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Ein Bericht mit Fotos von Mike Brettschneider (plus Pressefoto im Text)




a 20220317 1991930381Am 25. Oktober 2021 kam die viel versprechende Info, dass GENESIS im Frühjahr 2022 sechs Konzerte in Deutschland spielen werden, zwei Tage darauf begann der offizielle Vorverkauf der Tickets. Nachdem ich die Band zum letzten Mal vor 15 Jahren auf ihrer Tour in Leipzig besuchte, war völlig klar, dass ich unbedingt auch bei einem ihrer rar gesäten Abschiedskonzerte dabei sein wollte. Trotz gewisser Unwägbarkeiten durch die sich stets ändernden Corona-Pandemie-Bedingungen wagte ich den Ticketkauf und entschied mich für die Tour-Station in Hannover ...

Zwei Wochen vor dem Termin standen sämtliche Konzerte in Deutschland auf noch äußerst wackeligen Beinen, aber dann kam endlich die erfreuliche und befreiende Nachricht, dass sie unter Einhaltung gewisser Bedingungen stattfinden werden. Ein gutes und richtiges Zeichen in Richtung der seit zwei Jahren arg gebeutelten Veranstaltungsbranche und natürlich auch der vielen Musikfans, von denen ich am vergangenen Freitagabend viele sehen durfte.


Die Reise nach Hannover verlief problemlos, nach der Ankunft ging es erst mal ins Hotel und wenige Stunden später standen meine beiden Freunde und ich erwartungsvoll vor der ZAG Arena. Der Einlass sowie die Kontrollen gingen äußerst zügig voran und schon waren wir gegen 19.30 Uhr mittendrin im Getümmel, welches auch wir schon sehr lange nicht erleben konnten ...
 
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Einige Minuten nach 20.00 Uhr verdunkelte sich die Arena, die Bühne wurde in blaues Licht getaucht und das Konzert begann mit einem Instrumental namens "Dead Already". Es stammt von Thomas Newman und ist Teil des Soundtracks zum Film "American Beauty". Die Spannung stieg, bis wenige Momente später die Protagonisten des Abends ihre Plätze auf der Bühne einnahmen. Allen voran PHIL COLLINS, gefolgt von TONY BANKS (Keyboards), MIKE RUTHERFORD (Gitarre, Bass), DARYL STUERMER (Gitarre), NIC COLLINS (Drums) sowie PATRICK SMYTH und DANIEL PEARCE, die stimmgewaltig zu einem fulminanten Live-Ereignis beitrugen. Das Publikum im Rund der Arena erhob sich, applaudierte lautstark und behielt diese Stellung für den größten Teil des Abends auch bei. Wohin man auch sah, glückliche und strahlende Gesichter.

Mit einem atemberaubenden Sound startete die Show mit "Behind The Lines", "Duke's End" und "Turn It On Again" vom 1980er Album "Duke". Mit dem Hit "Mama" vom 1983er Album "Genesis" ging es weiter und spätestens in diesem Moment wurde klar, dass auch bei dieser Abschiedstour weder Kosten noch Mühen für eine perfekt auf das Musikprogramm abgestimmte Licht- und Bühnenkonzeption gescheut wurden: Über der Bühne schwebten fünf an "LEGO"-Bausteine erinnernde Scheinwerferträger, die im Laufe des Konzerts immer wieder ihre Positionen änderten. Mal fuhren sie herunter, mal herauf, wechselten ihre vertikalen Positionen und wurden zudem voneinander entfernt oder auch wieder zusammen geschoben. Eine riesige Videowall im Zentrum sowie zwei "kleinere" Satelliten garantierten, kein einziges Detail des Geschehens auf der Bühne zu verpassen ...

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Nach dem vom Publikum frenetisch aufgenommenem Song "Mama" mit vorrangig rotem Licht begrüßte PHIL COLLINS alle die, die gekommen waren: "Guten Abend Hannover! Alles klar? Thank you for coming!" Mit deutlichen Worten an Mr. Putin und einer gegen seine Invasion in der Ukraine gerichteten Message moderierte er den Song "Land Of Confusion" an. Musikalisch brillant gespielt und gesungen kamen hier auch die eindrucksvollen und aktuellen Videosequenzen zur Geltung und unterstützten mit durch Straßen fliegenden TV-Geräten, Toilettenpapierrollen sowie maskiert durch Stadt und über Land marschierenden "Melonenträgern" die künstlerische Aussagen des Titels perfekt.

