deangelo2014 20141205 2057225298 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Meisterwerke - Lieder meines Lebens"
Nino de Angelo
Starwatch
5. Dezember 2014

1. Goldener Reiter
2. Vom selben Stern
3. Symphonie
4. Schwanenkönig
5. Wie soll ein Mensch das ertragen
6. Meine Soldaten
7. Wir sind am Leben
8. Tränen lügen nicht
9. Du trägst keine Liebe in Dir
10. Der Spieler
11. Sag es laut
12. Merci, Chérie





Jeder von uns hat seine eigene Top 100 Hitparade im Kopf. Die Geschmäcker sind verschieden und jeder einzelne verbindet mit bestimmten Liedern etwas Persönliches ... etwas ganz Besonderes. Mal sind es Erinnerungen an bestimmte Momente oder Begegnungen, mal sind es die Songinhalte, die einem wie von der Seele geschrieben sind. Es ist quasi der Soundtrack des eigenen Lebens, den man sich über all die Jahre Stück für Stück zusammenstellt. Das hat jetzt auch NINO DE ANGELO getan. Auf seinem neuen Album "Meisterwerke - Lieder meines Lebens" hat er 12 Songs anderer Künstler ausgewählt, die auf ihn und sein Leben passen oder mit denen er Situationen in seinem Leben verbindet.

Ehrlich und offen gibt der Künstler zu, sich im Song "Der goldene Reiter" von JOACHIM WITT wieder zu finden. Aufstieg und Fall - Endstation "Nervenklinik". Nun, ganz so schlimm war es bei DE ANGELO nicht, aber die nicht zu stoppende Talfahrt nach einem steilen Höhenflug hat er auch erlebt. Kein Wunder also, dass dieses Lied eines der 12 Stücke auf dem neuen Album geworden ist. Streicher, ein Synthie-Teppich und eine E-Gitarre sind am Anfang zu hören. Sie leiten das Stück ein und während der Strophen steht das Klavier im Vordergrund. Man erkennt den NDW-Hit nur noch über den Text wieder, aber das neu arrangierte Kleid steht ihm gut. Es ist ein völlig neuer Song entstanden, und dem Original wurde die Geschwindigkeit genommen. Der Hit von einst ist jetzt eine Ballade. Im Mittelteil veredelt ein Violinen-Solo das Lied, das NINO DE ANGELO so singt, als sei es eigens für ihn geschrieben worden (siehe Video am Ende der Seite).
Gleiches gilt auch für den ICH + ICH Song "Vom selben Stern". Man wird unweigerlich an Chris Isaak erinnert, wenn die Nummer startet. Neben dem Gesang steht die Gitarre im Vordergrund. Sie ist das Hauptinstrument, das den Sänger auf seinem Weg durch die Humpe-Komposition begleitet. Erst im zweiten Teil setzt das Schlagzeug ein und auch hier kommt wieder eine Violine zum Einsatz.
Eine Überraschung ist für mich der "Schwanenkönig", der Anfang der 80er von KARAT in einer unsterblichen und zeitlos schönen Version produziert wurde. Eine Akustikgitarre, dazu eine Geige und eine völlig andere Stimmfarbe wie die von Herbert Dreilich ... Man erkennt den Song nicht wieder. NINO DE ANGELO hat ihn in eine ganz andere musikalische Richtung getragen. Seine Version versprüht ein klein wenig diese Lagerfeuerromantik - da würde sie ganz gut hinpassen. Als Steigerung dieses Wohlgefühls sorgt ein Gitarrensolo zum Ende hin für den Gänsehautmoment. Während sich schon andere Musiker an dieser Nummer kräftig einen Buch gehoben haben, präsentiert ihn DE ANGELO spielend leicht und locker auf eine sehr ansprechende Art. Einfach nur klasse!
Dass eine Coverversion besser als das Original werden kann, beweist DE ANGELO im Stück "Meine Soldaten". Der schon im Original sehr beeindruckende Text wird erst durch den Gesang NINO DE ANGELOS und das neue Arrangement zu einem echt guten Lied. Musikalisch perfekt in Szene gesetzt, wird das Stück zusätzlich durch den Gesang zu etwas Großem. Dagegen kann MAXIM, der das Lied im Original gesungen hat, nur verlieren.
Nicht anders verhält es sich beim Michael Holm-Klassiker "Tränen lügen nicht". Wer vom Titel her jetzt eine schmalztropfende Schmachtnummer erwartet, der wird beim Hören eines Besseren belehrt. Mag der Verdacht anfangs noch durch das den Gesang ausschließlich mit Klavier und Streichern untermalende Arrangement untermauert werden, lässt diese Version spätestens ab Minute 2:16 die Kinnladen offen stehen. Mit geballter Kraft und voller Intensität schmettert DE ANGELO den Refrain im letzten Drittel dermaßen kraftvoll, dass es einem förmlich die Schuhe auszieht. Was für eine unglaublich gute Stimme!
Michel van Dyke hat 1999 für die Gruppe ECHT einen Song geschrieben, der - mit wenigen Ausnahmen - fast allein aus all den anderen Liedern dieser Teenie-Kapelle herausragte. "Du trägst keine Liebe in Dir" heißt das Stück, und auch dieses findet sich auf "Meisterwerke" wieder. Erstmals auf dieser Platte muss man feststellen, dass Anspruch und Wirklichkeit etwas weit auseinander liegen. An der Gesangsleistung gibt es hier nichts zu kritisieren, jedoch ist das Arrangement ziemlich ideenlos ausgefallen und reicht leider überhaupt nicht an das Original heran - so mein Empfinden. Im krassen Gegensatz dazu steht dann der letzte Song dieser CD. "Merci Chérie", im Original von Udo Jürgens vorgetragen, ist ebenfalls zu einer NINO DE ANGELO-Nummer geworden. Fast schon bombastisch anmutend knallt der Refrain heraus, den der Sänger mit seiner unverwechselbaren Art gesanglich veredelt. Ein wahrer Paukenschlag zum Abschluss einer wirklich gelungenen CD.

