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000 20220712 1524678289Rock-Musik-Messe
Ein Konzertbericht von Roland A. Koch und
Marvin Brauer mit Fotos von Karla Kotzsch



Eine kleine Vorgeschichte
Die diesjährige Festival-Saison anspruchsvoller Rock-Musik wird planmäßig, diesmal wie gewohnt Mitte April, in der Kathedrale des Prog in Reichenbach im Vogtland eröffnet. Christa, Marita, Marvin, Wolle und ich freuen uns seit Wochen, sind ausgehungert nach schöner Live-Musik, nach lächelnden Gesichtern, nach Umarmungen und Freude. Das ist in dieser düsteren Zeit sehr nötig. Und es ist nun Jubiläum, immerhin schon das zehnte Mal, dass diese großartige Veranstaltung Art-Rock-Festival im Herz des grenzüberschreitenden Vogtland stattfindet. Ich bezeichne diese Veranstaltung inzwischen wegen des ausgesuchten treuen Publikums, Rock-Musik-Messe Neuberinhaus. Geballte Fachkompetenz, die mich immer wieder überrascht. Darüber hinaus hat sich das Art-Rock-Festival zu einem Club-Festival entwickelt; Besucher, Künstler, Händler, Personal verschmelzen zu einer großen Familie. Dazu tragen die eingespielten Strukturen Bereich Catering, Bühne, Einlass, Sicherheit, die alles geschmeidig am Laufen halten, einen sehr großen Teil bei. Das wird auch vor der offiziellen musikalischen Eröffnung durch Tasten-Magier MARIUS LEICHT, mit der Würdigung für treue 15-jährige Unterstützung von Edda, Thomas und Moritz deutlich herausgestellt. Das weinende Auge, leider wird der sympathische Ronald, der die Abläufe im Neuberin-Tempel für die Festivals seit 2016 und viele Dutzend Konzerte maßgeblich gesteuert hat, das geschichtsträchtige Konzert-Haus im Zentrum der Stadt nun leider kurzfristig verlassen. Wir hatten unsere Herberge wieder beim Brautpaar Kerstin & Jens in Heinsdorfergrund im Raumbachtal, wunderbare Menschen mit denen wir viel über aktuelle Themen gesprochen haben. Einige Musikbegeisterte haben im Vorfeld Verschiedenes über das recht unbekannte Line-Up kundgetan, aber ich kann jetzt schon anmerken, alle die dieses Vollprogramm verpasst haben werden sich beim Lesen nun über sich selbst ärgern, dass sie eben nicht dabei waren. Nächste Möglichkeiten für Fans aus der Nachbarschaft sind weitere sensationelle Veranstaltungen im Neuberinhaus, das Park-Rock zu Pfingsten (mit RanestRane, Mostly Autumn, Hendrix-Tribute, Melli & Martin) und noch ein während des Festivals angekündigtes Kraut-Rock-Festival 2022. Da haben die fünf Alt-Kraut-Rocker von BIRTH CONTROL aber gestaunt, noch auf der Bühne schwer bei der Kraut-Arbeit, werden sie für ein weiteres Festival angefragt. Leider waren sie voraussehbar beim Prog für Weltfrieden am 14. Mai nicht dabei, dafür aber POLIS, KARFAGEN, EMERALD LIES und erneut APHODYL.


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Ich habe nun das Vergnügen auch hier bei Deutsche Mugge noch einmal über das etablierte dreitätige Art-Rock-Festival X im sächsischen Vogtland berichten zu dürfen. Drei deutsche Künstler und eine schwedische Rock-Band standen auf dem Programm-Zettel des Jubiläum-Freitag. Die Bandbreite ist trotz pandemiebedingter Einschränkungen, vieler Absagen sowie dadurch immer wieder notwendigen Wechsel in den Besetzungslisten wie gewohnt enorm breit. Wie bei allen Vorgängern auch international durchmischt und auch an den beiden weiteren Tagen geprägt von klassisch & akustisch über komplex & avantgardistisch bis druckvoll, gradlinig, rockig. Durchgängig wird auch visuell über Projektionen unterstützt. Da gibt es hilfreiche Informationen für die Besucher, aber auch die Bands nutzen dieses Medium um ihre Auftritte zu unterstützen und zu veredeln. Es hat sich wieder eine multinationale Schar von Gästen im Neuberinhaus eingefunden, im weitläufigen Foyer finden sie sich immer wieder zum Pausieren und Erfahrungsaustausch in unterschiedlichen Gruppierungen zusammen. Da bleiben Gespräche nicht aus, üblicherweise teilen sich die Lager der Besucher, Tagessieger werden kontrovers diskutiert, aber meines Erachtens gab es gewohnt tatsächlich wieder fast nur Sieger, was natürlich auch auf die treuen Besucher zutrifft. Denn wer in so einer Krisenzeit beispielsweise aus Schweden, Italien, England mit Equipment erschwert in das Neuberinhaus Reichenbach anreist und hier in der Prog-Kathedrale auftritt, hat ganz sicher wieder eine Verdienst-Medaille verdient. Die circa 500 Besucher sind davon nicht ausgenommen.