Mit einem gespenstisch anmutenden "Huuuuuhhh ..." bereitete PHIL COLLINS das Publikum mit seinem ihm ganz eigenen Humor auf die beiden folgenden Songs "Home By The Sea" und "Second Home By The Sea" vor. Kraftvoll und zugleich mystisch - ebenfalls unterstützt durch entsprechende Video-Animationen - kamen die beiden Songs grandios über die Bühnenrampe. Ebenfalls unbedingt erwähnenswert ist NIC COLLINS, der bekanntlich das Schlagzeug von seinem Vater übernahm. Er trommelte, was das Zeug hielt, gab den treibenden Rhythmus eindrucksvoll vor und hielt die Band musikalisch in jedem Moment der Show zusammen.

Nach "Fading Lights" vom 1991er Album "We Can't Dance", der expressiven und musikalisch höchst spannenden "The Cinema Show" vom 1973er Album "Selling England By The Pound" sowie "Afterglow" vom 1976er Album "Wind & Wuthering" wurden auf der Bühne die Instrumente ein wenig enger zusammen gerückt. GENESIS pur und akustisch mit "That's All", "The Lamb Lies Down On Broadway" und "Follow You Follow Me" ... Erneut höchste Begeisterung im Publikum.

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Nach dem - wieder in kompletter Besetzung - folgenden Song "Duchess" stellte PHIL COLLINS die Band vor, er selbst wurde von seinem Kollegen MIKE RUTHERFORD "vorgestellt" und es folgte ein weiterer Höhepunkt des Konzerts, auf den offensichtlich nicht nur ich schon sehnsüchtig gewartet hatte: "No Son Of Mine" ... Es folgte "Firth Of Fifth", bei welchem die Gitarren von MIKE RUTHERFORD und DARYL STUERMER erneut unter Beweis stellten, wozu sie in der Lage sind, wenn sie von den passenden Musikanten gespielt werden. Weiter ging es mit "I Know What I Like (In Your Wardrobe)", "Domino" (der dieser Abschiedstournee ihr Motto gab) sowie "Throwing It All Away". Zu diesem Song flimmerten unzählige Coverrücken von Musik- und Videocassetten sowie Fotos aus der 55-jährigen Bandgeschichte über die riesige Leinwand.

Mit "Tonight, Tonight, Tonight" und einem der wohl erfolgreichsten Hits "Invisible Touch" vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 1986 verabschiedete sich die Band fürs Erste von der Bühne, um wenige Minuten später erneut zu erscheinen. Die Fans - und auch die Band selbst - wollten es so. Mit dem augenzwinkernden "I Can't Dance", "Dancing With the Moonlit Knight" und dem Klassiker "The Carpet Crawlers" endete ein grandioses Konzert, welches so leider nie wieder zu erleben sein wird.

Die Band verneigte sich vereint vor dem Rund der ZAG Arena und entließ ihr Publikum in ein sonniges Wochenende. Ein großartiger und unvergesslicher Abend ... Der letzte Domino-Stein der legendären Band GENESIS wird am 26. März 2022 in London fallen. Bereits im Vorfeld und auch im Nachgang waren in der einschlägigen Presse recht unschöne und völlig unnötige Zeilen wie "Tanzen kann PHIL COLLINS bekanntlich nicht mehr", "COLLINS wackelig am Gehstock", "PHIL COLLINS sitzt im Rollstuhl", "PHIL COLLINS alt und stolpernd auf dem Weg zur Bühnenfront" zu lesen. Wirklicher Qualitätsjournalismus ...

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Klar ist, dass PHIL COLLINS mit 71 Jahren stimmlich nicht mehr - wie vor zehn oder fünfzehn Jahren - völlig uneingeschränkt agieren konnte. Dennoch gab er alles und hatte ganz unübersehbar ebenfalls großen Spaß bei diesem Konzert. Ganz sicher hätte man mit technischen Tricksereien, wie beispielsweise diversen Playbacks, einiges ganz einfach "überpinseln" können. Dies tat die Band aber ganz bewusst nicht und das ist auch gut so. PHIL COLLINS' Stimme war gut drauf, die nötige Unterstützung lieferten PATRICK SMYTH und DANIEL PEARCE überzeugend und souverän. So war dieses Abschiedskonzert im Zusammenspiel dreier Sänger sowie der Band absolut authentisch und ebenso einzigartig.

Die unzähligen, glücklichen und fröhlichen Gesichter am Ausgang der ZAG Arena bestätigten meine Gedanken ... Ein würdiger Abschied einer Musiklegende.



Setlist:
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setlist

 

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