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Ein Bericht mit Fotos von Bodo Kubatzki




Am Vorabend seines 70. Geburtstags feiert Schlagzeuglegende Stewart Copeland auf der sogenannten Schwimmenden Wiese am wunderschönen Schweriner Schloss die Europa-Premiere seiner Show "Police Deranged for Orchestra". Unterstützt wird er dabei von einer Band, drei Sängerinnen und der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin.

Schlagzeuger und Komponist Copeland hat sich nach der Auflösung der einstigen New Wave Band THE POLICE als Musiker und Komponist eine eigene Identität geschaffen. Bereits in den 80er Jahren, als er noch bei THE POLICE trommelte, widmete sich der umtriebige Musiker anderen Genres, wie Film-, Ballett- und Konzertmusik, schrieb selbst Opern. Seine neueste Oper "Electric Saint" wurde im September 2021 am Nationaltheater Weimar uraufgeführt. Bei all seinen jetzigen Aktivitäten lässt ihn die Zeit jedoch nicht los, als er gemeinsam mit Sting und Andy Summers Erfolge feierte. Zu stark ist die Anziehungskraft der Musik, die ihm und seinen beiden Mitmusikern vor nunmehr über 40 Jahren zu Weltruhm verhalf. Allerdings ist Copeland nicht der Erste der Drei, der versucht, POLICE-Songs symphonisch umzusetzen. Sein Ex-Kollege Sting beschritt diesen Weg bereits 2010 mit seiner Symphonicities Tour und einem dazugehörigen Album. Während Sting sich damals vorrangig auf sein Solomaterial konzentrierte und nur einige Songs aus dem POLICE-Katalog verwendete, konzentriert sich Copeland ausschließlich auf Material von THE POLICE, von einer Ausnahme mal abgesehen. Doch dazu später mehr.


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Auf der Schwimmenden Wiese im Schweriner Schlossgarten finden in diesem Jahr die Schlossfestspiele des Mecklenburgischen Staatstheaters statt. Carmina Burana, Beethovens IX., Shakespeare und vieles mehr bieten die sechs Ensembles des Theaters in diesem Sommer. Den Generalintendanten des Staatstheaters erfüllt es mit Stolz, dass es ihm gelungen ist, Stewart Copeland mit seiner Show für zwei Konzerte nach Schwerin zu holen, ganz besonders, weil der Musiker in Schwerin seinen 70. Geburtstag feiern wird. Bei wenig sommerlichen Temperaturen ist das Konzert am Freitagabend gut besucht. Die vorderen Reihen, direkt an der Bühne, sind komplett besetzt, als der Beginn der Show angekündigt wird. In den hinteren Reihen gibt es hingegen noch freie Plätze. Viele Gäste nutzten das kostengünstige Platzangebot im sogenannten Picknick-Bereich, haben Decken, Klappstühle und Picknickkörbe dabei, und genießen die Show auf ihre ganz persönliche Weise.

a 20220722 1729896074Orchester, Band und Sängerinnen haben ihre Plätze eingenommen, als der strahlende Star des Abends auf die Bühne kommt und sein Publikum in gebrochenem Deutsch begrüßt. Der Opener "Demolition Man" in neuem Gewand klingt überhaupt nicht fremd. Melodie und Rhythmus des Stücks wurden beibehalten. Die Band groovt im leichten Reggea-Rhythmus, die drei Soul-Sängerinnen überzeugen mit ihren warmen Stimmen und die Mecklenburgische Staatskapelle beweist von Beginn an, dass sie sich auch im Crossover zuhause fühlt. "King Of Pain" und der Klassiker "Roxanne" schließen sich an. Copeland hat zum Teil recht ausgeklügelte Intros für die orchestrale Umsetzung der POLICE-Songs gezaubert, wie gerade eben bei "Roxanne" oder später bei "Every Breath You Take". In seinen Arrangements arbeitet Copeland gelegentlich mit Dissonanzen in den Orchesterparts oder verändert die rhythmische Struktur der Songs. Doch die Melodien hat man im Ohr und erkennt sie wieder.

Auf der Bühne zeigt sich Copeland als hervorragender Schlagzeuger, der den Songs mit seinem Spiel einen gehörigen Groove verleiht. Immerhin gilt er als einer der besten Rock-Schlagzeuger weltweit. Der Rolling Stone listete ihn 2016 auf Rang zehn der hundert besten Schlagzeuger aller Zeiten. Und er ist ein begnadeter Entertainer und Show-Man. Mit seiner äußerst sympathischen Art moderiert er die Show und erzählt Anekdoten aus der gemeinsamen Zeit mit Sting und Andy Summers. Bei seiner eigenen Komposition "The Equaliser Busy Equalising", umarrangiert für Orchester, überlässt er sein Schlagzeug dem Dirigenten des Orchesters, Troy Miller. Während Miller die Felle und Becken gekonnt bearbeitet, schwingt Copeland clownesk und ausgelassen einen Drum-Stick als Dirigentenstab vor der Mecklenburgischen Staatskapelle. Auch der Job als Dirigent steht ihm gut.


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Im zweiten Teil der Show erleben wir Mr. Copeland dann an der E-Gitarre. Bei dem Song "The Bed's Too Big Without You" tobt er wild über die Bühne, dreht mit der Gitarre Pirouetten. Ein paar Show-Einlagen gehören eben dazu. An Copelands Seite stehen an diesem Abend hochkarätige Musiker, die im Laufe der Show Gelegenheit erhalten, mit solistischen Parts ihr Können zu zeigen. Der Gitarrist Gianni Rojatti zählt zu den bedeutendsten italienischen Gitarristen in der Rock- und Instrumentalmusik. Er kann auf eine Zusammenarbeit mit diversen Größen der Rock-Szene zurückblicken. Bassist Armand Sabal-Lecco spielte schon in den Bands von Ringo Starr und Jeff Beck. Auch die drei Sängerinnen Ashley Támar Davis, Carmel Helene und Amy Keys arbeiteten schon für Stars wie Prince, Michael Bolton, Sheryl Crow, Ringo Starr, Phil Collins oder die Band TOTO. Alle Beteiligten lassen das Konzert mit der fantastischen Musik von THE POLICE im orchestralen Gewand zu einem Vergnügen für Ohr, Herz und Geist werden.

Das Stück "Every Little Thing She Does Magic" bildet das fulminante Finale der Show, zu dem Copeland sein Publikum auffordert, an die Bühne zu kommen. Jetzt wird getanzt und mitgesungen, was bei den frischen Temperaturen gut tut. Die knapp hundert Minuten Musik von THE POLICE sind schließlich wie im Fluge vergangen. Das hieß, hundert Minuten in Erinnerungen zu schwelgen, Erinnerungen an eine Musik, die in den späten 70er/frühen 80er Jahren als New Wave bekannt wurde.



Die Songs des Abends:
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