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Erfreulicherweise waren zur Freude der Fans tatsächlich wieder fast alle Musiker die beim Festival aufgetreten sind, lange zum Meet & Greet im/am Neuberinhaus verfügbar, signierten am Fließband, stellten sich jeden Fotowunsch, quatschen gelöst mit vielen der Feier-Biester. Ich könnte da einige schöne Geschichten erzählen, sprengt aber den Rahmen. Wieder einmal zeigt sich hier die gute, gemütliche Club-Atmosphäre dieses Festivals und die familiäre Handschrift geprägt vor allem durch die vielen freiwilligen Helfer, vornehmlich aus Reichenbach. Durch die überschaubare Anzahl an Gästen und die sehr gelungene Aufteilung von Catering, Händler und Freiflächen innen wie außen war alles noch entspannter und intensiver. Auch die Voraussicht auf erneut geringere Besucherzahlen und dennoch immer wieder ressourcenintensiven Vorbereitungen, hatten Fotograf ANDREAS TITTMANN nicht davon abgehalten, nun zum fünften Mal hintereinander wieder einmal seine Konzert-Foto-Ausstellung optimal zu präsentieren. Die Foto-Werke von BODO KUBATZKI wurden trotz seiner Abwesenheit wegen einer anderen Veranstaltung in der Karibik wie gewohnt ebenfalls präsentiert. Das dreitägige Art-Rock-Festival mit internationalem Niveau hat meines Erachtens durchweg ausgewogene, hochwertige Vorträge geboten, die Abläufe waren gut organisiert, die Teilnehmer auf beiden Seiten diszipliniert und dadurch war es wieder ein voller Erfolg. Das sollte uns Mut machen für 2023. Wir freuen uns auf das nächste Art Rock Festival XI, der Vorverkauf war bereits beachtlich, traditionell im April in der Prog-Kathedrale Reichenbach.

Freitag
Ganz im Gegensatz zum letzten Jahr, als uns zur Eröffnung das kraftvolle Trio APE SHIFTER die Ohren sofort frei geblassen haben, wird es diesmal zur Eröffnung sehr atmosphärisch, wie damals 2018 bei WAKEMAN & WILSON. Zwar keine mehrarmigen Lüster mit Kerzen, aber eine zum Publikum offene Burg von analogen Tastengeräten und ein im ansprechenden dezenten Licht glänzenden schwarzpolierten Flügel. Das Instrumentarium auf der Bühne erinnert an die frühen Zeiten der Berliner Schule, ähnlich wie bei WOLFGANG "PAULE" FUCHS alias POND am nächsten Festivaltag. Oder auch an die Tastentürme von den progressiven Keyboardern der ersten Generation in den Siebzigern. Der erste Künstler kommt unter Applaus barfüßig auf die Bühne, verbeugt sich, stellt sich dem Publikum als MARIUS LEICHT vor und gibt ein wenig von sich selbst, seinen Instrumenten und seinen Kompositionen preis. Er hatte früh eine Vorliebe für analoge Synthesizer, E-Pianos und Hammond-Orgel, studierte dann Jazz-Klavier in Dresden und arbeitet nun mit seiner einmaligen Sammlung an Tastengeräten in seinem Weltklang Tonstudio an eigenen Kompositionen. Ebenso aber auch an Musik vieler seiner Kollegen, unter anderem an den schönen Liedern des Plauener Quintett POLIS. Mit seiner Geschichte zur Rettung und Reparatur des defekten Moog-Synthesizer bekamen wir ein wenig Einblick hinter die Kulissen, es gab an einigen Stellen sogar Anlass zur Erheiterung und anerkennendes Raunen des Publikums. Im Ablauf des Auftritts kam er dann noch mehrmals an den Bühnenrand und nahm die Besucher schrittweise mit auf seine musikalische Reise und Erfahrungen. Wer mehr dazu erfahren möchte, der sollte mal die sehr interessante Webseite von Marius besuchen. Darüber hinaus verriet mir der sympathische Marius nach dem Auftritt, dass er an einem besonderen Projekt arbeitet. Nur so viel, ein Solist präsentiert auf einem Album ein Solo-Instrument. Ich bin gespannt darauf. Mit nur fünf Kompositionen - "Nachtblau", "Satori", "Der Prophet/Der Schwarm", "Die Reise Der Örmimi" und "Weltmaschine" - somit das gesamte brandaktuelle Album "Weltmaschine" in anderer Titelfolge, schaffte es der Künstler für sein Publikum die Spannung zu halten, die Zeit verging mit seinen instrumentalen Bildern wie im Flug. Er bildete sehr routiniert eine große Bandbreite elektronischer Musik ab. Ein echt würdiger und gut geplanter Beginn in das zehnte Art-Rock-Festival, mit den vom Solist MARIUS LEICHT virtuos und mit enormer Spannbreite vorgetragenen Kompositionen. Breit gefächert reichten sie von den Klavierimprovisationen wie bei einem modernen Jazz-Rock-Pianisten, über minimalistische Ambient-Klangstrukturen bis hin zu den klassischen Themen die wir aus den Hochburgen aus Düsseldorf und Berlin kennen. Aber alles wirkt dennoch sehr eigenständig, hat immer einen leichten Marius-Akzent. So könnten heute auch einige seiner alten Vorbilder klingen. Wir sind dankbar so einem Liebhaber und Meister der Tastengeräte heimisch zu haben und heute zum Beginn des Festivals hier so erlebt haben zu dürfen. Bravo Marius !!


