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Ein Konzertbericht von Claudia Balko mit redaktioneller
Unterstützung von Axel Balko-Fieberg, Matthias Ziegert
und Christian Reder. Fotos: Matthias & Sebastian Ziegert




Eigentlich hätte dieses Konzert schon längst stattfinden sollen. Die KLOSTERBRÜDER wollten bereits im letzten Jahr ihr Bühnen-Comeback feiern, aber das angedachte Konzert fiel wegen eines sich in der Welt hartnäckig haltenden Virus und den mit ihm einher gehenden Beschränkungen ins Wasser. Dabei war es für Dietrich Kessler und seine Mitstreiter ein inniges Bedürfnis und sie waren heiß darauf, nach dem Tod ihres Frontmanns Hans-Joachim Kneis im Februar 2020 wieder die Bühne zu stürmen und die Songs der KLOSTERBRÜDER und der Gruppe MAGDEBURG aufführen zu können. Mit Hans-Jürgen Beyer hatte man sogar einen Vertreter für "Hajo" Kneis gefunden,a 20220519 1382985172 für den das Comeback der KLOSTERBRÜDER selbst zu einem werden würde. Für Beyer, der ja nach fulminanten Auftritten und Erfolgen mit RENFT und der BÜRKHOLZ FORMATION Anfang der 70er von Seiten des Staates DDR mit an den Haaren herbei gezogenen Argumenten dazu "überredet" wurde, sich vom Rock- zum Schlagersänger umschulen zu lassen, sollte es die Rückkehr zu den Wurzeln werden. Fast 50 Jahre nach dem Verbot der BÜRKHOLZ FORMATION und seiner Abberufung in ein anderes "Theaterfach" würde er nun erstmals wieder als Rocksänger in Erscheinung treten. Spannend! Am 14. Mai 2022 war es dann aber endlich soweit. Das doppelte Comeback konnte stattfinden und die KLOSTERBRÜDER luden ins EKM zu Meerane ein.

Hätte diese Mugge wie geplant schon im vergangenen Jahr stattgefunden, hätte auch Jörg "Matze" Blankenburg, seit 1967 und bis zur Umbenennung in MAGDEBURG und seit 2000 wieder Gitarrist und Background-Sänger der Band, mit dabei sein können. Doch die schlechte Nachricht kam kurz vor dem Auftritt in Meerane. "Matze" ist schwer erkrankt, bekam kurz zuvor eine unschöne Diagnose und es war ihm deshalb nicht möglich, das Konzert zu spielen. Für ihn musste also kurzfristig eine Vertretung her, und die fand Dietrich Kessler in Eberhard Klunker, dem vor wenigen Tagen 70 Jahre alt gewordenen Gitarrenvirtuosen, den der eine oder andere Musikfreund noch aus der Hansi Biebl Band und von Modern Soul her kennen dürfte. An dieser Stelle jedenfalls die besten Genesungswünsche an "Matze" Blankenburg und viel Kraft für die kommende Zeit. Ebenfalls fehlte der seit 2005 bei den KLOSTERBRÜDERN den Bass zupfende Andreas Kuhnt. Auch er fiel aus gesundheitlichen Gründen aus - wenn auch nicht aus so argen Gründen wie bei "Matze". Auch ihm sei gute Besserung gewünscht. Andreas wurde von Robert Teigeler ersetzt. Soviel zu den Personalien, die schon vor dem Konzert bekannt wurden und die Stimmung etwas trübten.

Um 18:00 Uhr war der Soundcheck beendet und die Tore zum EKM öffneten sich für das Publikum. Der Saal füllte sich langsam, und gegen 18:30 Uhr waren immer noch sehr viele Plätze unbesetzt. Die Stimmung unter den Fans war gelöst und man war gespannt auf das, was in wenigen Minuten hier abgehen würde. Viele Konzertbesucher - auch wir - waren von außerhalb angereist, so wie einige uns aus dem "Amorsaal" bekannte Mülsener Fans, Konzertreisende aus der Pfalz, dem Dresdener Raum oder Berlin, die sich auf den Weg in den Nordwesten des Landkreises Zwickau nach Meerane gemacht hatten. Man wollte dieses besondere Konzert miterleben. Gegen 19:15 Uhr sahen wir Eberhard "Klunki" Klunker vom Essen zurück kommen. Er hatte sich für seinen doppelten Einsatz gestärkt und machte sich nun bereit für die nächsten kräftezehrenden Stunden, denn "Klunki" sollte nicht nur mit den KLOSTERBRÜDERN auf der Bühne stehen, sondern auch noch das Vorprogramm liefern. Mit "Klunki" erschien auch Roman Raschke von Radio Ostrock, der zusammen mit Angie Pörsch die Moderation des Abends übernahm. Um fünf Minuten vor acht waren dann knapp 200 Leute im Saal. Wir hatten ehrlich gesagt mit mehr Zuspruch der Leute gerechnet. Doch die Damen und Herren sorgten schon vorab für eine so gute Stimmung, als seien sie doppelt so viele.


