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Ein Bericht von Dajana Prosser-Gehn mit Fotos von Bodo
Kubatzki
(1) und Dajana Prosser-Gehn (alle Live-Fotos)



Als Konzertliebhaber fährt man überall hin, wo man seine Leidenschaft ausleben kann. In den letzten Jahren haben sich bei mir dabei zwei Event-Locations heraus kristallisiert, die ich regelmäßig aufsuche: Das "Neu-Helgoland" (Berlin) sowie das "Studio 7" (Zepernick/Panketal). Was für ein großes Glück, dass die beiden Ausnahmekünstler Manuel Schmid und Marek Arnold an einem Wochenende im Januar in genau diesen auftreten würden. Für mich war sofort klar: Karten kaufen und ab geht´s.

Manuel Schmid ist ein sehr charismatischer Sänger. Er hat das Talent, anspruchsvolle Texte mit einer faszinierenden Leichtigkeit vorzutragen. Manuel singt sie mit so viel Leidenschaft - ein unglaublich guter Sänger und dabei so bescheiden und bodenständig. Marek Arnold und er sind wahre Multitalente - Gesang, Klavier, Klarinette, Saxophon … dazu Produzenten, Texter sowie Tontechniker. Wahrscheinlich habe ich bei meiner Aufzählung noch was vergessen.


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Am 14. Januar 2023 starteten Manuel und Marek ihre Tour im "Neu-Helgoland". Eine außergewöhnliche Location, versteckt in einem Wald. Von der Straße nicht zu erahnen, dass dort noch irgendwas kommen könnte. Bei meinem ersten Besuch dachte ich, ich fahre ins Nichts und auf einmal taucht in der Ferne ein großes Anwesen auf - direkt an der Müggelspree. Die glitzernde Wasseroberfläche spiegelte sich auf dem "Neu-Helgoland" wider. Ein besonderer Ort, wo viele Konzerte von Künstlern aus unserer Jugend stattfinden. Deshalb erstaunt es nicht, dass es immer sehr gut besucht und meistens auch ausverkauft ist.

Wie nicht anders gewohnt, betraten Manuel Schmid und Marek Arnold pünktlich die Bühne. Bei ihnen gibt es das berühmte "akademische Viertel" irgendwie gar nicht. Sofort lauschte jeder im Saal dieser phantastischen Stimme von Manuel sowie dem einzigartigen Spiel von Marek. Gemeinsam sind sie ein wahres Dreamteam. Mit "10 Milliarden Sterne" erklang das Lied, welches sie vierhändig am Keyboard spielten. Man weiß gar nicht, auf was man eigentlich besonders achten soll: Der Gesang ist großartig, das Instrumentenspiel unglaublich und dazu kommt noch das große Gemeinsame der beiden auf der Bühne. Für den Beobachter und Zuhörer vor der Bühne eine Herausforderung, alles zu erfassen und insgesamt sehr faszinierend.

Manuel Schmid begrüßte dann das Publikum und gab gleich einen Ausblick auf das, was wir an diesem Abend erwarten durften. Im ersten Teil sollten die Titel aus den 10 Jahren erklingen, in denen Marek und er bereits zusammenarbeiten, sowie Frühkompositionen von Manuel selbst. Für den zweiten Teil gab es auch einen Ausblick, und hier durften wir uns dann auf die Lieder unserer Herzen freuen, was anfangs Raum für reichlich Spekulationen ließ. Aber irgendwie fühlte man, dass es Songs aus unserer Jugend sein würden.


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Ein erstaunliches Repertoire, welches sich bei diesem Duo über die Jahre ansammelte. Sie verfügen über eine Kreativität, die sie eint, sie bis heute nicht loslässt und irgendwie unerschöpflich zu sein scheint. "Worte sind wie Bilder" oder "Unser kleines Glück" erklangen. Traumhafte Harmonien und eine professionelle Performance. Weiter ging es mit einem Lied, geschrieben von einem damals 13-jährigen Manuel. Heute muss er über die eine oder andere Textzeile schmunzeln. In seiner Jugend unternahm er Abendspaziergänge und sah die Lichter der Straßenlaternen, die ihm eine gewisse Geborgenheit gaben. Dies bildete er in dem Lied "Die Lichter meiner Stadt" ab. Als Zuhörer achtete man nun besonders genau auf den Text.