Songs von Silbermond, Phlipp Poisel, Rosenstolz, Achim Reichel und Xavier Naidoo, von NINO DE ANGELO neu und anders in Szene gesetzt, vervollständigen das 12 Stücke umfassende Werk, das der Künstler als "Lieder seines Lebens" überschrieben hat. So gut sie auch gemacht sind, besitzen viele der Lieder auf dem Album das gleiche Strickmuster. Es sind durchweg Balladen geworden. Sie fangen langsam und ruhig an, um sich im Verlauf zu steigern und nach hinten raus mit lauten Tönen und ungezügelt zu enden. Dazu kommt, dass sehr viele der neu aufgenommenen Songs sehr dunkel und melancholisch gehalten sind. Moll-Töne dominieren und lassen den Hörer an einigen Stellen in Schwermut versinken. Man muss schon mental gut beieinander sein, um die CD mit Genuss hören zu können. Mag sein, dass in NINO DE ANGELOs Leben so einiges schief gelaufen ist und dass ihm große und kleine Tragödien im Leben immer wieder einen Schlag in den Nacken versetzt haben, aber mir persönlich fehlen die hellen und freundlichen Momente auf der CD. Das mag aber jeder Hörer für sich entscheiden, denn trotz vieler dunkler Ecken und Winkel ist "Meisterwerke" ein gelungenes und durchaus bemerkenswertes Album geworden. Spannend ist die CD allein schon deshalb, weil keines der Songs nah am Original liegt. Sowohl von der Umsetzung als auch vom Gesang sind hier 12 ganz neue Lieder entstanden, bei denen man teilweise schon sehr genau hinhören muss, um sie wiederzuerkennen. NINO DE ANGELO scheint sich musikalisch neu erfunden zu haben. Er scheint wieder hungrig zu sein, und sein Spaß an der Musik und an den großen Vorlagen ist unüberhörbar. Da steckt eine Menge Kraft und Hingabe drin, die beim Hörer sofort ankommen. Seine Kritiker werden nicht umhin kommen, ihm für die 12 Songs gute Noten auszustellen. Was hier zu hören ist, hat mit 08/15-Popmusik ebenso wenig zu tun, wie mit Schlager. Darum verbieten sich die in den Jahren immer wieder verwendeten Beschreibungen des Künstlers, wie z.B. "Schmusesänger" oder "Kuschel-Barde", von selbst. "Meisterwerke" ist ein Album für Erwachsene, für Musikfreunde, die das Zuhören noch nicht verlernt haben und an Detailverliebtheit bei Arrangements und Texten Spaß haben. Willkommen zurück, NINO DE ANGELO.
(Christian Reder)




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Videoclip:

"Goldener Reiter" (Off. Video)





   
   
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