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Eberhard Klunkers neues Album "Tomorrow (There's A Way)"


Pünktlich um 20:00 Uhr ging es los. Wie schon erwähnt, eröffnete Eberhard Klunker den Abend mit dem Vorprogramm. Er hat mit "Tomorrow (There's A Way)" gerade ein neues Soloalbum fertig produziert, das offiziell am 27. Mai erscheinen wird. Darauf ist er ausschließlich mit Akustikgitarre zu hören, und genau das konnte man auch am Samstag in Meerane erleben. Natürlich waren wir alle gespannt auf den Auftritt der KLOSTERBRÜDER, die bekanntlich einen anderen Sound als den einer Akustikgitarre abliefern. So kamen die 30 Minuten Vorprogramm trotz erstklassiger Leistung des Musikers und seiner durch vollen Einsatz beim Spielen erlittener kleinerer körperlicher Blessuren vielen Fans im Saal ein wenig lang vor. Dafür konnte aber der Künstler nichts, dass die Neugier auf die Hauptband so unbändig groß war und Geduld nicht jedermanns Stärke ist. Als "Klunki" mit seinen Stücken durch war, sahen wir ihn schnell wieder. Er tauschte die Akustik- gegen eine Stromgitarre und unterstützte die nun folgende Band …

Neben Eberhard Klunker an der Gitarre als Vertretung für "Matze" Blankenburg kamen nun auch Dietrich "Didi" Kessler (Saxophon, Flöte, Chorgesang), Bernd Schilanski (Schlagzeug), Peter "Eiche" Eichstädt (Tasteninstrumente) und Robert Teigeler (Bass) auf die Bühne, teilweise dem Anlass eines KLOSTERBRÜDER-Konzerts entsprechend in Mönchskutten. Ebenfalls zur heutigen Besetzung gehörten Hans-Jürgen Beyer und Hannes Andratschke als Sänger dazu. Damit war klar, dass der Part von "Hajo" Kneis am Mikrophon auf zwei Köpfe verteilt sein würde, was der ganzen Sache durch zwei verschiedene Stimmen dann auch eine andere und ungewohnte Färbung geben sollte. Hannes war hauptsächlich für den Vortrag der Band-Klassiker vorgesehen, während Hans-Jürgen den Coverversionen international erfolgreicher Kollegen den Beyerschen Schliff verpassen sollte. Aber nicht nur … Während man Hans-Jürgen Beyer doch recht gut kennt, sollte man für die Ortsunkundigen zu Hannes Andratschke vielleicht noch zwei oder drei Worte mehr sagen. Der in Magdeburg lebende und in Oschersleben geborene Musiker kommt eigentlich aus dem Blues-Bereich. "Hannes Andraschke ist Blues. Er kennt ihn, er lebt ihn, es ist sein vertrauter Lebensbegleiter", mit diesen Worten beschreibt sich der Sänger in seiner Biographie selbst. Wie viele seiner Altersgenossen von den BEATLES mit dem Musikvirus infiziert, sammelte er seine eigenen musikalischen Sporen in Bands wie BEKIRAS, ACTUS PURUS und QUINTESSENZ, war in den 80ern Sänger der Big Band DACAPO und später in der Band CHARLIES CREW, wo er nach wie vor das Mikro in der Hand hält. Nun also unterstützt er die KLOSTERBRÜDER in ihrem Tun. Und das mit ordentlich Feuer!