Fotostrecke MARIUS LEICHT


Mit druckvoller, grüner Musik, Erzeugt-In-Germanien, geht es dank wieder einmal sensationeller Technik-Crew nach ultrakurzer Umbaupause weiter. Es ist am heutigen Freitag wie bei einem Staffelrennen, Solist MARIUS LEICHT übergibt an das Quintett APHODYL, klatscht dann zu den schwedischen Wikingern RITUAL ab, die wiederum an die Legende STERN MEISSEN übergeben, die bringen dann das Tagesprogramm ins spätnächtliche Ziel. Benannt nach einer Heilpflanze beziehungsweise grünes Krautgewächs gründete sich APHODYL endgültig am 30. April 2010 im Großraum Berlin. Nach einigen Besetzungswechseln besteht die Band heute aus ANDRÉ (Gitarren), ARNO (Bass), Steuerfrau BIENE alias SABINE LEIDIG (Keyboards, aphodylisieres Theremin), seit 2021 MIKE (Schlagzeug) und YVI (Gesang). Bei dieser improvisationsfreudigen Truppe entspringt Musik sehr oft direkt aus dem Zusammenspiel. Viele Einflüsse aus Kraut- und Psychedelic-Rock sind das Grundgerüst im Wechselspiel mit modernen Elementen. Leider ist die Zeit begrenzt, deshalb müssen die Liebhaber der bandtypischen ultralangen Improvisationen heute trotz Festival darauf leider mal verzichten. Dennoch werden hintereinander mit "Memory", "Hope", "Illusion", "Myra", "Hypnotic", "Fly" und "Magnetic" alle Karrierestationen druckvoll, aber auch gewohnt atmosphärisch abgebildet. Schon bei diesem etwas rockigeren Vortrag, ist der mit einem Steg vergrößerte Bühnenrand gut gesäumt mit Besuchern. Die Formation ist wie gewohnt gut gelaunt, eingespielt, versteht sich quasi blind, schafft es wie üblich mit einen breiten, rhythmischen Klangteppich das Publikum mitzunehmen. Die Stimmung im Saal wird mit jedem Lied gelöster, so kenne ich das von früheren Auftritten und auch diesmal zündet diese Melange aus schnell & balladesk, sowie deutsch & englisch. Mit einem sehr emotional und gefühlvoll gespielten Klassiker "Daytime" der Hannoveraner JANE wurde der kurzweilige, professionelle Auftritt abgeschlossen. Nicht nur für Bandmitgründer HOLGER GORGS alias HOLLI, der ist 2018 leider verstorben und wurde mit Erinnerungsworten bedacht, war die deutsche Rockmusik der 70er Passion, sondern auch für mich. Wieder mal ein sehr emotionaler Moment für mich, wie immer wenn ich so gut interpretierte Lieder meiner Helden der Anfang Siebziger höre !! MARIUS LEICHT hatte die Besucher schon sinfonisch in Stimmung gebracht und dadurch war die Darbietung des Quintetts noch wuchtiger, intensiver. Mittig Schlagmann Mike, rechts und links jeweils ein Doppel aus Frauen und Männern. Wer einmal solch eine grüne Hypno-Reise miterleben möchte, dieses Jahr wird es sicher wieder viele Gelegenheiten geben, für einige vielleicht bereits schon beim Prog für Weltfrieden am 14. Mai auch wieder in Reichenbach. Die spacige Webseite von APHODYL lohnt ebenso immer einen Besuch, fette musikalische Untermalung und Überraschungen inklusive.


