bendzkomensch 20161111 1869064941 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Inhalt:
"Immer noch Mensch"
Tim Bendzko
Columbia/SONY
21. Oktober 2016

1. Beste Version
2. Keine Maschine
3. Reparieren
4. Hinter dem Meer
5. Immer noch Mensch
6. Wie wir sind
7. Leichtsinn
8. Sternenstaub
9. Winter
10. Nicht das Ende
11. Warum ich Lieder singe


Anmerkung: Als Standard-Version (CD), Special
Edition (CD + Buch) und auf Schallplatte erhältlich!





Er ist mir, wie vielen anderen sicher auch, zuerst mit seinem Hit „Nur noch kurz die Welt retten“ aufgefallen, der sich fast ein Jahr in den Charts tummelte. So ganz nebenbei checkt er darin erst 148 und dann sage und schreibe 148.713 Mails. Mit Augenzwinkern: Dies würde ihm im Ernstfall einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde bringen. Diesen „Fleiß“ offenbart er nun im übertragenen Sinn im bereits dritten Album „Immer noch Mensch“.

Tim Bendzko (geboren in Ostberlin) hat mit seinen 31 Jahren schon einen bemerkenswerten Weg hinter sich. Nach Gitarreunterricht im vorjugendlichen Alter und späterem Abitur studierte er fünf Semester an der Freien Universität Berlin Evangelische Theologie und nichtchristliche Religionen. Nach mehreren Jobs bewarb er sich beim Talentwettbewerb „Söhne gesucht“. Das brachte ihm mit den „Söhnen Mannheims“ 2009 einen viel beachteten Auftritt vor 20.000 Zuschauern in der Berliner Waldbühne. 2011 debütierte er mit seiner ersten CD „Wenn Worte meine Sprache wären“. Später erhielt er noch weitere namhafte Musikpreise, die sein Wirken abseits des Mainstream würdigten.

Der Einstieg mit „Beste Version“ legt bereits die Messlatte hoch. Er beschreibt darin mit blumigen Worten, dass er alles, aber auch wirklich alles tut, um „ihr“ nach einem sinnlosen Streit wieder zu gefallen. Ob ihr die beste Optimierung (er spricht von sich, der sich optimieren möchte) gefallen wird, bleibt offen.

In „Keine Maschine“ (der offizielle Videoclip ist am Ende dieser Seite eingebaut) erzählt er von einer Situation, die fast alle schon erlebt haben: Vom „Ausbruch“ aus dem bisherigen Leben, mehr hin zu selbst gestalteten Zielvorgaben. Kraftvolle Worte, die beeindrucken.

Über den Mut zum „über den eigenen Schatten springen“ handelt der Song „Reparieren“. Der Vergleich mit Scherben, die so klein wie Staub sind, müsste jeden aufrütteln, der mit sich und der Welt hadert. Ist es nicht oft so im täglichen Leben, dass sich aus nichtigen Kleinigkeiten vermeintliche Problemberge auftürmen? Dabei haben sich die Scherben längst atomisiert ...

Nach dem „Meer“ mit selbst aufgenommenem Meeresrauschen am Song-Ende bietet sich der sanfte Titelsong „Immer noch Mensch“ an, der wehmütig und mutlos klingt und – nur mit sparsamster Keyboardbegleitung eingespielt – einen doch ratlos zurücklässt.

Ich greife weiter nach dem „Sternenstaub“. Hier geht es um eine Beziehung, die einfach nicht zusammenpassen will, weil jede/r ihre/seine eigene Umlaufbahn hat und man eigentlich nur Sternenstaub ist. Ähnlich ist der „Winter“ strukturiert, der einige originelle Satzschöpfungen enthält, wie z.B. „Adrenalin in Ketten aus Blei“.

Dies sind einige herausgegriffene Beispiele, die mir auffielen. Im Vergleich zu seinen vorangegangenen Veröffentlichungen ließ er elektronische Beats weg. Echtes Schlagzeug und Klavier (meist anstelle von Keyboards) verleihen seinen Songs mehr Authentizität und Dichte, unterstreichen seine Gedankenwelt. Laden mehr zum konzentrierten Zuhören und Nachdenken ein. Tim Bendzko machte mit seiner Band vieles noch mehr selbst als vorher: Neben den Kompositionen samt Texten produzierte er die Scheibe und fotografierte passende Bildeindrücke dazu.

Der Titelsong „Immer noch Mensch“ fordert allerdings geradezu ein Resümee heraus Dort heisst es nämlich u.a.: „Alle Theorien verbrannt, alles läuft aus der Bahn oder im Kreis, Wir sind auf der Suche nach Ecken und Kanten ...“ Genau! Tim Bendzko sollte bei seiner nächsten CD ruhig mehr Kanten, weniger Pathos zeigen und mehr Optimismus zur Schau stellen. Man spürt jedoch, dass er sich seit seinen vorangegangenen Veröffentlichungen weiter entwickelt hat und reifer geworden ist. Ansonsten ist es ein handwerklich sauberes Album mit knapp 40 Minuten Laufzeit geworden, das allerdings schon eine gewisse Langeweile aufkommen lässt, wenn man es in einem Durchgang anhört. Also: Dosieren, dann erschließen sich die Textsequenzen einfach besser. Man findet sicher schnell den persönlichen Favoriten.
(Gerd Müller)



Videoclip:






   
   
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