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Dietrich Kessler


Der Aufzug der musikalischen Helden auf die Bühne im EKM Meerane wurde von den KLOSTERBRÜDERN förmlich zelebriert, das erzeugte eine knisternde Spannung im Publikum. Das dabei zu hörende Intro mit "Locomotive XL" feuerte diese Spannung noch zusätzlich an und rundete die Orchestrierung des Konzertbeginns ab. Das war genial! Der erste Song des Abends war "Untreue Freunde", gesungen von Hannes Andratschke. Seine Blues-Wurzeln schimmerten hier gleich durch und verliehen dem Stück eine neue und angenehme Note. Der zweite Titel war eine Coverversion des 1971 von der Gruppe COLOSSEUM im Original vorgetragenen Stücks "Skellington", und gleichzeitig der große Moment für Hans-Jürgen Beyer. Aber auch für das Publikum, denn Beyer sang die Nummer nicht nur erstklassig, sondern garnierte sie mit einem Aufschrei, der dem Auditorium in Mark und Bein fuhr. Das war großartig, was der Sänger da angeboten hat. Seine Thomaner-Herkunft und die Wurzeln in der Rockmusik waren unüberhörbar, und der Titel wurde auch damals schon von ihm bei der BÜRKHOLZ FORMATION gesungen. Manch einer, der die BÜRKHÖLZER damals noch live erlebt hat, dürfte am Samstag in Meerane ein Deja Vu gehabt haben. Beyer löste damit im Saal jedenfalls große Begeisterung aus. Dazwischen war Platz für ein Solo von "Klunki", das unter den Zuhörern ebenfalls für gute Laune sorgte. Auch er machte einen tollen Job an ungewohnter Stelle. Es folgten mit "Lied einer alten Stadt" und "Wenn ich zwei Leben hätt'" zwei Klassiker der Magdeburger Rockformation, bei denen einmal mehr Hannes Andratschke sein Können als Sänger zeigen konnte. Man kann nur den Hut davor ziehen, wie sich der Sänger an die Stücke der KLOSTERBRÜDER heran getraut hat. Mit Unterstützung von Dietrich Kessler sang er auch den "Stormy Monday Blues". Es folgten "Verkehrte Welt" (MAGDEBURG, 1979) und das Instrumentalstück "Orient X-Press" (KLOSTERBRÜDER). Der Höhepunkt des ersten Konzertteils war der Titel "Mädchen mit dem Perlenhaar", im Original "Gyöngyhajú Lány" von der ungarischen Gruppe OMEGA. Dieses Stück spielten die KLOSTERBRÜDER in Erinnerung an die drei in den letzten zwei Jahren verstorbenen Kollegen aus der ungarischen Band. Wer, wenn nicht die KLOSTERBRÜDER können am besten nachvollziehen, wie schmerzhaft sich der Verlust von Freunden anfühlt? Der Text wurde von Hannes und Hans-Jürgen gemeinsam auf deutsch vorgetragen. Sehr gut gemacht - Gänsehaut!

An dieser Stelle machte die Band eine Pause und es war Zeit für ein kleines Zwischenfazit. Der Auftritt von Hans-Jürgen Beyer war bis hierher echt großes Kino. Manchmal wirkte er etwas übermotiviert, aber ihm war der Spaß an der Rockshow in jedem Moment deutlich anzusehen. Unglaublich, welch fantastische Stimme er mitbringt. Als Fan der KLOSTERBRÜDER muss ich aber sagen, dass sie nicht immer so zu dem Sound und den Liedern der Band passen wollte. Vielleicht ist das Ohr noch zu sehr auf "Hajo" Kneis eingestellt. Ich kann es nicht genau sagen und möglicherweise wird sich dieses Gefühl im Laufe der Zeit noch ändern, denn es war ja auch der erste gemeinsame Auftritt. Abwarten …


