jm-ed 20130301 1045635404 Titel:
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VÖ:

Titel:

"Erdendrinks"
Jan Mas
Dooload.de
2. März 2013

1. Frei sollen die Gefangenen sein
2. Disarming
3. Die Feuer wehren sich
4. Erdendrinks
5. Gold Rush
6. Mensch lass mich in Ruh
7. Wache in der Nacht
8. Sending Signs
9. Pol der Unzugänglichkeit
10. Leinen los
11. Stein deiner Träume
12. Ich sah dich

 

GEMISCHTE GEFÜHLE
Jan Mas, der bereits zwei CDs mit seiner Band The Villains veröffentlichte, hat mit "Erdendrinks" sein erstes Solo-Album produziert. Ganz alleine war er nicht, er hatte viele Gäste und ausgezeichnete Musiker an seiner Seite, die ihm dabei halfen. Was aus meiner Sicht der Platte sehr nützlich war, denn meinen skeptischen Ohren würde sich nicht erschließen, wie er solch ein partiell musikalisch sehr gut strukturiertes Werk hätte stemmen können.

Die Titel auf der CD sind eine gute Mischung aus traditionellem Songwriting und RockPop, gehen gerne über Stilgrenzen hinaus, was sehr wohltuend ist. Ganz besonders positiv aufgefallen sind mir die klugen und sehr interessanten Arrangements, wegen denen sich das Anhören dieser Scheibe schon sehr lohnte, wenn nicht ... ja, wenn nicht ... ach, ich weiß nicht ... Die CD gibt sich sehr eigen, wird auch subtil so bezeichnet auf der Homepage des Künstlers, jedoch kommt sie mir eher hilflos vor und unentschieden.

Die Texte der Lieder fand ich ab und an ein wenig sehr bemüht. An so manchen Stellen hätte ich mir sehr viel mehr Leichtigkeit gewünscht. Und da, wo etwas bedeutungsschwanger wird, obschon sich mir nicht die geringste Bedeutung offenbart, werde ich schon mal von vornherein sehr misstrauisch. Andererseits fand ich wiederum das Angebot musikalisch teilweise recht spannend, auch gab es Texte, die ich überzeugend fand, zumindest einige Zeilen "Verrücktes verrückt vielleicht die Welt noch" (aus "Frei sollen die Gefangenen sein"). Nur macht eine gute Idee in einem Text noch lange keinen guten Text aus. Allerdings waren sie auch nicht das Einzige, was mich störte.

Zum Einen, was mich ohnehin nervt, diese Mischung aus Englisch und Deutsch. Kann man machen, muss man nicht. Diese Unentschiedenheit ist eben auch der ganzen Platte eigen. Hier scheint mir mehr eine Stilsuche eine Rolle zu spielen als die Eigenwilligkeit eines Künstlers. Die Musik varriert zwischen Brüchen und gefällig-harmonischem Minimal-Pop. Mitunter etwas an Wolfsheim erinnernd. Was teilweise auch an der Stimme von Jan Mas liegen mag, die in manchen Titeln schon etwas an die von Peter Heppner erinnert (dessen letztes Album ich furchtbar fand). Richtig stark empfand ich das Duett von Jan Mas mit Stefanie Thümmel ("Die Feuer wehren sich"). Leider verliert sich das Feuerwehr-Spachspiel-Lied, wie so viele Lieder auf diesem Album, in einer eigentümlichen Selbstgefälligkeit. Auch gibt es Marotten in der Gesangsweise von Jan Mas, die zumindest mich nach ein paar Titeln absolut abtörnten. Es mag eine Eigenart sein, eine Kunstform. Für mich steht da eher die Frage: "Kann er es nicht anders und wenn doch, was soll der Blödsinn?"

"Erdendrinks" enthielt eine sehr witzige Grundidee im Text, wenn da nicht die MORALinSichel ein wenig mitschwingen würde. "Life Is Not Dead", so heißt es in der Hook. Na, da wissen wir ja jetzt Bescheid.
Das coole "Gold rush" hat mir sehr gut gefallen. Dieser Titel trägt auch sehr viel von einem modernen Songwriting in sich. Davon hätte ich mir mehr gewünscht.
"Mensch lass mich in Ruh" meint die Erde. Textlich auch mal sehr interessant, obschon die Message nun auch nicht gerade die Neueste ist. Aber welche ist das schon? Immerhin auch wieder sehr toll komponiert, arrangiert und musiziert, dieser Titel. Wenn nicht dieser penetrant gutturale Gesang wäre.
Richtig gut - in jeder Hinsicht - fand ich "Wache der Nacht" (wieder so ein Feuerwehr-Sprach-Idiom). Ein Titel, bei welchem für mein Empfinden alles stimmig ist. Der mich sehr berührt und auch sehr überzeugt hat.
Mit dem folgenden Lied, "Sending signs". konnte ich dahingegen so gar nichts anfangen. Mir sind die deutschsprachigen vertonten Lyrikfragmente da denn doch lieber, auch wenn ich die Texte größtenteils als unvollendete Grundideen deklarieren würde. Eine Ausnahme bildet da "Pol der Unzugänglichkeit", die metaphorische Phrasierung der Sinnsuche. Mit einem Schluss, welcher etwas aufhorchen lässt. Luftig-leicht dem Text folgend.
Doch das wiederum sehr bemühte "Leinen los", welches vielleicht ein wenig eine Art intellektueller Shanty werden wollte, ging für mich nicht ganz auf. Gesungen wurde dieser gemeinsam mit Johannes Gerhardt und ich fragte mich, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, wenn dieser das gesamte Album besungen hätte und Jan Mas eher mitgesungen.
Die Adaption des Gipsy-Hits "Stein der Träume" unterstrich diesen Eindruck. Und mit diesem überaus interessanten Arrangement hätte ich diesen Titel fast nicht wiedererkannt.
Sehr leicht, in melancholischer Stimmung, das letzte Lied des Albums, "Ich sah dich". Auch wieder ein Titel, der mich überzeugte. Ein schöner musikalischer Ausklang.

Nach dem Hören der gesamten CD verbleiben bei mir gemischte Gefühle. Aber so ist das Leben. Geschadet hat es mir nicht.
(Andreas Hähle)

 


   
   
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