beobachter am Werk war. Zu schade nur, dass so wenige davon in ein ansprechendes und passendes Klanggewandt gekleidet wurden. Musikalisch gibt es drei Lichtblicke auf dem Album. Hier fällt auf, dass gerade die balladesken Stücke eine Stärke von LAUTER LEBEN zu sein scheinen. Einer dieser wirklich guten Songs ist das Stück "Überwältigt". Hier spielt die Band ihre ganzen Stärken frei. Text und Musik bilden eine wirklich sehr beeindruckende und harmonische Einheit. Bei diesem, wie auch bei den beiden anderen, für meinen Geschmack sehr guten Stücken, kann auch die Band ihr Können deutlich ausspielen. Das absolute Highlight des Albums ist das Stück "Hammerzeit", eine Hymne an die eigene Jugend, die Herkunft und die erste große Liebe mit der Botschaft, dass die beste Zeit und viele neue Erfahrungen noch vor einem liegen, auch wenn die schöne Zeit von einst längst vorbei ist. Ein weiterer wirklich überzeugender Titel ist "Festhalten", aber phasenweise kann auch "Du fehlst" überzeugen, wenn da nicht wieder diese wenig innovative Gitarrenwand im Refrain rumstünde.

Ganze 3 1/2 überzeugende Stücke auf einem Debüt-Album sind wahrlich nicht viel. Dabei ist die Band daran nicht unschuldig. Es liegen absolut tolle Texte vor, die leider nur viel zu selten eine passende Musik bekommen haben. Man hat sich mit Robert Harder und Robert King zwar zwei Erfolgsproduzenten (u.a. Bloc Party und Pete Doherty) ins Studio geholt, aber deren Arbeit klingt für meinen Geschmack hier immer sehr vorhersehbar. Überhaupt stellt sich mir dann umgehend auch die Frage: Warum man sowas macht. Warum will ein junger Mann mit seiner Band so klingen, wie irgendwelche anderen Kapellen aus UK? Immerhin kommen die Musiker von LAUTER LEBEN aus Köln und Berlin. Warum sucht man sich nicht seine eigene Nische und erarbeitet sich einen eigenen Sound, eine eigene Seele, eine eigene Wiedererkennbarkeit? Das ist beim Debüt-Album leider nicht gelungen und in all die Jubelarien derer, die das Album so wunderbar finden, nur weil zwei große englische Namen an der Produktion beteiligt waren, kann und will ich nicht einstimmen. Nicht alles, was von der Insel kommt und auf einheimische Musik und Musiker Einfluss nimmt, ist pauschal dufte und lobenswert. Insbesondere dann nicht, wenn sich bestimmte Elemente immer und immer wieder wiederholen und diverse Bands am Ende irgendwie gleich klingen. Aber LAUTER LEBEN ist eine noch junge und frische Band, und vielleicht kann sie schon auf ihrem nächsten Album zeigen, dass sie gerade beim Sound eigene Ideen und den Mut hat, diese auch selbst (incl. Produktion) umzusetzen. Bei den Texten ist das jedenfalls schon auf dieser CD gelungen.
(Christian Reder)

 


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