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Hans-Jürgen Beyer


Als die Musiker nach der Pause wieder auf die Bühne zurück kehrten, traten sie sofort und ohne lange zu fackeln wieder auf das Spaßpedal. Mit dem JETHRO TULL-Klassiker "Locomotive Breath" ging es zuerst instrumental und mit fantastischen Einlagen von Dietrich Kessler weiter. Mit "Cocaine", im Original von J.J. Cale und später auch von Eric Clapton bekannt gemacht, gab es eine weitere Coverversion. Dabei hatte Tastenmann Peter "Eiche" Eichstädt seinen besonderen Moment am Mikrophon, denn er setzte diesen Song gesanglich ganz großartig in Szene. Hans-Jürgen Beyer steuerte ein Zwischenspiel bei, das nicht ganz so gut ankam, womit ich wieder beim Thema "übermotiviert" wäre. Aber auch Hannes hatte einen schwachen Moment, als er den MAGDEBURG-Song "Vorsicht, Glas!" sang. Das war nicht so überzeugend. Es ist aber sicher auch alles andere als leicht, Lieder zu singen, die eigentlich für einen andern Sänger und eine andere Stimme geschrieben wurden. Kurz vor Toresschluss wurden dann die einzelnen Musiker vorgestellt. Dies übernahmen Angie und Roman von radio-ostrock.de, und auf diese Weise bekam jeder einzelne Musikant seinen eigenen kleinen Augenblick im Scheinwerferlicht. Mit "Was wird morgen sein", einem weiteren von Hans-Jürgen Beyer erstklassig gesungenen Stück, bog die Band auf die Zielgeraden ein. Hannes hatte in der Nummer seinen eigenen Part, wurde von der Tontechnik aber leider völlig übersteuert. Das machte aber nix, denn die Leute im Saal überhörten dies und quittierten die Gesamtleistung aller am Ende mit einem großen Applaus! Die Herren ließen sich noch eine Zugabe entlocken und man entschied sich für den Titel "Wild Thing", im Original von den TROGGS. Am Mikro kamen dabei gleich mehrere der Herren zum Einsatz. Hans-Jürgen, Hannes und "Klunki" waren zu hören, die tatkräftig von Dietrich unterstützt wurden. Damit ging die große Comeback-Mugge zu Ende.

Nach über zwei Jahren, dem Verlust ihrer langjährigen Stimme und weiteren kleinen und großen Problemen sind die KLOSTERBRÜDER wieder zurück auf der Bühne. Hatte man nach dem tragischen Schicksalsschlag im Februar 2020 die Befürchtung, das geschlagene Leck im Rumpf würde das stolze Schiff zum Kentern bringen, war man am Samstag glücklich zu sehen, dass es wieder auf Kurs gebracht wurde. Die Mugge in Meerane war ein erster Schritt zurück auf den großen Musik-Ozean und es wäre der Band zu wünschen, dass sie noch in vielen Häfen landen darf. Die Veranstalter im Land sind herzlich eingeladen, die Kapelle für ein eigenes Konzert zu buchen. Da sind noch Termine frei! Die Band bescherte sich und dem Publikum knapp zwei vergnügliche Stunden, in denen natürlich noch nicht alles fehlerfrei und perfekt ablief, die aber einen hohen Unterhaltungswert hatten und viele neu gesammelte Eindrücke mit sich brachten.


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Finale


Es ist nicht bekannt, ob Dietrich seinem besten Freund Hans-Joachim versprochen hat, die Band nach dessen Tod wieder auf die Bühne zu bringen, aber wenn dem so sein sollte, hat Dietrich seinem Kumpel diesen Wunsch mehr als erfüllt. Ihm zu Ehren trommelte er die Jungs wieder zusammen, rührte fleißig die Werbetrommel, stand am Samstag vorn am Bühnenrand, spielte Sax und Flöte, und hielt die Erinnerung an den Mann im schwarzen Ledermantel wach. Mit Freunden wie Dietrich lebt man auch nach dem Tod weiter. "Hajo" Kneis tut dies jedenfalls. Danke, Dietrich!



Setlist Klosterbrüder:
Zum Vergrößern bitte anklicken

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Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage der Klosterbrüder: www.ddd-berlin.de
• Off. Homepage von Eberhard Klunker: www.eberhard-klunker.de
• Homepage des EKM in Meerane: www.ekm-meerane.de



Aus aktuellem Anlass:
Bitte helft helfen, lindern, heilen und unterstützen, und spendet etwas an die Deutsche Krebshilfe, www.krebshilfe.de,

Stiftung Deutsche Krebshilfe
Kreissparkasse Köln
IBAN DE65370502990000919191
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Danke!






Fotostrecken:


Eberhard Klunker:

 
 
 
 






   
   
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