Das neue Album "Ziele", aus dem so einige Lieder des Abends stammen, entstand zu Pandemiezeiten. Der Song "Ein Leben lang" war ihnen eine Herzensangelegenheit - ein Lied zum Thema Beziehungen. Mehr wurde nur im Text verraten. Im ersten Teil des Konzertes sprangen Manuel Schmid und Marek Arnold mit einer rasenden Geschwindigkeit zwischen älteren und neueren Songs aus ihrem Fundus hin und her. Auf einmal hörten wir den Namen Andreas Hähle und vielen wurde ein wenig schwer ums Herz. "Das Paradies" erklang. Andreas Hähle schrieb den Text und holte das Paradies auf eine menschliche Ebene. Es ist schön zu erleben, wie man in eine musikalische Welt reist und die Herzen der Menschen geöffnet werden, die bislang verschlossen waren. Und "Das Paradies" ist genau solch ein Song, der das vermag. Und so ist dann auch Andreas Hähle immer noch bei uns.

Manuel sinnierte, dass in der Musik alles mit dem Blues beginnt, und schaute belustigt zu Marek, der dem Blues gar nichts abgewinnen kann. Kurt Demmler schrieb für Manuel Schmid "He Blues verlass mich", zu finden auf seinem ersten Album "Leben" von 2009. Lächelnd meinte Manuel, dass der Blues Marek gar nicht verlassen kann, weil er da noch nicht angekommen sei. Aber er versprach Marek so lange bluesige Songs zu spielen, bis er sie mag. Mareks Mimik verriet, dass Manuel so alt gar nicht werden kann. Trotzdem gab er sein Bestes und es wurde sehr bluesig.


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Ein erneuter Schwenk in die Neuzeit folgte. Joachim Krause ist ein Texter, den ich bisher noch gar nicht kannte und der 1980 den Song "Am Abend mancher Tage" für die Gruppe LIFT schrieb. Er schrieb für Manuel und Marek im vergangenen Jahr auch ein Lied. Es ist sein erstes nach 42 Jahren Schaffenspause und behandelt ein bewegendes Thema: Depressionen. Aber es geht auch um den Mut, dagegen anzugehen. Ein Lied, das die beiden noch nie live spielten: "Der fremde Strand". Vor der Pause, die erst nach knapp 90 Minuten erfolgte, durften wir noch "Doch dann dreht sich die Welt", "Seelenlieder" (sehr emotional) sowie "Ankunft" (Abschlusslied der aktuellen CD) genießen. Es kam eine wahrhaft kurze Pause von lediglich 10 Minuten, dann zog es die Musiker wieder zurück an ihren Arbeitsplatz.

Im zweiten Teil kamen schließlich die versprochenen Herzenslieder, aber die im ersten Teil vorgetragenen Stücke kann man gut und gerne auch zu dieser Kategorie zählen. Der Unterschied ist jedoch, dass die nun folgenden Stücke bereits von anderen Kolleginnen und Kollegen gesungen wurden und nicht aus der Feder des hier live spielenden Duos stammen. Und so spielten Manuel Schmid und Marek Arnold von Veronika Fischer "Goldene Brücken", von der Horst-Krüger-Band "Die Tagesreise" oder auch Songs von KARAT wie "Hab' den Mond mit der Hand berührt" und "Albatros". Ein weiteres bewegendes Highlight an diesem Abend: Zu Ehren von Christiane Ufholz sowie Stephan Trepte spielten sie "Komm doch einfach mit". Stephan Trepte starb bereits vor 2 ½ Jahren, aber erst am Neujahrstag verließ uns die wunderbare Christiane Ufholz, und das fühlt sich immer noch so unwirklich an. Nun durften wir im "Neu-Helgoland" dieses Lied hören. Keins der bekannteren, aber eins, welches uns direkt ans Herz ging.


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Nach über zwei Stunden mussten Manuel und Marek den Abend langsam ausklingen lassen. Irgendwie wollten das die Künstler nicht - und das Publikum schon gar nicht. Darum ließen sich die beiden auch nicht lange bitten und es ging mit den Zugaben "Der Clown" (Neumis Rock Circus) und "Raum der Illusionen" weiter. Dann war aber Schluss, oder? Weit gefehlt, das Publikum stand auf und klatschte frenetisch Beifall. So konnte man unmöglich von der Bühne gehen. Also ging es weiter mit "Das Ende vom Lied". Man merkte förmlich, dass Manuel und Marek gerne weiter gespielt hätten, aber irgendwann musste dann doch Schluss sein. Leider.

Ich fuhr danach heute gleich weiter ins "Studio 7" nach Panketal, um sie wieder live erleben und genießen zu können. Hier stand nämlich nur einen Tag später das zweite Konzert dieser zwei großartigen Ausnahmekünstler unserer Zeit innerhalb von zwei Tagen an. Als Konzertliebhaber kann man sowas ruhig mal machen …



Termine:

Manuel Schmid und Marek Arnold
• 11.03.2023 - Oederan - Tenne
• 18.03.2023 - Pirna - Q24
• 25.03.2023 - Mühlhausen - Kulturfabrik

Alle Angaben ohne Gewähr!









   
   
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