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Ein Konzertbericht mit Fotos von Patrick Baumbach
 



Die Ereignisse der letzten Monate

Sonntag, 2. Oktober 2022:
Es war ein recht schöner Oktobertag in der Oberlausitz. In Zittau wurde das Landeserntedankfest ausgerichtet. In der wunderschönen Altstadt standen überall Stände, bunte Buden und kleine Bühnen. Bedingt durch das lange Feiertagswochenende nahm ich die knapp 600 Kilometer lange Anreise in Kauf, denn als Höhepunkt des Festes war die Gruppe KARAT angekündigt. Ich war ziemlich früh in Zittau und konnte sogar noch zeitig am Vormittag den Soundcheck der Band erleben. Am Abend folgte dann der Auftritt; ein super Konzert und Begeisterung im ganzen Publikum (es war echt voll)! Nach der letzten Zugabe passierte dann etwas Ungewöhnliches: zunächst warf Michael Schwandt seine Drumsticks ins Publikum, es folgten seine kleinen Plüschtiere, die sonst immer auf dem Drumkit saßen. Zuletzt nahm er seine markante Bühnenjacke ab und gab sie ins Publikum (ja, ich habe sie bekommen). Erstmal Freude! Ein tolles Konzert, begeistertes Publikum … dann am Abend noch etwas Nachdenken über das Geschehene und irgendwie wurde mir langsam bewusst, dass dieses Konzert Michael Schwandts Abschiedsvorstellung gewesen sein könnte.



Geschichte: KARAT mit Micha und Christian (Foto: Reinhard Baer)



Bei Karat ging es indes weiter. Der sympathische Drummer Ronny Dehn hatte - wie in den letzten fünf Jahren öfter - die "Urlaubsvertretung" für Micha übernommen. Drei Wochen nach Zittau sah ich KARAT an einem sehr sommerlichen Oktoberabend unweit von Düsseldorf erneut; für mich das letzte Mal mit dem alt angestammten Bassgitarristen Christian Liebig. Bisher war nichts offiziell; weder der Ausstieg von Micha, noch der bevorstehende Ausstieg Christian Liebigs.

Sonntag, 1. Januar 2023:
Der Sekt war nicht mal ausgetrunken, da schaue ich aufs Handy und sehe eine Nachricht: "Neues von Karat. Das Leben wird oft bestimmt durch Veränderungen …". Das war schon erst einmal wie ein Donnerschlag. Die Band erklärte immerhin, dass die Nachfolge geklärt sei, und die neuen Musiker im März vorgestellt werden würden. In den kommenden Tagen und Wochen munkelte man im Netz über Differenzen zwischen den Musikern, die Spekulationen häuften sich. Auch Ed Swillms, der alte Mastermind und Komponist der Band schaltete sich besorgt ein. In den sozialen Medien schaukelten sich die Meinungen hoch, sogar Fans zerstritten sich. Die Band selbst kommentierte die Neuformierung aber nicht weiter. Dann herrschte ziemlich lang Funkstille.

Mittwoch, 12. April 2023
Bei Facebook ploppte auf dem Profil von KARAT eine Nachricht auf: "Jetzt ist es endlich soweit, Karat startet in die Konzertsaison 2023 …". KARAT stellte die neuen Musiker vor, am Schlagzeug Heiko Jung, am Bass Daniel Bätge. Es war eine Nachricht, auf die viele Fans gewartet hatten, denn das erste Konzert in Stendal stand ja kurz bevor.

Zwei neue Gesichter also. Wenn man die Band so häufig live gesehen hat, ist das auf jeden Fall eine Umstellung. Die Noten sind die gleichen, der individuelle Stil wird dennoch anders sein. Wird es musikalisch passen? Werde ich mich nach hunderten Konzerten mit Michael Schwandt und Christian Liebig an die neuen Musiker "gewöhnen"? All das sind Fragen, die einem dann im Kopf herumschwirren. Letztlich bleibt es aber doch die Musik, die ich liebe und die mich so oft hunderte Kilometer auf die Autobahn getrieben hat, um die Band live zu sehen. Also fuhr ich am Freitag, den 21.04.2023 durchaus etwas skeptisch, aber auch sehr neugierig nach Stendal.
 