Fotostrecke APHODYL


Der smarte schwedische Hüne, Gitarrist und Front-Sänger PATRIK LUNDSTRÖM, Bassist FREDRIK LINDQUIST, spielt auch Bouzouki, Flöten, unterstützt mit Gesang, sowie Schlagzeuger JOHAN NORDGREN gründeten im Herbst 1988 eine Band namens BRÖD. Mit dem Trio wollten sie eigentlich etwas andere, sprich experimentelle und multimediale Rockmusik machen. Nach einigen wenigen Demos und Auftritten wurde das Projekt bereits 1992 wieder beendet. Die drei Musiker arbeiteten aber weiter zusammen und gründeten schon ein Jahr später mit Keyboarder JON GAMBLE dann das Rock-Quartett RITUAL. In den ersten Jahren waren die Vier damit als Neben-Projekt nur gelegentlich aktiv, da Patrik auch als Musical-Darsteller sehr gefragt war. 1995 veröffentlichte die Band bei Musea das selbstbetitelte Debüt, das vor allem bei der schwedischen Presse sehr positiv aufgenommen wurde und von dem sie in Reichenbach immerhin die drei sehr schönen Songs "Typhoons Decide", "The Way Of Things" und "Big Black Secret" druckvoll präsentieren. LUNDSTRÖM nahm aber auch mit der Boy-Group BLOND für Schweden am Eurovision Song Contest 1997 teil und war auch zu der Zeit Mitglied des Chor-Projekt ONE VOICE. "Superb Birth" erschien erst 1999 auf dem eigenen Label und es folgten noch weitere Langrillen bis 2007. Dann wurde es ruhiger in der Truppe und 2020 gingen sie wieder ins Studio und das Mini-Album "Glimpses From The Story Of Mr. Bogd" erblickte das Licht der Welt. Alle vier Titel sowie einige weitere aus dem Lied-Katalog wurden von den Schweden präsentiert. RITUAL ist schon einige Male vor kleinerem Publikum in Reichenbach aufgetreten und waren diesmal auf der großen Bühne des Neuberinhaus für viele eine echte Überraschung. Kurzweiliger, klassischer Rock, gekonnt vorgetragen von den vier Gründern. Kein bisschen eingerostet spielten sie ein Titel-Potpourri der gesamten Karriere. Immer im Mittelpunkt natürlich der schöne und stimmgewaltige Wikinger PATRIK LUNDSTRÖM, aber alle anderen drei Musikanten konnten auch spielfreudig Akzente setzen. Und es ist tatsächlich so, dass man das Gefühl hat die Lieder schon x-mal gehört zu haben. Schöne geradlinige Rockmusik die einen mitnimmt und den Körper in Bewegung bringt. Für mich auch eine Überraschung wie souverän die Schweden den Auftritt gestalteten. Und auch beim späteren EMail-Austausch ist Patrik schnell und präzise.


c 20220712 1482707041Ich muss schon sehr genau überlegen welche deutsche Band Mitte der 60iger gegründet wurde und bis heute aktiv ist und das sogar noch, wie im Fall STERN MEISSEN, mit einem immer noch vitalen Bandchef und Gründer MARTIN SCHREIER als Unterstützer im Hintergrund. Mir fallen spontan verschiedene Beat-Bands sowie die Kraut-Rocker Agitation Free, Amon Düül, Psy Free und eben BIRTH CONTROL ein, die spielen am Abschlusstag groß auf. Die Kopfzahl, Struktur und Musiker wechselten, die musikalische Ausrichtung, der Name auch, aber im Kern blieb es seit 55 Jahren immer ein Kollektiv von musizierenden Freunden aus dem Großraum Elbflorenz Dresden. Hier nun die ganze wechselhafte Band-Geschichte zu erzählen wäre dem Stellenwert der Band sicher mehr als angemessen, würde aber zu einem extrem langen Beitrag führen. Wir hatten ja bereits 2017 das Vergnügen zu den Auserwählten zu gehören die den Zyklus "Bilder Einer Ausstellung: The Rock-Version" (Modest Mussorgski), eindrucksvoll angereichert mit eigenen musikalischen sowie textlichen Ideen von der frischen Frontstimme und Keyboard-Wizard MANUEL SCHMID, mit STERN MEISSEN gemeinsam mit Symphonieorchester Leipzig sowie Landesjugendchor Sachsen, im Neuberinhaus erleben zu dürfen. Vorletztes Jahr noch einmal mit regulärem Programm, Mannschaft und damals mit dem brandneuen Album "Freiheit Ist" im Gepäck. Und diesmal ist es trotz stabilen Personal und Titelüberschneidung wieder ein völlig anderes Konzert. Ich nenne es mal Generationswechsel. Über dem gesamten Auftritt dominiert ein echter charismatischer Frontmann. Der spielt gruppendienlich, singt mal wie eine Nachtigall, mal wie eine Rockröhre, bewegt sich leichtfüßig über die Bühne, interagiert mit seinen Kollegen traumwandlerisch. Jawohl, MANUEL SCHMID ist ein Teamspieler und er ist der dominierende Artist in der Truppe. Das tut den zeitlosen Kompositionen gut, eine echte Frischzellenkur. Das Programm heute, erstklassig abgemischt und farbenfroh beleuchtet, eine fulminante Reise durch den gesamten Band-Katalog, fünf Titel auch von "Freiheit Ist". Vielleicht auch deshalb ist der Auftritt von STERN MEISSEN ein fantastischer Tagesabschluss. Ich sitze im zweiten Teil des Programms oben auf der Loge mit offenem Mund, lausche den flächigen Klängen aus einem riesigen Arsenal von Tastengeräten beiderseits der Bühne und staune. Ich vermisse keine Gitarre, denn es war tatsächlich ein sehr gelungener Auftritt in jeder Hinsicht. Die sächsische Combo trat, zusätzlich zu vorgenannten Martin & Manuel, heute wieder mit dem weiteren Tastenmann SEBASTIAN "Sebi" DÜWELT, Trommler FRANK SCHIRMER sowie Tieftöner AXEL SCHÄFER auf, spielen sich zur Freude der vielen Fans aus der Region durch die komplette über 50-jährige Bandgeschichte. Auch auf deren sehr informativen digitalen Heimseite lohnt sich ein Besuch. Dort erfährt der interessierte Sucher die gesamte Band-Geschichte detailliert, ich habe sie euch ja, wie kurz vorher erwähnt, aus Platzgründen unterschlagen. Vier Künstler in einer Staffel, vier Volltreffer, zufriedene Gesichter überall, gute Voraussetzungen für morgen !!




