potheadjackpot 20130207 2050801295 Titel:
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VÖ:

Titel:

"Jackpot"
Pothead
Janitor
18. Januar 2013

1. Take your queen
2. Rhyme in time
3. DroneStart
4. Emotion of the potion
5. Overblown
6. Frame in your mind
7. Old bitter
8. Bombay
9. Boilermaker
10. Detroit
11. Rock satellite
12. Northern lights

35:02. Die erste Begegnung mit dem neuen Pothead-Album ist ernüchternd, wenn man den Blick auf das Display seines CD-Players wirft. Gerade mal eine gute halbe Stunde ihrer kostbaren Zeit haben die Gebrüder Brad und Jeff Dope nebst Drummer Nicolaj Gogow also geopfert, digital konserviert und in Form ihres neuesten Silberlings im Angebot. Doch Masse war noch nie das Motto der Band, die sich schon immer dadurch auszeichnete, einen Tick spezieller zu sein als alles Spezielle ... Immerhin: 12 Titel haben es trotz oder vielleicht auch ob ihrer Kürze geschafft, auf die Platte (im doppelten Wortsinne) gepresst zu werden, und das bitte ich beileibe nicht als Qualitätskriterium zu verstehen. Zumal es für Pothead nicht unbedingt unüblich ist, kurzen Prozess zu machen und es durchaus schon immer auch Zeiten gab, in denen das der normale Umfang einer (Schall-)Platte war. Dennoch: über etwas mehr hätte sich sicher auch niemand beschwert. Das nächste Werk, an dem im übrigen bereits gearbeitet wird, darf dafür dann gerne ein Doppelalbum werden!

Was erwartet uns nun auf "Jackpot"? Zunächst einmal ein schon geradezu typisch aufgemachtes Cover, wie immer liebevoll gestaltet durch Bassgrafiker Jeff. Musikalisch will "Jackpot" - wie übrigens ein jedes Pothead-Album - erarbeitet werden, sprich: Erst nach mehrfachem Hören erschließen sich die Songs in ihrer ganzen Tiefe und das Album als Ganzes. Triviale Spötter neigen mitunter dazu, den typischen Pothead-Sound, der natürlich auch bei "Jackpot" die Marschroute vorgibt, als einfallslosen Einheitsbrei zu verreißen, als wieder und wieder nur in Nuancen modifiziertes Muster einiger weniger Akkorde. Jenen Zeitgenossen sei entweder die Beschäftigung mit einem anderen Hobby oder aber der Gang zum HNO-Arzt anempfohlen! Niemandem muss diese Art von Musik gefallen, aber lediglich abschätzig deren künstlerischen Wert infrage zu stellen, ist im Falle von Pothead einfach nur unsachlich, ja primitiv und zeugt schlicht entweder von nicht vorhandenem Sachverstand oder aber einem behandlungsbedürftigen Defekt am Gehör, schlimmstenfalls sogar von Beidem. Abgesehen davon gibt der Erfolg der Band mehr als Recht.

Zu den Songs: Der Opener "Take Your Queen" wurde mit Recht an exakt dieser Stelle platziert und ist schlicht ein Kracher, der gleich mal das Tempo vorgibt und im Refrain zudem den Albumtitel versteckt. "Rhyme In Time" startet ausgesprochen progressiv und mutig und hätte durchaus das Zeug zum Bestseller, wenn - ja wenn er denn in weiterer Folge nicht so monoton dahinplätschern würde. Auch die dezent eingesetzten Synthesizer-Sequenzen wollen nicht recht mit dem Gitarrensolo harmonieren. Schade, gerade hier wäre sicher mehr drin gewesen. Das folgende "Drone" dann wieder in typischer Pothead-Manier, dominiert von düsteren Stakkato-Riffs, wie sie auch auf "Jackpot" nicht fehlen dürfen. "Emotion Of The Potion" wird zunächst in wohltuender Weise durch "Neudrummer" Nick dominiert, umrahmt von der ums Reimen nicht verlegenen Stimme Brads. Mittendrin dann sogar tatsächlich ein kurzer, aber sich tief einprägender Schwenk ins Disco(!)-Genre der 70er Jahre. Geschmackssache. "Overblown" hingegen ist der Spezies "Ballade" zuzurechnen, wenngleich ich diesen Begriff eigentlich nicht mag. Sagen wir also besser: eine ruhige Nummer. Mit "Frame In Your Mind" tue ich mich etwas schwer. Nicht Fisch, nicht Fleisch - irgendetwas mittendrin. Ein Song, der nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Ganz anders dann wieder "Old Bitter": Die Band bedient sich in der Grundstruktur eines Musters, wie wir es partiell bereits auf früheren Alben, wie etwa "Tuf Luv" von 2003 oder aber "Learn To Hypnotize" von 1997 vorfinden. Ein pfundsschwerer Teppich aus mehreren übereinandergelegten Rhythmusgitarren bereitet das Fundament für das sich im Refrain bis hin zum Choralgesang fortwährend zuspitzende Vocalthema. Und auch die sich anschließende Spaßnummer "Bombay" überrascht als solche nicht wirklich, wenn man frühere Alben der Band kennt. Allerdings wirkt das zwanghafte Bemühen unseres Trios, hier um jeden Preis einen Quoten-Ohrwurm unterbringen zu wollen, allzu offenkundig. Mit "Boilermaker" folgt wiederum ein Stück der härteren Gangart, das temporeiche "Detroit" legt noch einen drauf und kreist permanent um den alles dominierenden Doublebass. "Rock Satellite" darf als Rockhymne bezeichnet werden. Am Abschlusstitel "Northern Lights" missfällt lediglich dessen Platzierung auf dem Album. Die Aura der Aufbruchstimmung, die hier unterschwellig assoziiert wird, hätte an früherer Stelle größere Wirkung entfacht. Aber nichts, was wirklich ins Gewicht fiele.

Ein häufig an dieser Stelle bemühter Vergleich mit Vorgängeralben verbietet sich bei Pothead generell - zu spezifisch ist ein jedes von ihnen. Erfreulich, dass die Band auch bei "Jackpot" nicht auf der Stelle tritt, sondern sich fortentwickelt, ohne Herkunft und Wurzeln zu verleugnen. Es ist sicher kein herausragendes Pothead-Album, aber auch keines, welches hinter den hoch gesteckten Erwartungen abfällt. "Jackpot" erscheint vielmehr als logische Fortführung einer konsequenten Linie, von der sich die "ZZ Top von Berlin" zur Freude ihrer zahllosen Jünger nie wird abbringen lassen. Und das ist auch gut so!
(Rüdiger Lübeck)


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