Das Konzert

Freitag, 21. April 2023
Pünktlich um 20:00 Uhr betrat die Band unter Applaus die Bühne der bis auf den letzten Platz besetzten Turnhalle. Los ging es druckvoll mit den "Gefährten des Sturmwinds", das nun schon seit einigen Jahren nicht mehr im Programm war. Es folgten das wuchtige "Die sieben Wunder der Welt" und eine ziemlich schmissige Version von "Tanz mit mir", dann begrüßte Claudius das Publikum und stellte die neuen Kollegen Heiko Jung und Daniel Bätge vor, die mit lautstarkem Beifall bedacht wurden. Mit "… und der Mond schien rot" folgte im lässigen 6/8-Takt ein weiterer Song aus dem 1984er Album "Die sieben Wunder der Welt". "Jede Stunde" war als nächstes an der Reihe, ein Titel, den viele mitsingen konnten und der am Ende in einem schönen Duell zwischen Mundharmonika und Gitarre mündete. Etwas ruhiger wurde es dann mit dem "Schwanenkönig", bevor der Mond mit der Hand berührt wurde. Bei den "Marionetten" wurden dann die Puppen aus Holz lebendig. Der rhythmisch sehr verspielte "Gewitterregen" ging nahtlos in den "Albatros" über, jenem grandiosen 8-Minuten-Meisterwerk. Im instrumentalen Mittelteil konnte Daniel Bätge seinen Bass erstmals prominent in Szene setzen. Dann wurde es wieder ruhiger, denn es folgte das Instrumentalstück "Musik zu einem nichtexistierenden Film", bei dem Bernd Römer eine wundervolle Melodie auf seiner Gitarre spielt, nur begleitet von den Streicherklängen aus dem Keyboard. Danach wurde das "Magische Licht" angeknipst, wie schon in den letzten Jahren in der Akustik-Version. Nun war Zeit für Herberts Lied: "Mich zwingt keiner auf die Knie". Natürlich vergaß Claudius dabei nicht, an seinen Vater zu erinnern.


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Neues Personal: Heiko Jung am Schlagzeug und Daniel Bätge am Bass (Foto: Baumbach)



Nach diesem eher ruhigen Konzertteil wurde es mit den "Blumen aus Eis", "In deiner Galerie" und dem "Narrenschiff" wieder deutlich rockiger und die Band konnte mit Volldampf aufs Gaspedal treten. Im Mittelteil des letzten Titels kam natürlich auch das sehr schöne Bass-Solo, das Neuzugang Daniel Bätge mit Bravour meisterte. Auch das Publikum hielt es nun nicht mehr auf den Stühlen und die Fans drängten vor die Bühne. Nun folgte einer der größten Klassiker dieser Band: "Der blaue Planet". Ein Titel, der wahre Begeisterungsstürme im Publikum auslöste. Danach sagte Claudius die "Sieben Brücken" an, die natürlich bei keinem KARAT-Konzert fehlen. Unter großem Applaus verneigte sich die Band vorm Publikum, konnte durch die lauten Zugabe-Rufe aber natürlich noch nicht gehen. Erste Zugabe: "Weitergeh'n", der Titelsong vom 2010er Album.

Dann hatte die Band eine tolle Überraschung parat; einen neuen Song! Es war quasi schon ein kleiner Vorgeschmack auf das Album, das 2025 zum 50-jährigen Bandjubiläum erscheinen soll. Es handelt sich bei diesem Song (leider hat Claudius den Namen des Titels nicht genannt) um einen druckvollen Reggae, der sehr schöne Gitarreneinlagen von Bernd beinhaltet. Die Melodie erinnert mich indes an eine bestimmte, ganz markante Sequenz aus "I shot the sherrif". Kurz gesagt, ich denke, das war eine sehr gelungene Überraschung; ich finde den Song richtig toll. Mit dem neuen Song hat die Band schon einen Wunsch vorweggenommen, den ich für mich persönlich für die Zukunft der Band formuliert hatte. Denn neue Musik ist einfach notwendig, wenn man nicht nur seine eigene Coverband sein will. Das letzte Lied an diesem Abend war dann der "König der Welt", mit Sicherheit eins der schönsten KARAT-Lieder, das den Abend emotional beschloss. Unter großem Beifall verließ die Band die Bühne. Gerade die neuen Musiker sahen sehr glücklich aus. Daniel Bätge erwähnte auf der Bühne noch mit einem kleinen Augenzwinkern, dass das "Krasseste und Härteste" gewesen wäre, was er bisher in seinem Leben gemacht hätte.

Insgesamt muss ich sagen, dass musikalisch alles gut funktioniert hat. Daniels Bühnenpräsenz war noch etwas zurückhaltend, aber er macht einen sehr sympathischen Eindruck und geht in der Musik total auf. Das Gleiche gilt auch für Heiko Jung. Heiko bringt seinen eigenen Stil ein und versucht weniger, Michael Schwandt zu kopieren. Er trommelt meiner Meinung nach etwas "verspielter" (z.B. setzt er die Tomtoms anders ein und "würzt" den Rhythmus damit etwas an), aber druckvoll und sehr passend. Wer die Musik von KARAT live hören will, kann also bedenkenlos zu der neuen Besetzung gehen. Nach wie vor bekommt man als Fan und Hörer eine musikalisch tolle Show geboten. In den kommenden Monaten stehen sehr viele Konzerte in ganz Deutschland auf dem Plan und man wird sich mit der Zeit an die neuen Gesichter gewöhnen. In Stendal war das Publikum jedenfalls begeistert!



Termine:
• 29.04.2023 - Offenbach - Capitol
• 30.04.2023 - Saarbrücken - Saarlandhalle
• 05.05.2023 - Ilmenau - Festhalle
• 06.05.2023 - Merkers - Erlebnis-Bergwerk
• 07.05.2023 - Köln - Tanzbrunnen
• 12.05.2023 - Wolfsburg - Volksfest
• 20.05.2023 - Magdeburg - Seebühne Elbenaupark

Alle Angaben ohne Gewähr. Nähere Infos auf der bandeigenen Homepage.
 

Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von KARAT: HIER klicken






 

   
   
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