js-zzg 20130307 1853557223 Titel:
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"Zeit zu gehen" EP
Jan Suchanek
EV
29. März 2013

1. Herz
2. Vogel und Maulwurf
3. Ironie des Apfels
4. Zeit zu gehen
5. Girl a la Carte

Die meisten Menschen werden sich vermutlich fragen, "Jan wer? Nie von ihm gehört!" Doch kaum beginnt der erste Titel der EP "Zeit zu gehen", die Jan Suchanek gerade fertig produziert hat und am 29. März veröffentlichen wird, merkt man sofort, dass Suchanek jemand ist, der singen und spielen kann und der obendrauf auch etwas von Musik versteht.

Was da auf die CD gebracht wurde klingt richtig gut. Songwriting auf hohem Niveau. Allerdings sind die Texte zum Teil sperrig bis kryptisch, stellenweise überlastet von intellektuellen Wortgewittern. Das ist schade, denn das überlagert die musikalisch und gesangstechnisch sehr wohl hörenswerten Titel mitunter negativ. So fragt sich womöglich der ein oder andere gleich am Anfang des ersten Titels "Herz", was das wohl werden würde und was der Sänger denn da erzählt... Schlimmstenfalls schaltet man sofort wieder ab. Doch dann würde man richtig gut gemachte Musik verpasstk. Ganz ohne Zweifel kann man Suchanek zu den Guten zählen. Hörbar ist das beispielsweise am Aufbau des Titels "Herz". Da wird wirklich gekonnt ein Spannungsbogen vom Intro über die Strophe zum musikalischen Höhepunkt des Titels in einem sehr eingängigen Refrain geschlagen. Der Refrain fasst dann auch inhaltlich die Thematik des Titels zusammen und lässt ihn verständlich werden. Suchaneks Texte weisen neben schwerverdaulichen, mitunter geradezu prosaisch Passagen auch sehr schöne, lyrische Bilder auf und sind vor allem alles andere als banal. Sie haben durchaus inhaltlichen Anspruch, ohne dass man den Eindruck hätte, Suchanek will die Zuhörer mit seinen Liedern bekehren oder die Welt verändern. Er erzählt Alltagsgeschichten, so wie sie heute wohl unter jungen Leuten erzählt werden. Dazu kommt - wie schon erwähnt - eine ausnehmend gute musikalische Umsetzung.

Bei den einzelnen Titeln der vorliegenden EP wird Suchanek verschiedentlich von weiteren Musikern und Gesangsstimmen unterstützt, die wunderbar miteinander harmonieren. Im Titel "Vogel und Maulwurf" kann man das gut verfolgen. Der dritte Titel "Ironie des Apfels" ist ein richtig toll gesungenes Lied mit einer begnadeten Melodie im Refrain. Bei dem Titel hört man die sympathische Art Suchaneks, hohe Passagen zu singen, sehr deutlich heraus. Der leicht balladeske Titelsong "Zeit zu gehen" steht "Vogel und Maulwurf" nicht nach. Einfach gut gemacht und schön anzuhören. Zugleich kann man hier eine weitere Eigenart Suchaneks deutlich hören. Es singt wirklich toll, intoniert aber nicht alle Buchstaben immer super sauber. Ein Gesangslehrer würde bestimmt meckern. Ich behaupte jedoch, es ist ein erlaubtes Stilmittel, das sich bei Suchanek durchaus gut anhört. Bei "Zeit zu gehen" wird so aus dem e bei "gehen" ein ä. Das klingt jedoch durchaus sympathisch. Der fünfte und letzte Titel auf der EP "Girl a la Carte" ist mein Favorit. Ein richtig gut gemachter Popsong, der durchaus radiotauglich ist und Hitpotential hat. Zwei zum Teil gegenläufig gespielte Gitarren, dazu rhythmisches Klatschen statt eines Schlagzeugs und ein wirklich gekonnter Satzgesang, vor allem im Refrain, in den Suchanek noch einen frechen Hixer einfließen lässt, machen aus dem englischsprachigen Song einen exzellenten Popsong.

Die EP "Zeit zu gehen" ist für jeden etwas, der lockere, leichte Musik zu schätzen weiß und neuen, hungrigen Musikern, die noch Eigenheiten zeigen, offen gegenübersteht. Auch wenn die Texte mitunter gewöhnungsbedürftig sind, insgesamt ist es eine durchaus gelungene EP.
(Fred Heiduk)

 


   
   
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