Samstag
Der heutige Festival-Samstag startet, nach Debütant MARIUS LEICHT schon am Vortag, erneut atmosphärisch mit einer visuell unterstützen kosmischen Klang-Reise vom Neuberinhaus in Richtung offenen Weltraum. Diesmal aber unterstützt mit mehreren Laser-Kanonen. Der Berliner Tastatur-Tüftler und Mastermind WOLFGANG "PAULE" FUCHS, der war auch schon letztes Jahr, komplett umgeben von einer Armada aus Synthesizern und elektronischen Gerätschaften, ein unerwartetes Festival-Highlight. Auch der riesige Gong sowie die große Glocke thronten über dem Tasten-Karree. Paule füllt die bereits wieder gut besuchte Halle mit meist ruhigen elektronischen Klängen. Das Ein-Mann-Projekt POND ist träumerisch, Retro und vielleicht auch gar angenehm kitschig in der Soundwahl, erinnert auch ein wenig an Musik der alten Berliner Schule im neuen, zeitgemäßen Gewand. Wer nicht verschlafen hat und zur frühen Stunde mit an Bord der Space-Odyssee ist, sollte nicht die Augen geschlossen haben, er hätte einiges an schönen Videofilmen und Animationen verpasst. Projektionen, Licht- und Laserspiele untermalen den Soundtrack zum Tagesbeginn. Was ein Jahr zuvor schon sehr gut funktionierte und das Publikum begeisterte, zeigte sich auch hier wieder mal als ein Glücksgriff. Im Foyer stellt sich gesamte POND-Technik-Crew zum Gespräch, es werden wieder massenhaft Erinnerungen ausgetauscht und Erklärungen zum Aufbau der Technik gegeben. WOLFGANG "PAULE" FUCHS ist ein erfahrener Musiker und sympathischer Mensch, der bescheiden von seinen nächsten geplanten Projekten erzählt.




International geht es nun mit UBI MAIOR aus Bella Italia weiter. Die waren schon häufiger musizierende Gäste in Reichenbach, auch schon 2018 beim Art-Rock-Festival mit dabei. Das norditalienische Quintett startete 1998 in Mailand als Coverband, heute bieten sie meist Eigenkompositionen in ihrer schönen Muttersprache. Bandleader MARIO MOI in seiner typischen orientalisch anmutenden Montur und seine vier Mitstreiter bieten rockigen Prog mit einer Kante Retro-Scharm. Schon vor dem ersten Ton spricht Veranstalter Uwe in den höchsten Tönen von Gitarristin MARCELLA ARGANESE und er sollte nicht zu viel versprochen haben. Sie spielt sich mit größter Leichtigkeit und stets charmant lächelnd durch das kurzweilige Programm. Sänger MARIO muss Trompete, Klarinette und andere Flötentiere beschwören, um sich das Rampenlicht mit ihr zu teilen. Spätestens als der Fünfer den Coolness-Faktor mit tiefschwarzen Sonnenbrillen weiter in die Höhe treibt wird klar: UBI MAIOR sind eine eigenständige homogene La Creativa Musica Macchina geworden.


Fotostrecke UBI MAIOR


Die niederländische Truppe SILHOUETTE kennen die Artrock Festivalbesucher bereits vom April 2019, jedoch MEADOWS? Hinter dem unbeschriebenen Blatt verbirgt sich die neue Formation des Gitarristen DANIËL VAN DER WEIJDE. Ende 2020 begannen sie mit ihrem ersten Werk "Modern Emotions", zwei Jahre später gibt es nun eine starke Live-Kostprobe. Mit zwei sieben-saitigen Gitarren schiebt die junge Truppe mehr in Richtung Progressive Metal. Die modernen Stücke bleiben teils instrumental, teils besungen von Frontmann PETER MEIJER, der mit Fortlauf des Auftritts zusehends gerne mit dem Publikum interagiert. MEADOWS fühlen sich taufrisch an. Mit dieser erfrischenden Spielfreude und vertrackten Riffs gewinnen auch sie begeisterte neue Hörer…


Fotostrecke MEADOWS


…die auch direkt in der ersten Reihe verbleiben sollten, denn es folgt das THE PROGRESSIVE SOULS COLLECTIVE. Hinter der Gruppierung verbirgt sich ein gewaltiges Studio-Projekt um Gitarrist FLORIAN ZEPF, das Musiker verschiedenster Bands umfasst. Von HAKEN über DREAM THEATER, BLACK COUNTRY COMMUNION, ANGRA oder W.A.S.P. gibt es hier eine lange Liste. Live auf der Bühne finden sich die Größen wie LUIS CONTE (Collins, Clapton, Santana) dann aber nicht. Kein Grund zur Sorge, die grobe Marschrichtung ist vorgegeben. Musikalisch verbindet das Debüt "Sonic Birth" die Kraft und Stärke des progressiven Metal mit den neugierigen, verspielten Elementen des progressiven Rock. Und die Akteure im Rampenlicht schaffen es leicht diesen faszinierenden Songs eine Seele zu geben. Frontmann VLADIMIR LALIC ist die Konstante und führt das Kollektiv so glaubhaft an, als wären sie ein eigener Stamm. Er singt, schreit, stampft und springt wie aufgezogen über die Bühne. Die verbleibenden vier Musiker geraten dabei ungewollt im laufenden Programm immer weiter in den Hintergrund. Dabei setzen sie jedoch die komplexen Kompositionen der VIP-Künstler des Albums gekonnt und präzise um. JAMIE HANCOX und TIM KORYCKI bilden das Fundament, die Tasten von GERALD PETER und Zepfs Gitarrenriffs fügen darin sich nahtlos ein. Die kollektiven progressiven Seelen sind hart und eigenständig.


