krumbiegel14 20140410 1204487388 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Ein Mann, sein Klavier und Ihr"
Sebastian Krumbiegel
Große Freiheit
11. April 2014

1. Guten Tag - Hallo
2. Sing einfach mit
3. Freundschaft
4. Liebe und Musik
5. Für einen Blick von Dir
6. Valentinstag
7. Gut-Mensch ärgere Dich nicht
8. Rentner-Republik
9. Der Besuch der alten Dame
10. Mackie Messer
11. Lady Whisky
12. Liebeswalzer





Eine Menge Spaß ...
Die PRINZEN sind längst nicht mehr nur die PRINZEN. Tobias Künzel und Sebastian Krumbiegel, die Köpfe des Quintetts, machen schon seit Jahren neben ihrer Hauptband auch anderweitig Musik. Tobias haben wir oft schon bei Konzerten seines Band-Projekts RUFF AS STONE besucht, ebenso bei Auftritten mit der Kapelle FINAL STAP und auch mit Heinz Rudolf Kunze war er vor Kurzem noch als KuK live unterwegs. Sebastian Krumbiegel hingegen macht schon seit Ende der 90er unter seinem Namen Musik. Mit dem Album "Kamma mache nix" ging's los, und ich empfand es nach seinem Erscheinen als ein sehr gelungenes Album. Das sehe ich auch heute noch so. Seitdem sind einige Liter Wasser die Weiße Elster, Pleiße und Parthe runter geflossen und Krumbiegel ist immer noch auf solistischen Pfaden unterwegs. Seien es seine Solo-Alben, die er veröffentlicht hat (mit dieser CD sind es jetzt fünf), tolle Konzerte, die er gespielt hat (z.B. beim letzten Reriker Liedersommer - wir berichteten darüber), oder auch überraschende und unvorhergesehene Auftritte bei anderen Künstlern (wie z.B. dem "Kurzbesuch" bei Arnd Zeigler und seinem "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs" im WDR Fernsehen, für die er einen eigenen Jingle eingespielt und beigesteuert hat), Sebastian Krumbiegel hält sich und seine Handwerkskunst im Gespräch. Mit dem Album "Ein Mann, sein Klavier und Ihr" erscheint am 11. April sein nunmehr fünftes Soloalbum und auch damit dürfte er bei vielen Leuten wieder auf Gegenliebe stoßen.

