gs-dldb 20121014 1848845715
Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:
Titel:
"Die Lieder der Briefkästen"
Gerhard Schöne
BuschFunk
13. Januar 2012
1. Wer?
2. Brief an das Fischlein
3. Debora
4. Lene an Lene
5. Der Ferienbrief
6. Brief an die Korinther
7. Rosa träumt
8. Meine kleine Mama
9. Kommission gegen Pippi
10. Die Heubriefe
11. Puma
12. Geheimbrief
13. Beim Tütenkleben
14. Die Flaschenpost
15. Auf leisen Sohlen
16. Liebesbrief
17. Schmähbrief
18. Mein Freund Pinoccio
19. Lieber Otto
20. Post nach Bagdad
21. Feldpost, Flandern 1914
22. Briefe von Gott
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Am 10. Januar 2012 feierte Liedermacher Gerhard Schöne seinen 60. Geburtstag, und wenige Tage später machte er sich und seinen Fans ein ganz besonderes Geschenk: Das neue Album "Die Lieder der Briefkästen".
 
Schon der Titel dieser neuen CD macht neugierig: Wer kennt (abgesehen von jenen, die von Behörden versandt werden) heute noch Briefe und darüber hinaus vielleicht noch solche, die von Hand geschrieben werden? Im Zeitalter von 140 möglichen Zeichen via Twitter, 160 Zeichen via SMS oder der doch viel schnelleren Mail sind sie fast schon vergessen. Leider... Dies mag sich vielleicht auch Gerhard Schöne gedacht haben, als er die Idee hatte, Briefe bekannter, außergewöhnlicher Menschen als Grundlage für die Lieder dieses Albums zu verwenden. So wird der Hörer beispielsweise Antoine de Saint-Exupéry, Erich Maria Remarque, Julius Fucik oder auch Rosa Luxemburg und Leo Tolstoi begegnen.
 
Sparsam instrumentiert, setzt der Mann der leisen Töne all den Briefen und dem, was zwischen ihren Zeilen geschrieben steht, zunächst Jenen voran, der für's Überbringen schlechter, aber auch guter und erfreulicher Nachrichten zuständig ist: Der Briefträger, der laut Schöne ein Geheimnisträger ist und dem mehr und mehr die Köter hinterher kläffen, während er im Dämmerlicht der Gassen gerade diese Nachrichten an die Empfänger verteilt...
Im "Brief an das Fischlein" wendet sich die werdende Mama, die gerade erst von ihrem Glück erfuhr, auf einer Papierserviette erstmals an das liebe, kleine Wesen und verspricht, ab heute nur noch Kräutertee und das allerbeste Wasser zu trinken, damit sich das Fischlein freue. Gleich im darauf folgenden Song geht es weniger fröhlich zu, Mama Silke schreibt an ihr geliebtes Töchterlein Debora, welches von Jesus zu sich geholt wurde. Wohltuend, dass Gerhard Schöne nicht der Versuchung erliegt, schwierige und ernste Themen ausklammern zu wollen. Auch hier harmonieren Text und musikalische Gestaltung hervorragend.
 
Lene schrieb als Kind an sich selbst, liest es nun, da sie erwachsen ist. Das Erstaunen über die eigenen Zeilen ist groß und ein kleiner Junge, der bei seinem liebsten Lieblingsonkel Ludwig seine Ferien verbringt, wird von ihm angehalten, einen Ferienbrief nach Hause zu schreiben. Gerade beim zuletzt genannten Lied wird deutlich, dass Gerhard Schöne es immer wieder vermag, eine gehörige Prise Humor in seine Lieder und Gedanken zu legen. Auch die Liebe kommt bei den "Liedern der Briefkästen" nicht zu kurz, sei es der Traum von Rosa Luxemburg, den sie ihrem Liebsten Leo Jogiches schildert, wenn Antoine de Saint-Exupéry an seine Mutter "Meine kleine Mama" schreibt, oder auch Adolfine Henriette Vogels poetischer Liebesbrief an Heinrich von Kleist.
 
Zur Melodie "Die Moldau" von Smetana können wir den letzten Brief Julius Fuciks aus dem Gefängnis lesen bzw. hören. "Beim Tüten kleben" - einerseits bedrückend, andererseits jedoch mindestens genau so positiv und hoffnungsvoll. Marie sendet 1916 ihre Zeilen an ihren Mann, den Gefreiten Otto, ins Feld mit dem innigsten Wunsch, er möge sich bald bei ihr melden. Dieser und alle weiteren Briefe kamen ungeöffnet und ungelesen zurück zu ihr, und wieder war es der Briefträger, der diese zutiefst erschütternde Nachricht überbringen musste. Vom "kleinen Frieden" während des ersten Weltkrieges erzählt sehr eindrucksvoll Wilhelms Feldpostbrief aus Flandern im Jahr 1914, den er seiner lieben Mathilde zukommen ließ. Einen musikalisch wie textlich äußerst gelungenen Schlusspunkt des Albums setzen die "Briefe von Gott", die sich wie ein Bogen um das komplette Album spannen.
 
Musikalisch perfekt und abwechslungsreich wird Gerhard Schöne von Stefan Kling (Piano), Wolfgang Musick (Kontrabass) und Karoline Körbel (Drums, Schlagwerk) unterstützt.
"Die Lieder der Briefkästen" wurden von Tobias Morgenstern und Stefan Kling produziert, aufgenommen wurden sie im "audio cue Tonlabor" Berlin von Rainer Robben, für die Vocalaufnahmen sowie den Mix zeichnete Tobias Morgenstern verantwortlich, das Mastering erfolgte in der "Tonscheune" von Rainer Oleak.
Ein sehr hörenswertes Werk, für das man sich etwas Zeit nehmen sollte, um die Schönheit in all ihrer musikalischen und sprachlichen Farbenpracht zu entdecken. Abgerundet wird das ganze mit einem hochwertigen CD-Cover, sämtlichen Songtexten sowie wunderschönen Zeichnungen von Klaus Ensikat, für die sich Gerhard Schöne ausdrücklich bedankt.
 
Mein Fazit: Sehr empfehlenswert! Nicht nur für Freunde der Liedermacherkunst...
(Mike Brettschneider)
 
 

   
   
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