Fotostrecke The Progressive Souls Collective


Bassisten sind seltener die bekannten Mitglieder vieler Bands. OK, es gibt auch mit JENS UWE STRUTZ von CRYSTAL PALACE hier in Deutschland ausnahmen, aber auch mit dem bekannten Briten JOHN JOWITT von IQ. Er ist seit Jahrzehnten eine feste Größe in seiner heimischen Prog-Szene und stellt hier seine neue Truppe RAIN vor. Zu hören gibt es vor allem Stücke aus ihrem Debüt-Werk "Singularity" das 2020 beim IQ-Label Giant Electric Pea erschienen ist. Besonders der erfahrene Keyboarder/Gitarrist ROB GROUCUTT und der blutjunge Gitarrist MIRRON WEBB glänzen mit abwechselnden Gesangspassagen. Für das reguläre Band-Mitglied ANDY EDWARDS springt in Reichenbach kurzfristig ANDREW BOOKER am Schlagzeug ein. Dieses spannende neue Projekt RAIN hatte viel Spaß auf der Bühne in der Kathedrale des Prog, ist längst enorm gut aufeinander eingespielt und groovten progressiv rockend Richtung kommender Headliner.




Auf der Bühne lässt der weitaufgedrehte, rotglühende Marshall-Verstärker bereits harten Rock erahnen. MEMORIES ON DIO, geleitet von ROWAN ROBERTSON sind ein Quartett rund um Dios zeitweisen Gitarristen. An publikumswirksamen Posen mangelt es ROBERTSON gewiss nicht, auch die Licks schlägt er den Zuschauern gnadenlos reihenweise um die Ohren. Ist RONNIE JAMES DIO wieder auferstanden? Sänger PIERO LEPORALE mag mit der Stimmgewalt des Großmeisters nicht ganz mithalten können, sieht aber umso mehr von Statur und Erscheinung wie sein Doppelgänger aus. Apropos Double: kennen wir den Bassisten nicht schon? FRANCESCO CAPORALETTI scheint sich die letzten Jahre in jede Ausgabe des Festivals hinein zu mogeln. Man erinnere sich etwa an ANDREA BRAIDO als akustisches Trio sowie beinhartes Rock-Quartett, den Schweden KEE MARCELLO oder die italienischen Blues-Rocker von BLACK BANJO. Ohne eine Miene zu verziehen zupft FRANCESCO wieder einmal seinen Bass gefühlt zum X-mal für einen Rock-Gitarristen. Leider spart sich die Gruppe einen zusätzlichen Keyboarder, der doch ein wenig mehr Varianz hätte einbringen können. Aber auch so werden den Zuschauern die Gitarren-Salven um die Ohren gehauen, eben wie bei dem 2010 früh verstorbenen Dio-Meister. Die paar erlesenen Hardrocker aus der ersten Reihe zelebrieren die großen Hits trotzdem ohne Reue.


Sonntag
In gewohnter und alter Tradition suchen wir uns für die erste Band des Tages erst einmal gemütliche Sitzplätze mit guter Sicht. Leider haben wir diese Rechnung ohne die geschlechtergleich besetzte niederländische Band LESOIR gemacht, die uns heute zur Mittagszeit erst einmal die Ohren ordentlich frei bläst. Denn die heizen gleich mal dermaßen ein, dass an ein gemächliches Einstimmen wie an den beiden vorherigen Tagen nicht zu denken ist. Wie 2015 auf der Loreley müssen die jungen Niederländer den letzten Festivaltag eröffnen, und wie !! Mich haben LESOIR damals schon begeistert, aber diesmal ist die inzwischen noch besser eingespielte Formation echt der Hammer. Ich kommentierte damals: "Der Qualitäts-Level zu den bekannteren und etablierten Akteuren ist im Unterschied nicht besonders groß, manchmal muss ich gestehen waren die Opener besser als die großen Namen." Und das trifft diesmal noch voller ins Schwarze. Das Quintett ist für mich an Startplatz Eins bereits Tagessieger. Sie beherrschen nicht nur an jedem Instrument das Handwerkszeug vortrefflich, sondern werden auch von der tollen Atmosphäre dieser magischen Momente im Neuberinhaus zu Höchstleistung angestachelt. Das ist nicht nur so daher gesagt oder Theorie, sondern man kann es förmlich spüren, die Energie baut sich immer intensiver vor und auf der Bühne auf. Immer mehr Musik-Motten strömen zu den lichtüberflutenden Brettern und man wartet förmlich darauf wann ein Funken die Explosion auslöst. Ich schleiche mich vorsichtig an den Rand der Bühne, will die schwarze Raubkatze MAARTJE MEESSEN nicht stören, nicht Beute werden. Aber sie kümmert sich nur um ihre Aufgabe am Mikro und an den verschiedenen Instrumenten. Am anderen Bühnenrand lauert Gitarristin ELEËN BARTHOLOMEUS, dazwischen feminin geschützt die drei Männer INGO DASSEN (Gitarren), INGO JETTEN (Bass) und RAMON REIJNDERS (Gast am Schlagzeug). Hier gibt es keinen Füllstoff, sondern exzellente Live-Musik von allen Alben der Band, immer mit Anleihen von verschiedenen Genres. Sogar vom kürzlich erst erschienen 20-minütigen "Babel" gibt es den Teil Fünf. Diese Art von Komposition ist wohl auch der Ansatzpunkt einiger neuer, noch unbekannter Künstler, das ist zeitgemäße Interpretation von moderner Rock-Musik. Glückerweise haben wir mit SAMMARY nun auch wieder so eine brachiale Formation junger Wilder als Neuzugang. Das interessante Projekt hat kürzlich ihr Debüt "Monochrome" veröffentlicht.