Mit "Solo am Klavier" veröffentlichte Sebastian Krumbiegel im Jahre 2012 bereits ein Album, auf dem er sich selbst nur am Klavier begleitete. Stolze 120 Konzerte in nur 15 Monaten, bei denen er seine Songs dem Live-Publikum präsentierte, spielte der Leipziger Musiker nach dessen Veröffentlichung. Das kann sich sehen und hören lassen. Hier begegnete er pro Konzert maximal 150 bis 200 Besucher, und diese Überschaubarkeit im Zuschauerraum war auch absolut so gewollt: "Da wir mit den Prinzen immer noch in großen Hallen spielen, suche ich auf meinen Solo-Tourneen bewusst den intimen Rahmen. Hier genieße ich den unmittelbaren Kontakt mit dem Publikum", sagte er unlängst in einem Interview. Und dies scheint in ihm auch neue Kräfte und Ideen freizusetzen, denn auch während dieser Tour küsste die Muse das ehemalige Mitglied des Thomanerchors und es entstanden weitere neue Lieder. Zuerst wurden diese in seine Konzerte eingeflochten, so dass aus anfänglich 90 Minuten Programm am Ende fast 180 Minuten wurden, und nun kann man diese neuen Werke auch auf CD hören: "Ein Mann, sein Klavier und Ihr". Schon beim Album-Titel wird deutlich gemacht, dass sein Publikum nicht ganz unbeteiligt an der Entstehung des Albums ist. Immerhin entstanden sie nach und vor den Konzerten. Sebastian Krumbiegel will seinem Publikum auf Augenhöre begegnen, denn er ist nicht nur der Sänger, der seine Lieder singt und anschließend einfach geht. Vielmehr nimmt er sein Publikum an die Hand, erzählt ihm Geschichten und holt sich direkt die Reaktion des Publikums ab. Dieser lockere Umgang mit seinen Zuhörern ist auch deutlich in seinen Liedern zu hören, die man jetzt auf der CD "Ein Mann, sein Klavier und Ihr" genießen kann. Der PRINZ nimmt die Hörer mit in seine eigene musikalische Welt, was er sie auch gleich im ersten Lied "Guten Tag - Hallo" wissen lässt. In einer munter am Klavier gespielten Nummer erzählt er singend über die Entstehung dieses Albums und was er damit möchte. Es ist eine musikalische Biographie, die der Künstler da vorträgt und ich kann mir sehr gut vorstellen, wie das Lied bei Live-Konzerten beim Publikum ankommt. Noch offene Fragen könnten mit diesem Lied dann schon beantwortet sein. Es ist durchaus ein Stück, das eine eigene TV-Show mit Krumbiegel als Entertainer eröffnen könnte. Vielleicht denkt der MDR ja mal darüber nach ... Musikalisch erinnert mich diese Musik - und auch bei anderen Songs dieses Albums - an die von Paul Kuhn oder Götz Alsmann. Und dies bitte ich NICHT als Kritik, sondern als Kompliment zu verstehen! Es sind zudem nur Anflüge, die diese Gedanken aufkommen lassen, denn insgesamt stellen die Songs schon ein großes Alleinstellungsmerkmal für seinen Künstler dar.
Einen Ausflug zu den PRINZEN gibt es im Lied "Sing einfach mit", das mit seinem Inhalt und dem eingesetzten Chor-Gesang eindeutig in Richtung seiner Band und deren Musik tendiert. Der Song ist eine direkte Aufforderung ans Publikum, einfach mitzusingen. Aber das sagt der Name des Songs ja auch schon aus. Keine versteckte Botschaft also, sondern die Übertragung der eigenen Lust am Gesang auf seine Zuhörer - egal ob im Konzert oder daheim im Wohnzimmer.
Auch der Song "Freundschaft" braucht kein "um-die-Ecke-Denken", denn es ist schlicht und ergreifend eine Hymne an die Freundschaft. Besonders gut gefällt mir das Bild mit dem Tandem, das Krumbiegel zur Beschreibung verwendet, auf dem man alleine sitzt, mit dem man zwar voran kommt, aber dies nur sehr beschwerlich. Besser kann man eine Freundschaft eigentlich nicht beschreiben. Überhaupt gelingt es Krumbiegel seine Geschichten ganz wunderbar zu erzählen. Er versteht es sehr gut, dem Hörer die passenden Bilder zu seinen Liedern in die Köpfe zu malen. Dieser Kunst begegnet man auf der CD sehr oft.
Der Song "Valentinstag", der witziger Weise auch im Februar d.J. pünktlich zum "Valentinstag" erschien, stellt eine Mischung aus Kritik mit einer gehörigen Portion Humor dar. Eigentlich ist es ja ein Tag der Verliebten, zumindest ist die offizielle Lesart so. Allerdings passiert dem Lied-Ich an eben diesem Tag das komplette Gegenteil. Eine Trennung setzt der Beziehung ein jähes Ende, und lässt den einen Teil des Pärchens leicht verstimmt zurück. Grund genug für die Feststellung, dass der "Valentinstag" ja eine Erfindung der Blumenindustrie und obendrein auch noch aus Amerika kommt, "genauso wie Helloween". Ein schöner Vergleich ;-)
Neben neun eigenen Songs, die Sebastian Krumbiegel zwischen Jazz, Chanson und Lied angelegt hat, befinden sich auf dem Album auch drei Fremdtitel. So wird dem großen Kurt Weill mit einer eigenen Version von "Meckie Messer" ein Denkmal gesetzt, aber auch dem Musiker-Kollegen Udo Lindenberg mit einer eigenen Version des Songs "Lady Whisky" die Ehre erwiesen. Dass den Leipziger Musiker mit Udo Lindenberg mehr verbindet, als dass er Fan von ihm ist, wissen wir ja schon aus der Anfangszeit der Prinzen, als sich die Wege mit Udo bereits kreuzten. Dem nicht ganz leichten Thema in "Lady Whisky" verleiht Krumbiegel mit seinem Klavierspiel das passende und unter die Haut gehende Arrangement. Die dabei erzeugte Stimmung fesselt einen als Hörer förmlich an das Lied Lindenbergs. Eines von vielen Highlights auf dieser CD! Das Album abgeschlossen hat der Künstler mit einem Song der Gruppe SILLY, "Liebeswalzer". Kennt man es im Original als treibenden und elektronischen Song im 80er-typischen New Wave-Stil, hat Sebastian Krumbiegel daraus eine ruhige, ja fast schon andächtige Nummer gemacht, die durch Uwe Hassbeckers Dobro-Spiel exzellent gewürzt und veredelt wurde. Ich bin bei Coverversionen nicht leicht zu überzeugen, aber dieses Stück ist keine Coverversion. Krumbiegel hat das Lied zu seinem eigenen gemacht, wie man so schön sagt, aber treffender kann man das nicht beschreiben. Der Sänger hat den Song ganz sacht arrangiert, und damit in ein ganz anderes Licht gestellt. Wer so behutsam mit einem Original umgeht, es in eine ganz andere Stimmung versetzen kann und es hör- und fühlbar respektiert - vielleicht sogar liebt -, der hat großen Respekt verdient. Bemerkenswert!

"Ein Mann, sein Klavier und Ihr" ist eigentlich eine Mogelpackung. Da ist ja noch viel mehr zu hören, als nur der Sänger und sein Instrument. Aber der Titel des Albums macht schon Lust, sich das Programm einmal live anzuhören. Diese Lust wird beim Hören der CD noch gesteigert. So ganz von den PRINZEN kann Krumbiegel aber wohl auch auf seiner Solo-Scheibe nicht lassen. Wie auch, ist die Band schließlich ein großes Stück seines Lebens. "Sing einfach mit", "Liebe und Musik" und "Für einen Blick von Dir" könnten gut und gerne auch auf einem PRINZEN-Album zu finden sein. Manchmal ist beim Umgang mit Chorgesang weniger wirklich mehr, zumal dieser bei der Live-Umsetzung sicher auch nicht zu hören sein dürfte. Nicht dass diese "Beigabe" stören würde, aber es verwässert dann doch ein bisschen die Idee, die eigentlich hinter diesem Album steckt, nämlich dass Krumbiegel ganz pur zum Klavier zu hören ist. Meiner Meinung nach hätten die Songs auch ohne den Chor funktioniert. Wie dem auch sei ... Der Sänger schlägt mal nachdenkliche Töne an, aber oft regiert auch der Humor seine Lieder. Krumbiegels Wortwitz und seine Kunst, gesungene Geschichten in Bilder zu verwandeln, sind die größten Stärken des Leipziger Ex-Thomaners. Ich hatte mit der CD eine Menge Spaß, und das sicher nicht um letzten Mal.
(Christian Reder)




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Videoclip:

"Freundschaft"





   
   
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