1991 - Die Accept-Schocks (Udo-Rauswurf, schlechtes Album, Verschwinden in der Versenkung) waren langsam aber stetig abgeklungen und anderen Ereignissen (wie der friedlichen Revolution in der DDR und allem, was daraus folgte - damals noch überwiegend positive Gefühle) gewichen. Und es gab ja noch U.D.O., die Band von Udo Dirkschneider, die sich inzwischen mit drei durchweg guten Veröffentlichungen etabliert hatte. "Animal House" (gefühlt und faktisch ein Accept-Album, nur mit anderen Musikern), "Mean Machine" (erdiger und rauher als Accept) und "Faceless World" (experimentell, trotzdem eingängig und mit variablerem Gesang) hatten die Wogen geglättet und die Lücke, die Accept hinterließen, fast ganz geschlossen. Trotzdem wurde die Teutonen-Legende noch immer vermißt und daraus folgend Udos Band, die inzwischen auch über ein stabiles Line-up verfügte, mit ihr verglichen. Zumal unterdessen auch Stefan Kaufmann, ehemaliger Schlagzeuger von Accept, mit von der Partie war und U.D.O. als Songschreiber und Produzent zur Seite stand. Doch Udo wurde nicht müde, sein aktuelles Projekt von seiner ehemaligen Truppe abzunabeln und darauf zu bestehen, daß es als eigenständig und unabhängig zu sehen sei. Wie gesagt - faktisch war dieser Schritt bereits vollzogen und die Gruppe schickte sich nun an, ihn endgültig zu untermauern.
Noch heute fragen wir uns manchmal, was aus U.D.O. hätte werden können, wenn die Band an dieser Stelle kontinuierlich weitergemacht hätte. Doch das bleibt Spekulation. Udo schloß sich der Reunion seiner früheren Gruppe an, die nach einer gewissen Anfangseuphorie in alte Fehler zurückfiel und sich damit selbst ins musikalische Abseits beförderte. Und damit stand auch U.D.O. - nach vier Jahren Accept-Intermezzo neu formiert - wieder ganz am Anfang und mußte sich neu orientieren. Und auch, wenn die Band inzwischen acht weitere starke Alben im Gepäck hat und erfolgreich weltweit tourt, wird sie das Flair von "Timebomb" nie wieder einfangen können. Und das ist schon ein bißchen schade... (kf) Mathias „Don“ Dieth über „Timebomb“ : Nun, das ist lange her. Ich erinnere mich an drei zottelige Gestalten und einen Sänger, die im Jahre 1991 extrem zornig und frustriert waren. Der „klassische“ europäische Heavy Metal, wie ich ihn kannte und liebte, war in den letzten Zügen. In Amerika tanzte MC Hammer durch die Charts. In der Rockmusik tauchten plötzlich ziegenbärtige Kotelettenträger mit Holzfällerhemden auf. Die neuen Helden hießen Nirvana und Pearl Jam. Damit konnte ich nichts anfangen, für mich war (und ist) Nirvana eine Zumutung. Die Songs für „Timebomb“ entstanden aus dieser Haltung heraus und ich muss sagen, sie haben bis heute ihren Reiz. Sie sind sauber produziert, technisch auf höchstem Niveau und die meisten „knallen“ heute noch, wie ich finde. Dennoch: Wir waren, wie viele andere, Dinosaurier eines aussterbenden „Spirits“ und es war für mich nach „Timebomb“ an der Zeit, die Sache zu beenden. Ich freue mich aber, dass Udo es geschafft hat, am Ball zu bleiben und heute noch mit U.D.O. im Geschäft ist. |