Fotostrecke LESOIR


Das diesjährige Programm im Neuberinhaus ist wieder pandemiebedingt stark geprägt von Formationen aus Germanien und Italia. Sonntag auf Startplatz zwei diesmal eine 7-köpfige Truppe namens MAD FELLAZ aus Venetien nähe Padua. Wieder mal ein Geheimtipp von unserem Italien-Kenner BODO KUBATZKI. Und mit einer ansteckenden, lebensfrohen Spiellaune führen uns PAOLO BUSATTO und RUGGERO BURIGO (6-Saite), CARLO PASSUELLO (4-Saite), ENRICO BRUNELLI (Tasten), RUDY ZILIO (Gebläse, Synthie), LUCA BRIGHI (Frontstimme) und ANDREA CECCHETTO (Schlaggeräte) durch ihr irrwitziges Programm. Da passt auch der Name des aktuellen vierten Album "Road To Planet Circus" gut, die ersten drei hießen neutral "I", "II", "III". Ich sage doch, skurril und etwas verrückt dieser bunt gemischte Haufen italienischer Kumpels. Und was war das für ein cooler und abwechslungsreicher Auftritt. Das ganze Konzert war ein einziges Spektakel aus vollkommen unberechenbaren Interaktionen zwischen den Musikern, die stacheln sich immer wieder mit guten Soli an, es finden sich auch Gruppen, die dann wieder an einen anderen Teil der Meute übergibt. Alles frei von Hektik, flüssig und ohne Brüche, mit enormer Präzision und purer lebensfroher Spiellaune. Ebenso unglaublich ist Bandbreite, eine Stil-Mischung aus Jazz, Blues, Rock, Pop, Metal und einigen anderen Zutaten, die zu einer Melange führen wie es gerade die innovativen Italiener immer wieder gut hinbekommen. Ich habe so etwas schon oft in Italien oder Frankreich erlebt, hier in der ehrwürdigen Halle in Reichenbach eher eine positive Überraschung. Aus der Truppe der verrückten Kumpels jemanden herauszuheben fällt schwer, da man das Gefühl hat jeder der sieben hat mal jedes Instrument gespielt oder war praktisch an allen Positionen auf der Bühne mal in Erscheinung getreten, alleine oder mit wem auch immer. Erfrischend und anregend diese verrückte Show.


Fotostrecke Mad Fellaz


Und der Wechsel in Stil, Ausrichtung und Altersgruppe geht weiter, aber es bleibt bunt, nur diesmal wird es krautiger. Bereits im August 1968 von acht Berliner Musikern gegründet und auf einer sofort anschließenden Tour in den Libanon schon wieder in die Einzelteile zerlegt, erspielten sich BIRTH CONTROL dann mit dem singenden Schlagzeuger BERND "NOSSI" NOSKE als neuen Chef-Kontrolleur schnell eine große Fangemeinde und erlangten absoluten Kult-Status Anfang der 70er. Nach dem Tod von NOSSI 2014, wurde die aktuelle Bandstruktur 2016 aus Ehemaligen neu gebildet: Sänger PETER FÖLLER (1973-77) und Schlagzeuger & Brösel-Maschinist MANNI VON BOHR (1977-80) sowie dem Dreier HANNES "CYBORG" VESPER (Bass, 1998), SASCHA KÜHN (Keyboards, 2000) und MARTIN "LUDI" ETTRICH (Gitarre, Talk-Box, 2011). Viel mehr zur Geschichte dieser Kult-Band zu erzählen ist überflüssig, da die meisten sie sowieso kennen. Die inzwischen dritte Generation musiziert vital bis heute und hat sogar das brandneue Album "Open Up" im Gepäck. Davon spielen sie den Titel "I Don't Mind". Nach extrem langen Eintrommeln der Bohrmaschine stehen die Geburtenkontrolleure dann im Ring und feuern massenhaft Birth Control Klassiker wie "Work Is Done", "Plastic People", "Titanic" oder "Back From Hell" aus ihrem unglaublichen zeitlosen Repertoire auf das Publikum ab. Die Zeit ist dank der ausgewogenen Mucke sehr kurzweilig und schon stehen am Ende wie von allen Kollektiv gewünscht, Beschallung mit Gamma-Strahlen an: Mit was sonst !! Leider nicht ganz, nur eine kurze Bestrahlung mit "Gamma Ray", denn zu mehr fehlte leider die Zeit. Wie bei Manis Elektrolurch oder Grobschnitts Solar-Music hat sich dieses epochale Meisterstück durch die Interpretation der neuen, teils jungen Mitstreiter weiterentwickelt, zu hören auf dem aktuellen Album als "Gamma Ray 2.0". Ich habe diese deutschen Klassik-Rocker immer wieder in den letzten 50 Jahren erlebt, auch mit dem temperamentvollen, hemdsärmeligen NOSSI, aber auch heute haben BIRTH CONTROL auf ganzer Linie überzeugt. Auch nach dem Auftritt war im Foyer einiges los beim Bad in der Menge.

d 20220712 1184364063Eigentlich hat es diese Gruppierung von individuellen italienischen Könnern nicht verdient mit Cover-Songs egal von wem ihren Hauptbroterwerb zu bestreiten. Aber zum einen entspricht die Musik von GENESIS exakt auch deren DNA, zum anderen, warum sollte nicht eine italienische Band die Fahne der Kult-Briten würdig nach oben strecken. Es gibt auch andere wie THE MUSICAL BOX oder den Vermächtnisverwalter STEVE HACKETT. Aber was mir an THE WATCH aus Mailand besonders gefällt, ist die Reduktion auf die Noten und Verse, nichts lenkt von den zeitlos schönen Kompositionen ab. Die unvergleichliche Stimme von SIMONE ROSSETTI begleitete diese beliebte Musik bereits seit über zwei Jahrzehnten. Die Besucher können sich bei den Klassikern "The Knife", "The Musical Box", "Firth Of Fifth", "The Cinema Show", "The Carpet Crawlers", "Los Endos", bis hin zur wunderbaren Zugabe "Supper's Ready" von der Authentizität seines Vortrages überzeugen. Nur "Howl The Stars Down" vom aktuellen Werk "The Art Of Bleeding", ist ein Eigengewächs, was aber überhaupt nicht auffällt, da es nahtlos ins Programm passt. Meisterlicher Saitenzauberer GIORGIO GABRIEL (der musste schnell zurück in die Heimat), Schlagzeuger MARCO FABBRI, Doppelhals-Spieler MATTIA ROSSETTI (Sohn von SIMONE) und Multi-Instrumentalist VALERIO DE VITTORIO schaffen durchgängig ein breites instrumentales Fundament, das SIMONE gelegentlich mit schönem Flötenspiel ergänzt.

Den Abschluss des Festivals bestreitet die Freisinger Band RPWL, die ein besonderes Verhältnis zur Örtlichkeit und Veranstalter haben. Diesmal treten die fünf Instrumentalisten hier im Neuberinhaus mit den beiden Sängerinnen BINE HELLER und CAROLINE VON BRÜNKEN auf. Die beiden, die schon an vielen RPWL-Produktionen beteiligt waren, agieren zentral im Hintergrund. Die Bühne wirkt in den gut und minimalistisch gesteuerten Licht-Kaskaden aufgeräumt, man hat von allen Seiten gute Sicht auf die Künstler und wie zu erwarteten passieren dort keine größeren Aktivitäten. Das ganze Programm wirkt musikalisch, optisch und vom Ablauf wie ein gespieltes Musical. Das letzte Album "Tales From The Outer Space" stand mit fünf Titeln im Mittelpunkt dieses Auftritts, dafür hatte YOGI LANG auch mal wieder seine Alien-Maske an seinen Keyboards platziert. Der neue Tieftöner MARKUS GRÜTZNER, immerhin kein Unbekannter in der Münchener Szene (Serum, Eternal Flame, 7 For 4), agierte schon sehr routiniert mit seinen Kollegen. Auch Meistergitarrist KALLE WALLNER, Tastenbediener MARKUS JEHLE und MARC TURIAUX an der Schießbude tun alles dafür, dass sich der Neue im Gefüge der vielköpfigen Formation wohl fühlen kann. Mit den beiden Zugaben-Klassikern "Hole In The Sky" und "Roses" zum Mitsingen klingt der Auftritt aus.

Leider mussten durch viele Verzögerungen über den ganzen Tag, viele Besucher wegen Zeitfortschritt das Festival bereits schon verlassen (weshalb hier auch Fotos der letzten drei Acts fehlen), so war vor der Bühne und auch am Merch-Stand im Foyer nicht besonders viel los. Das war zu Beginn des Tages mit LESOIR völlig anders, Trauben von Menschen vor, hinter und neben dem Stand. Jeder wollte von den jungen Holländern, einen Händedruck, ein gemeinsames Foto, einen Tonträger, ein Autogramm. Und das ist was mir in Erinnerung bleibt, fröhliche Menschen die gemeinsam zusammenstehen und sich freuen, dass wieder ein Stück normaleres Begegnen möglich ist. Drei wunderbare Tage sind vorüber, das erste große Festival 2022 ist geschafft. Hoffen wir auf Kontinuität und mehr !!




   
   
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